Ferdinand Gregorovius
Corsica
Ferdinand Gregorovius

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Dreizehntes Kapitel.

Mit Giampolo und Renuccio endete der Widerstand der corsischen Signoren. Der Adel der Insel sank, seine Burgen zerfielen, und kaum sieht man heute hie und da auf den Felsen Corsica's die schwarzen Mauern ragen, welche ehedem die Schlösser der Cinarca, der Istria, der Leca, der Ornani gewesen waren. Aber Genua hatte, indem es diesen fürchterlichen Feind zu Boden warf, einen weit schrecklicheren sich auf die Füße gestellt, dies war das corsische Volk selbst.

Uebrigens wanderten, als die Herrschaft der genuesischen Bank mit eiserner Schwere sich auf die Insel legte, viele thatkräftige Männer aus, um in der Fremde Ruhm und Ehre zu erwerben. Sie nahmen Dienste im Ausland und wurden namhaft als Feldhauptleute und Condottieri. Einige standen im Solde der Medici, andere in dem der Strozzi, oder sie dienten bei den Venetianern, in Rom, bei den Gonzaga, bei den Franzosen. Filippini nennt ihrer eine große Schar, darunter Guglielmo von Casabianca, Baptista von Leca, Bartelemy von Vivario mit dem Beinamen Telamon, Gasparino Ceccaldi, Sampiero von Bastelica. Ein Corse Arsano von Bastia machte besonderes Glück, da er als Renegat zum König von Algier sich aufschwang unter dem Namen Lazzaro. Dies ist um so wunderlicher, als gerade in dieser Zeit Corsica von den Barbaresken so viel zu leiden hatte, weshalb die Bank die ganze Insel mit Feuerwachen und Türmen umstellte und Porto Vecchio an der Südostküste zu einem Fort machte.

Nach den Kriegen mit Giampolo und Renuccio wurde Corsica durch die Bank anfangs milde regiert und erfreute sich einer guten Ordnung. Sie sandte jährlich einen Governatore auf die Insel, welcher in Bastia wohnte. Er hatte neben sich einen Vicar, einen Doctor der Rechte. Ihm gebührte die gesammte Verwaltung, die oberste richterliche und militärische Gewalt. Wiederum hatte er seine Leutnants in Calvi, Algajola, San Fiorenzo, Ajaccio, Bonifazio, Sartene, Vico, Cervione und Corte. Von ihrem Urteil konnte an ihn appellirt werden. Alle diese Behörden wechselten nach einem oder zwei Jahren. Zum Schutz des Volks gegen ihre Uebergriffe hatte man einen Syndicat eingesetzt, vor welchem Klage geführt werden durfte. War sie begründet, so konnten die Handlungen des Magistrats