Ferdinand Gregorovius
Corsica
Ferdinand Gregorovius

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Fünftes Kapitel.

Napoleon als eifriger Demokrat.

So oft Napoleon zum Besuch nach Ajaccio kam, lebte er gern in Milelli, einem den Bonaparte gehörigen Landhause nahe bei Ajaccio, wo man noch heute den alten Eichbaum sieht, unter welchem der Jüngling zu sitzen, zu träumen, zu grübeln pflegte.

Da kam die Revolution in Frankreich, der Sturm auf die Bastille, der Umsturz der bestehenden Dinge.

Der junge Napoleon warf sich mit der ganzen Leidenschaft seines Wesens in die Bewegung der Geister. Das Schicksal aber hatte ihn zu anderen Dingen aufgespart, als in dem Kampf der Parteien frühe sich aufzureiben. Von Paris fern und auf seiner kleinen Insel mußte er die ersten Stürme der neuen Zeit gleichsam vorbereitend mitleben. Corsica wurde seine Schule.

Wir finden ihn in Ajaccio wieder als feurigen Revolutionär, in den Clubs Reden halten, Adressen schreiben, die Nationalgarde einrichten helfen.

Ajaccio war damals der Mittelpunkt der corsischen Revolutionäre, das Haus Bonaparte bald ihr Versammlungsort, die beiden Brüder Joseph und Napoleon Führer der Demokratie. Die Stadt war in Aufruhr. Ihre Bewegung schien dem General Barrin, welcher die Insel befehligte, so bedrohlich, daß er Gaffori's Sohn, den Marschall Francesco abschickte, sie zu zügeln. Gaffori hatte keinen Erfolg, vielmehr war er froh im Hause Bacciocchi's, des nachherigen Fürsten von Lucca und Piombino, Schutz zu finden.

Napoleon und Joseph versammelten indeß die demokratische Partei in der Kirche San Francesco und erließen ein Glückwunschschreiben an die Constituante, worin zugleich die bittersten Beschwerden gegen die bisherige Regierung in Corsica und die Forderung ausgesprochen wurden, die Insel zu einem Teile Frankreichs zu erklären.

Napoleon erkannte seine Zeit; dem corsischen Patriotismus entsagend, wurde er entschieden Franzose und warf sich der Revolution in die Arme.

Im November 1789 kehrte er nach Valence zurück, und bald darauf ist er wieder in Ajaccio, wo Joseph, während man die Nationalgarde einrichtete, sich eifrig um eine Officierstelle bemühte. Marius Peraldi, der reichste Mann Ajaccio's und Feind der Bonaparte, wurde zum Obersten erwählt, Joseph aber Officier.

Mittlerweile hatte man in Corsica den Antrag gemacht, die Verbannten zurückzurufen, und auf Betreiben der beiden Brüder Bonaparte und des Abbate Coti ernannte die Landesversammlung vier Deputirte, welche Pasquale in Frankreich einholen und nach der Insel geleiten sollten; unter ihnen befand sich Peraldi, und Napoleon wie Joseph schlossen sich den Boten an.

Als Paoli nach Paris gekommen war, hatte die Constituante am 1. December 1789 die Einverleibung der Insel in Frankreich bereits ausgesprochen, und dies Decret machte ihrer politischen Selbständigkeit für immer ein Ende. Mirabeau und der Corse Saliceti, Abgeordneter des dritten Standes, der nachher berühmt gewordene Minister Murats in Neapel, hatten diesen Antrag gestellt.

Napoleon selbst eilte Paoli in Marseille zu bewillkommnen und war Zeuge der Freudentränen, welche der edle Patriot vergoß, als er im Cap Corso seinen vaterländischen Boden wieder betrat. Eine Landesversammlung kam in Orezza zusammen. Napoleon und sein Feind, der junge Carlo Andrea Pozzo di Borgo, verdienten sich hier die ersten Sporen als öffentliche Redner. Schon um seines Vaters willen mußte er die Aufmerksamkeit Paoli's erregen, der über die glänzende Urteilskraft des Jünglings erstaunt, von ihm gesagt haben soll: dieser junge Mann wird seine Laufbahn machen, es fehlt ihm nur die Gelegenheit um ein Mensch des Plutarch zu sein. Man erzählt, daß Pasquale in eine Locanda einkehrte, und die Zimmer in Unordnung findend sich vom Wirt sagen ließ: ein junger Mann, Bonaparte, sei vor ihm hier gewesen, der habe Tag und Nacht geschrieben und wieder zerrissen, in Unruhe auf und ablaufend, dann sei er fort auf das Schlachtfeld bei Ponte Nuovo.

Napoleon hatte es an nichts fehlen lassen, um seinem Bruder Joseph zur Präsidentenstelle des Districts Ajaccio zu verhelfen; als ein gewandter Parteimann hatte er die Ortschaften bereist, Stimmen geworben und Geld gespendet.

In Ajaccio war er unermüdlich thätig, den republikanischen Club in Atem zu halten, die Priester und die Aristokraten zu überwältigen. Es gab zwischen beiden Parteien blutige Kämpfe; Napoleon schwebte in Lebensgefahr, ein Officier der Nationalgarde wurde neben ihm getödtet. Er erzählte die näheren Umstände selbst in einem Manifest. Mehrere Tage lang dauerte das Blutvergießen und mehrmals stand das Leben der Bonaparte auf dem Spiel.

Napoleon galt als die Seele des Clubs. Gleich den jungen Politikern unserer jüngsten Vergangenheit, sehen wir ihn ein Pamphlet gegen einen Aristokraten schleudern. Es war dies der Graf Matteo Buttafuoco, derselbe welcher Rousseau nach Vescovato eingeladen, welcher zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges der Corsen in französischen Diensten gestanden und dem Landesfeinde gegen seine eignen Landesbrüder seinen Arm geliehen hatte. Er war corsischer Adelsdeputirter, hatte gegen die Vereinigung der Stände in Versailles gestimmt und sich auch sonst durch seine aristokratischen Meinungen verhaßt gemacht. Gegen diesen Mann nun schrieb der junge Napoleon zu Milelli ein Manifest, welches er in Dôle drucken ließ und dann dem Club in Ajaccio zusandte. Das überschwängliche, doch sachlich wol begründete Pamphlet ist ein merkwürdiger Beitrag zur Kenntniß Napoleons. Es hat all' den Schwung der jungen Revolutionäre, und wie ich es las in dieser Einsamkeit Ajaccio's, erweckte es mir die heitersten Erinnerungen aus den Jahren 1848 und 1849. Aber es ist mehr als das bloße Libell eines jungen Demagogen, es ist das Exercitium für kaiserliche Edicte, es ist der Kaiser selbst als Embryo. Man kann das Schriftstück nicht entbehren, wenn man Napoleons Werden von der jugendlichen Entwicklung an erkennen will.

Brief des Herrn Bonaparte an Herrn Matteo Buttafuoco,
Deputirten Corsica's zur Nationalversammlung.

Mein Herr!

Von Bonifazio bis zum Cap Corso, von Ajaccio bis nach Bastia ist nur ein Chorus von Verwünschungen gegen Sie. Ihre Freunde verbergen sich, Ihre Verwandten verleugnen Sie, und der Verständige selbst, der sich von der Volksmeinung nie meistern läßt, ist diesmal von der allgemeinen Erbitterung mit fortgerissen.

Was haben Sie denn gethan? Welches sind denn die Verbrechen, die einen so allgemeinen Unwillen, ein so vollständiges Verlassen rechtfertigen können? das mein Herr, will ich eben ergründen und mich Ihres eignen Lichtes bedienen.

Die Geschichte Ihres Lebens, zum mindesten seit Sie auf den Schauplatz der Angelegenheiten geworfen sind, ist bekannt. Ihre Hauptzüge sind hier in Blutcharakteren gezogen. Indeß es gibt weniger bekannte Einzelheiten; ich könnte also irren, doch rechne ich auf Ihre Nachsicht und Ihre Zurechtweisung.

In den Dienst Frankreichs getreten, kamen Sie zurück Ihre Verwandten zu sehen; Sie fanden die Tyrannen niedergeschlagen, die Nationalregierung eingesetzt, und die Corsen, von großen Gesinnungen beherrscht, dem öffentlichen Wol um die Wette tägliche Opfer bringen. Sie ließen sich durch die allgemeine Gährung nicht verführen; weit entfernt, Sie hörten nur mit Mitleiden dies Geschwätz von Vaterland, Freiheit, Unabhängigkeit, Constitution, mit dem man selbst unsre letzten Bauern aufgebläht hatte. Ein tiefes Nachdenken hatte Sie seitdem diese künstlichen Empfindungen schätzen gelehrt, welche sich nur mit dem allgemeinen Schaden aufrecht erhalten. In Wahrheit, der Bauer soll arbeiten und nicht den Helden machen, wenn er nicht vor Hunger sterben, wenn er seine Familie erziehn und die Gesetze achten soll. Was die Personen betrifft, welche durch ihren Rang und ihr Glück zum Regieren berufen sind, so ist es unmöglich, daß sie lange Zeit so dumm sein sollten, ihre Gemächlichkeit und ihr Ansehn einem Hirngespinnst zu opfern, und daß sie sich erniedrigen sollten, einem Schuhflicker zu schmeicheln, um den Brutus zu spielen. Indeß, als Sie auf den Plan verfielen, Herrn Paoli zu fesseln, mußten Sie heucheln. Herr Paoli war der Mittelpunkt aller Bewegungen des Staatskörpers. Wir wollen ihm Talent, selbst ein gewisses Genie nicht absprechen: er hatte eine Weile die Angelegenheiten der Insel auf einen guten Stand gebracht; er hatte eine Universität gestiftet, wo man vielleicht das erste Mal seit der Schöpfung in unsern Bergen die Wissenschaften lehrte, welche der Entwicklung unsrer Vernunft förderlich sind; er hatte eine Eisengießerei, Pulvermühlen, Befestigungen eingerichtet, welche die Verteidigungsmittel vermehrten; er hatte Häfen geöffnet, welche den Handel ermutigend den Landbau hoben; er hatte eine Marine geschaffen, welche unsre Verbindungen begünstigte, indem sie den Feinden verderblich war. Alle diese Einrichtungen waren in ihrem Entstehen nur das Anzeichen von dem, was er eines Tages würde geschaffen haben. Die Einheit, der Friede, die Freiheit waren die Vorläufer des Nationalglücks, wenn nichtsdestoweniger eine schlecht eingerichtete, auf falschen Grundlagen gebaute Regierung nicht das noch sicherere Vorzeichen des Unglücks gewesen wäre, in welches die Nation stürzen mußte.

Der Traum Paoli's war, den Solon zu machen; aber er hatte sein Vorbild schlecht getroffen. Er hatte alles in die Hände des Volks oder seiner Vertreter gelegt, so daß man nicht bestehen konnte als durch sein Gefallen. Seltsamer Irrtum, welcher einem rohen Löhner einen Mann unterwirft, der durch seine Erziehung, durch seine glänzende Geburt und sein Glück allein zum Herrscher gemacht ist. In die Länge kann eine so fühlbare Verkehrung der Vernunft nicht ermangeln, die Auflösung des Staatskörpers herbei zu ziehn, nachdem sie ihn durch aller Art Uebel in Aufruhr gebracht hat.

Nach Wunsch erreichten Sie Ihren Zweck. Herr Paoli, von Enthusiasten und Schwindelköpfen unaufhörlich umgeben, stellte sich nicht vor, daß man eine andere Leidenschaft als den Fanatismus der Freiheit und der Unabhängigkeit haben könne. Sie fanden gewisse französische Verbindungen mit ihm, und er nahm sich nicht Zeit, die Grundsätze Ihrer Moral näher zu prüfen als Ihre Worte. Er ließ Sie ernennen, um in Versailles wegen des Abkommens zu unterhandeln, das unter Vermittlung dieses Cabinets in Gang kam. Herr von Choiseul sah Sie und erkannte Sie. Die Seelen von einem gewissen Gepräge weiß man im Augenblick zu schätzen. Bald verwandelten Sie sich aus dem Vertreter eines freien Volkes in den Commis eines Satrapen; Sie teilten ihm die Aufträge, die Plane, die Geheimnisse des Cabinets von Corte mit.

Diese Aufführung, welche man hier niedrig und schamlos findet, finde ich für meine Person ganz einfach; doch in jeder Art von Angelegenheit kommt es darauf an zu verstehen und mit kaltem Blut zu urteilen.

Die Prude richtet die Coquette, und man verspottet sie darob; das ist in wenig Worten Ihre Geschichte.

Ein Mensch von Grundsätzen beurteilt Sie nach dem Schlimmsten, aber Sie glauben nicht an Menschen von Grundsätzen. Der Gewöhnliche, welcher stets durch tugendhafte Demagogen verführt wird, kann von Ihnen nicht gewürdigt sein, der Sie an Tugend nicht glauben. Man darf Sie nur durch Ihre eignen Grundsätze verurteilen, wie einen Verbrecher durch die Gesetze; aber diejenigen, welche sein sind, finden in Ihrer Handlungsweise nichts als große Einfältigkeit: das kommt also auf das schon Gesagte hinaus, daß man in jeder Art von Angelegenheit zuerst verstehen, und dann mit Ruhe urteilen soll. Im übrigen können Sie nicht minder siegreich sich verteidigen, denn Sie haben nicht das Ansehn eines Cato oder Catinat begehrt; es genügt Ihnen zu sein wie eine gewisse Welt; und in dieser gewissen Welt ist es Herkommen, daß der, welcher Geld haben kann und das nicht benutzt ein Einfaltspinsel ist; denn das Geld verschafft alles Vergnügen der Sinne, und das Vergnügen der Sinne ist das allein Schätzenswerte. Also Herr von Choiseul, welcher sehr freigebig war, gestattete Ihnen nicht zu widerstehen, als Ihr lächerliches Vaterland nach seiner lustigen Gewohnheit Sie für Ihre Dienste mit der Ehre ihm zu dienen bezahlte.

Als der Vertrag von Compiègne abgeschlossen war, landeten Herr von Chauvelin und 24 Bataillone auf unsern Küsten. Herr von Choiseul, dem es auf die Schnelligkeit der Unternehmung gar sehr ankam, geriet so sehr in Unruhe, daß er diese Erregung Ihnen nicht verhelen konnte. Sie rieten ihm, Sie mit einigen Millionen herzuschicken. Wie Philipp mit seinem Maulesel Städte einnahm, versprachen Sie ihm alles ohne Hindernisse zu unterwerfen . . . . Gesagt, gethan; und über das Meer eilend, warfen Sie die Maske ab, und das Gold und das Gnadendiplom in der Hand, zettelten Sie mit denen Unterhandlungen an, welche Sie für die zugänglichsten hielten.

Das corsische Cabinet stellte sich nicht vor, daß ein Corse sich selbst mehr lieben könne als das Vaterland, es hatte Sie mit seinen Interessen beauftragt. Indem Sie Ihrerseits sich nicht vorstellten, daß ein Mensch das Geld und sich selbst nicht mehr lieben könne als das Vaterland, verkauften Sie sich und hofften alle zu kaufen. Tiefer Moralist, Sie wußten was der Fanatismus eines Jeden gelte; als einige Pfunde Gold mehr oder weniger wechselten in Ihren Augen die verschiedenen Charaktere.

Indeß Sie täuschten sich; der Schwache wurde wol erschüttert, aber er ward durch die schreckliche Idee den Busen des Vaterlandes zu zerfleischen entsetzt. Er bildete sich ein, den Vater, den Bruder, den Freund, der in seiner Verteidigung umkam, seinen Grabstein erheben zu sehn, um ihn mit Flüchen zu ersticken. Diese lächerlichen Vorurteile waren mächtig genug, Sie in ihrem Lauf aufzuhalten. Sie seufzten es mit einem kindischen Volk zu thun haben; aber, mein Herr, diese Verfeinerung von Empfindungen ist der Menge nicht gegeben; so lebt sie in der Armut und in dem Elend, während der kluge Mensch so bald ihm nur die Uebelstände einigermaßen günstig werden, sich schnell zu erheben weiß. Das ist ungefähr die Moral Ihrer Geschichte.

Indem Sie von den Hindernissen Rechenschaft gaben, welche sich der Verwirklichung Ihrer Versprechen entgegenstellten, machten Sie den Vorschlag das Regiment Royal-Corse hieher kommen zu lassen. Sie hofften, daß sein Beispiel unsre zu guten und zu einfältigen Bauern bekehren würde, daß es sie an eine Sache gewöhnen würde, in der sie so viel Widerstrebendes fanden; auch in dieser Hoffnung wurden Sie noch getäuscht. Haben nicht die Rossi, Marengo und einige andere Narren dieses Regiment bis so weit begeistert, daß die gesammten Officiere durch eine authentische Acte erklärten, lieber ihre Diplome zurückzuschicken als ihren Eid oder noch heiligere Pflichten zu verletzen?

Sie fanden sich auf Ihr alleiniges Beispiel beschränkt. Ohne aus der Fassung zu kommen, warfen Sie sich an der Spitze einiger Freunde und einer französischen Abteilung nach Vescovato; aber der schreckliche Clemens jagte Sie aus dem Nest. Sie zogen sich nach Bastia zurück mit den Gefährten ihres Abenteuers und ihrer Familie. Dieser kleine Vorfall brachte Ihnen wenig Ehre; Ihr Haus und die Häuser Ihrer Genossen wurden verbrannt. In Ihrem Sicherheitsort spotteten Sie über diese Anstrengungen der Ohnmacht.

Man will Ihnen hier dreist zumuten, daß sie Royal-Corse gegen seine Brüder haben bewaffnen wollen. Man will desgleichen wegen des geringen Widerstandes in Vescovato Ihnen den Mut absprechen. Diese Beschuldigungen sind wenig begründet; denn die erste ist eine unmittelbare Folge, ist ein Mittel der Ausführung Ihrer Plane, und wie wir behauptet haben, daß Ihre Handlungsweise sehr simpel gewesen sei, so folgte daraus, daß diese nebensächliche Beschuldigung gehoben ist. Was den Mangel an Mut betrifft, so sehe ich nicht daß der Vorgang in Vescovato ihn bestätigt; Sie gingen nicht dahin um im Ernst einen Krieg zu führen, sondern um durch Ihr Beispiel diejenigen zu ermutigen, welche in der Gegenpartei schon wankten. Und dann, welches Recht hatte man zu verlangen daß Sie die Frucht zweier Jahre von guter Aufführung daran setzten, um sich tödten zu lassen wie einen Soldaten; aber Sie mußten in Bewegung geraten, da Sie Ihr Haus und die Häuser Ihrer Freunde die Beute der Flammen werden sahen. Guter Gott! wann werden die dummen Menschen aufhören auf alles Wert legen zu wollen? Indem Sie Ihr Haus brennen ließen, zwangen Sie Herrn von Choiseul Sie zu entschädigen. Die Erfahrung hat die Richtigkeit Ihrer Rechnung bestätigt; weit über den Wert des Verlornen hat man Sie bezahlt. Es ist wahr daß man sich beklagt, daß Sie alles für sich in Anspruch nahmen und nur eine Kleinigkeit den Elenden gaben, welche Sie verführt hatten. Um zu wissen was Sie thun durften, ist es nur zu wissen nötig, ob Sie es mit Sicherheit thun konnten; nun, arme Leute, welche Ihres Schutzes so sehr benötigt waren, waren weder in der Lage Forderungen zu machen, noch selbst das Unrecht, das man Ihnen anthat, deutlich genug einsehen zu können; sie konnten nicht die Mißvergnügten machen und gegen Ihre Autorität sich auflehnen; ein Abscheu ihren Landsleuten, wäre ihre Rückkehr nicht einmal sicher gewesen. Es ist also wol natürlich daß wenn Sie so einige Tausend Thaler fanden, Sie dieselben nicht entwischen ließen; das wäre eine Dummheit gewesen.

Die Franzosen, trotz ihres Goldes, ihrer Diplome, der Disciplin ihrer zahlreichen Bataillone, der Leichtigkeit ihrer Schwadronen, der Geschicklichkeit ihrer Artillerie geschlagen, vernichtet bei Penta, bei Vescovato, bei Oreto, bei S. Nicolao, bei Borgo, Borbaggio, Oletta, verschanzten sich äußerst entmutigt. Der Winter, die Zeit ihrer Ruhe, war für Sie, mein Herr, die der größten Arbeit; und wenn Sie über die Hartnäckigkeit der Vorurteile nicht triumphiren konnten, welche in dem Geist des Volks tiefe Wurzeln geschlagen haben, so gelang es Ihnen, einige seiner Häupter zu verführen, denen Sie, obwol mit Mühe, ihre guten Gesinnungen zu rauben vermochten, was, vereint mit den 30 Bataillonen, die im folgenden Frühjahr Herr de Vaux mit sich brachte, Corsica unter das Joch warf, Paoli und die Begeistertsten zum Rückzuge zwang.

Ein Teil der Patrioten war gefallen während der Verteidigung ihrer Unabhängigkeit, ein anderer hatte ein proscribirtes Land, jetzt das ekle Nest der Tyrannen, geflohen; aber eine große Zahl hatte weder sterben noch fliehen dürfen: sie waren der Gegenstand der Verfolgungen. Seelen, welche man nicht hatte bestechen können, waren von einem anderen Gepräge. Man konnte die französische Herrschaft nur auf ihrer vollständigen Vernichtung befestigen. Ach! dieser Plan wurde nur zu pünktlich ausgeführt. Die Einen starben als Opfer der Verbrechen, die man ihnen unterschob; die andern durch die Gastfreundschaft und das Vertrauen verraten, hauchten auf dem Schaffot ihre Seufzer aus, ihre Tränen unterdrückend. In großer Zahl durch Narbonne-Fritzlar in den Turm von Toulon gesperrt, durch schlechte Nahrung vergiftet, durch ihre Ketten gemartert, mit den unwürdigsten Mißhandlungen überhäuft, lebten sie einige Zeit in den Krämpfen des Todeskampfes, nur um den Tod mit langsamem Schritte sich nahen zu sehn . . . O Gott, Zeuge ihrer Unschuld, warum hast du dich nicht zu ihrem Rächer gemacht!

In diesem allgemeinen Elend, mitten unter dem Geschrei und dem Seufzen dieses unglücklichen Volkes fingen Sie unterdeß an, die Frucht Ihrer Mühen zu genießen. Ehren, Würden, Pensionen regneten auf Sie, Ihre Besitztümer würden sich noch reißender vermehrt haben, wenn nicht die Dubarry, Herrn von Choiseul stürzend, Sie eines Protectors, eines Schätzers Ihrer Dienste beraubt hätte. Der Schlag entmutigte Sie nicht; Sie kehrten von der Seite des Bureaus wieder; Sie erkannten allein die Notwendigkeit emsiger zu sein. Man fühlte sich dadurch geschmeichelt, Ihre Dienste waren so bekannt! . . . . Alles ward Ihnen zugestanden. Nicht zufrieden mit dem Teiche von Biguglia, verlangten Sie einen Teil der Ländereien mehrer Gemeinden. Warum wollten Sie diese ihrer berauben? fragt man. Ich meiner Seits frage, welche Rücksichten durften Sie für eine Nation nehmen, von der Sie wußten, daß sie Sie verabscheue?

Ihr Lieblingsplan war die Insel unter zehn Barone zu teilen. Wie! nicht genug, daß Sie die Ketten Ihres Vaterlandes hatten schmieden helfen, Sie wollten sie auch der absurden Feudalherrschaft unterwerfen! Aber ich lobe Sie, daß Sie den Corsen das größte Uebel zufügten, das Ihnen möglich war; Sie waren in einem Kriegsstande mit ihnen, und im Kriegsstand ist es Grundsatz, Schaden thun zu seinem Vorteil.

Doch gehen wir über alle diese Miseren hinweg; kommen wir zur Gegenwart und endigen wir einen Brief, welcher durch seine schreckliche Länge Sie zu ermüden nicht verfehlen wird.

Die Lage der Dinge Frankreichs weissagte außerordentliche Ereignisse; Sie fürchteten ihren Rückschlag in Corsica. Dieselbe Raserei, von welcher wir vor dem Kriege besessen waren, begann zu Ihrem großen Aerger dieses liebenswürdige Volk außer sich zu bringen. Sie begriffen die Folgen davon; denn wenn die großen Gesinnungen die Meinung beherrschten, wurden Sie aus einem rechtschaffenen Manne nur ein Verräter, und noch schlimmer, wenn die großen Gesinnungen das Blut unserer warmen Mitbürger in Bewegung setzten; wenn je eine nationale Regierung daraus folgte, was wurde aus Ihnen? Ihr Gewissen also begann Sie zu beunruhigen. Erschreckt, niedergeschlagen, gaben Sie sich doch nicht auf; Sie entschlossen sich Alles gegen Alles zu setzen, aber Sie thaten es als ein Mann von Kopf; Sie nahmen ein Weib, um Ihren Halt zu vergrößern. Ein Ehrenmann, welcher auf Ihr Wort seine Schwester Ihrem Neffen gegeben hatte, sah sich hintergangen. Ihr Neffe, dessen väterliches Gut Sie verschlungen hatten, um ein Erbe zu vermehren, welches das seinige sein sollte, fand sich mit einer zahlreichen Familie ins Elend gesetzt.

Nachdem Sie Ihre häuslichen Angelegenheiten geordnet hatten, warfen Sie einen Blick auf das Land. Sie sahen es von dem Blute seiner Martyrer rauchen, bedeckt mit vielen Opfern und überall nur Rachegedanken atmen. Aber Sie sahen hier den wilden Soldaten, den frechen Schreiber, den gierigen Steuereinnehmer ohne Widerspruch herrschen und den Corsen unter der dreifachen Kettenlast nicht zu denken wagen weder an das, was er war, noch an das, was er noch sein konnte. In der Freude Ihres Herzens sagten Sie sich: die Sachen gehn gut, es handelt sich nur darum, sie so zu erhalten, und augenblicks verbanden Sie sich mit dem Soldaten, mit dem Schreiber und mit dem Zollpächter. Es war von nichts mehr die Rede, als darauf zu denken, Deputirte zu haben, welche von diesen Gesinnungen beseelt waren; denn was Sie selbst betraf, so konnten Sie nicht glauben, daß eine Ihnen feindliche Nation Sie zu ihrem Vertreter wählte. Aber Sie sollten die Meinung ändern, als die Berufungsschreiben durch eine vielleicht absichtliche Dummheit feststellten, daß der Adelsdeputirte in einer allein aus 22 Personen zusammengesetzten Versammlung gewählt werden solle; es handelte sich nur darum, 12 Stimmen zu gewinnen. Ihre Mitverbündete vom hohen Rat waren äußerst thätig: Drohungen, Versprechungen, Liebkosungen, Geld, alles ward aufgeboten: Sie gewannen das Spiel. Die Ihrigen waren in den Communen nicht so glücklich: der erste Präsident fiel durch, und zwei in ihren Ideen schwärmende Menschen – der Eine war Sohn, Bruder, Neffe der eifrigsten Verteidiger der Volkssache; der andere hatte Sionville und Narbonne gesehn, und über seine Ohnmacht seufzend, war seine Seele mit den Schrecken, die er hatte ausüben sehen, erfüllt – diese beiden Menschen wurden aufgestellt und begegneten den Wünschen der Nation, deren Hoffnung sie wurden. Der geheime Unwille, die Wut, welche bei Ihrer Ernennung Alle angriff, macht Ihren Ränken und dem Credit Ihrer Verbündeten Ehre.

Als Sie in Versailles angekommen waren, wurden Sie ein eifriger Royalist; in Paris mußten Sie mit einem fühlbaren Kummer sehen, daß die Regierung, welche man auf so vielen Trümmern errichten wollte, dieselbe war, die man bei uns in so viel Blut ertränkt hatte.

Die Anstrengungen der Schlechten waren unmächtig; die neue Constitution, von Europa bewundert, ist die Sorge jedes denkenden Wesens geworden. Es blieb Ihnen nur noch eine Rettung, und die war glauben zu machen, daß diese Verfassung für unsere Insel nicht passe, da sie doch genau dieselbe war, welche so gute Erfolge bewirkte, und die uns zu entreißen es so vielen Bluts bedurfte.

Alle Abgeordneten der alten Verwaltung, welche in Ihren Plan natürlich eingingen, dienten Ihnen mit aller Wärme des persönlichen Eigennutzes. Man faßte Denkschriften ab, in denen man behauptete, die Vorteile zu erfahren, welche für uns die bestehende Regierung hätte, und in denen man darstellte, daß jede Veränderung dem Wunsche des Volks zuwider sei. In derselben Zeit hatte die Stadt Ajaccio Wind von dem, was man anzettelte: sie erhob ihr Haupt, schuf ihre Nationalgarde und ihr Comité. Dieser unerwartete Zwischenfall brachte Sie in Schrecken. Die Gährung teilte sich überall mit. Sie beredeten den Minister, vor dem Sie in Angelegenheiten Corsica's die Einsicht voraus hatten, daß es nötig sei, Ihren Schwiegervater, Herrn Gaffori, dahin zu schicken, den würdigen Vorläufer des Herrn Narbonne, welcher an der Spitze seiner Truppen die Unverschämtheit hatte, mit Gewalt die Tyrannei aufrecht halten zu wollen, die sein verstorbener Vater, glorreichen Andenkens, durch sein Genie geschlagen und niedergeworfen hatte. Unzählige Schnitzer ließen die Mittelmäßigkeit der Talente Ihres Schwiegervaters nicht verborgen bleiben: er besaß nur die Kunst, sich Feinde zu machen. Allerseits sammelte man sich gegen ihn. In dieser dringenden Gefahr erhoben Sie Ihre Blicke und sahen Narbonne. Narbonne hatte, einen günstigen Augenblick benützend, den Plan gefaßt, in einer Insel, welche er durch unerhörte Grausamkeiten verwüstet hatte, den Despotismus zu befestigen, welcher sein Gewissen quälte. Sie stimmten ihm bei: der Plan ist entworfen, 5000 Mann haben Befehl erhalten; die Decrete, das Provinzialregiment um ein Bataillon zu vermehren, sind geschrieben; Narbonne ist abgereist. Dieses arme Volk, ohne Waffen, ohne Mut, ist ohne Hoffnung und ohne Hülfsquellen den Händen dessen überliefert, der sein Henker war.

O unglückselige Mitbürger! welcher gehässigen List solltet ihr zum Opfer fallen! ihr würdet sie gemerkt haben, wenn es zu spät war. Welches Mittel, ohne Waffen 10,000 Menschen zu widerstehn? Ihr selber hättet eure Entehrung unterschrieben, die Hoffnung wäre entflohen, die Hoffnung wäre erstickt, und Tage des Unheils wären unablässig sich gefolgt.

Das freie Frankreich hätte euch mit Verachtung angesehen, das bekümmerte Italien mit Unwillen, und Europa, über diese beispiellos tiefe Erniedrigung erstaunt, hätte aus seinen Annalen die Züge gestrichen, welche eurer Tugend Ehre machen. Aber eure Gemeindeabgeordnete durchdrangen den Plan und gaben euch zur rechten Zeit Kunde. Ein König, welcher stets nur das Glück seiner Völker wünschte, durch Herrn Lafayette, diesen standhaften Freund der Freiheit, aufgeklärt, wußte die Ränke eines treulosen Ministers zu vernichten, den die Rache fortwährend antrieb, euch zu schaden. Ajaccio zeigte sich in seiner Zuschrift entschlossen; dort war mit so viel Energie der klägliche Zustand dargestellt, in welchen euch das am meisten despotische Regiment gebracht hatte. Das bis dahin noch schlummernde Bastia erwachte beim Geräusch der Gefahr und ergriff die Waffen mit dieser Entschlossenheit, welche es immer ausgezeichnet hat. Arena kam von Paris nach der Balagna, voll von diesen Gesinnungen, welche alles zu unternehmen und keine Gefahr zu fürchten fähig machen. Die Waffen in der einen, die Decrete der Nationalversammlung in der andern Hand, machte er die öffentlichen Feinde erbleichen. Achille Murati, der Eroberer Capraja's, welcher die Verzweiflung bis nach Genua getragen hatte, dem, um ein Türenne zu sein, nur die Umstände und ein größerer Schauplatz fehlten, erinnerte die Gefährten seines Ruhms, daß es Zeit sei, ihn wieder zu gewinnen, daß das Vaterland in Gefahr nicht Ränke, die es nie verstand, sondern Eisen und Feuer nötig habe. Beim Geräusch eines so allgemeinen Stoßes, kehrte Gaffori in das Nichts zurück, aus dem ihn wider Willen List hatte hervorgehen lassen. Er zitterte in der Festung von Corte. Narbonne eilte von Lyon hinweg, in Rom seine Schande und seine höllischen Plane zu begraben. Wenige Tage später, und Corsica ist an Frankreich gekettet, Paoli zurückgerufen, und in einem Augenblick ändert sich die Aussicht und bietet euch eine Laufbahn, welche ihr zu hoffen nie würdet gewagt haben.

Verzeihen Sie, mein Herr, verzeihen Sie: ich habe die Feder ergriffen, um Sie zu verteidigen, aber mein Herz hat sich gewaltsam gegen ein System empört, in dessen Gefolge Verrat und Treulosigkeit waren. Und wie? Sohn dieses selben Vaterlandes, haben Sie nie Etwas für es gefühlt? Und wie? war Ihr Herz denn ohne Bewegung beim Anblick der Felsen, der Bäume, der Häuser, der Gegenden, welche die Schauplätze Ihrer Spiele in der Kindheit waren? Als Sie zur Welt kamen, trug dies Land Sie an seinem Busen, nährte Sie mit seinen Früchten. Als Sie in die Jahre der Vernunft kamen, setzte es auf Sie seine Hoffnung, ehrte es Sie mit seinem Vertrauen, sagte es zu Ihnen: »Mein Sohn, du siehst den elenden Zustand, in welchen mich die Ungerechtigkeit der Menschen versetzt hat: mich sammelnd in meiner Leidenschaft, gewinne ich die Kräfte wieder, welche mir eine sichere und unfehlbare Wiederherstellung versprechen; aber man bedroht mich aufs neu; eile, mein Sohn, eile nach Versailles, kläre den großen König auf, zerstreue seinen Argwohn, bitte ihn um seine Freundschaft.«

O wol! ein wenig Gold machte Sie zum Verräter an seinem Vertrauen, und bald sah man Sie um ein wenig Gold das vatermörderische Schwert in der Hand seine Eingeweide zerreißen. Ach! mein Herr, ich bin weit entfernt Ihnen Uebles zu wünschen: aber fürchten Sie . . . es gibt Gewissensbisse, welche rächen. Ihre Mitbürger, welche Sie verabscheuen, werden Frankreich aufklären. Die Güter, die Pensionen, Früchte Ihrer Verrätereien, werden Ihnen genommen sein. In der Abgelebtheit des Alters und des Elends, in der schauderhaften Einsamkeit des Verbrechens, werden Sie lange genug leben, um von Ihrem Gewissen gepeinigt zu sein. Der Vater wird Sie seinem Sohn, der Lehrer seinem Schüler zeigen, ihnen sagend: »Jünglinge, lernt das Vaterland, die Tugend, die Treue, die Menschlichkeit achten.«

Und Sie, deren Jugend, Anmut und Unschuld man bloß stellte, Ihr reines und keusches Herz zittert unter der Berührung einer Verbrecherhand? Achtungswerte und unglückliche Frau! . . . . . . . . . . . . . . . .

Bald wird die Ehrenkette und das Gepränge des Reichtums verschwinden; die Verachtung der Menschen wird sich auf Sie häufen. Werden Sie in der Brust dessen, welcher der Urheber davon ist, einen Trost suchen, dessen Ihre sanfte und liebende Seele nicht entbehren kann? Werden Sie in seinen Augen Tränen suchen, um sie mit den Ihren zu mischen? Wird Ihre bebende Hand, auf sein Herz gelegt, ihm die Bewegung des Ihrigen zu sagen suchen: Ach! wenn Sie bei ihm Tränen finden, werden es die der Gewissensangst sein. Wenn sein Herz schlägt, werden es die Krämpfe des Bösen sein, welcher stirbt, die Natur, sich und die Hand, welche ihn führt, verfluchend.

O Lameth! o Robespierre! o Petion! o Volney! o Mirabeau! o Barnave! o Bailley! o La Fayette! seht, das ist der Mensch, welcher es wagt an Eurer Seite zu sitzen. Ganz vom Blut seiner Brüder triefend, mit Verbrechen jeder Art besudelt, stellt er sich frech unter dem Generalskleide, dem ungerechten Lohn seiner Schurkereien, dar! Er wagt es sich Repräsentanten der Nation zu nennen, er der sie verkauft hat, und Ihr duldet es! Er wagt es die Augen zu erheben, Euren Reden zuzuhören, und Ihr duldet es! Wenn dies die Stimme des Volkes ist, so hatte er nie mehr als die von zwölf Edelleuten. Wenn dies die Stimme des Volkes ist, so mußte Ajaccio, Bastia und der größte Teil der Cantons dasjenige an seinem Bilde thun, was sie an seiner Person hatten thun wollen.

Aber Ihr, welche der Irrtum des Augenblicks, vielleicht der Mißbrauch der Minute verleitet, den neuen Veränderungen euch zu widersetzen, werdet Ihr einen Verräter leiden können; den, welcher unter der kalten Außenseite eines verständigen Mannes die Gier eines Lakaien verbirgt? Ich kann es mir nicht denken. Ihr werdet die ersten sein, ihn mit Schimpf und Schande fortzujagen, sobald man Euch über das Gewebe von Schurkereien wird aufgeklärt haben, dessen Künstler er gewesen ist.

Ich habe die Ehre, mein Herr, Ihr sehr unterwürfiger und sehr gehorsamer Diener zu sein.

Bonaparte.

Aus meinem Cabinet von Milelli,
im zweiten Jahre.

Aus meinem Cabinet von Milelli – – es klingt ganz imperatorisch. Man wird sagen müssen, daß dieser gewaltige Brief des 21jährigen Jünglings, halb Robespierre, halb Marat, den besten Pamphleten der Revolutionsberedsamkeit nimmer nachsteht.

Ich will hier bemerken, daß unter den sechs Deputirten Corsica's zum Convent, drei für die ewige Haft des unglücklichen Königs, zwei für Haft bis zum Frieden und Verbannung darnach, Cristoforo Saliceti allein für den Tod stimmten.


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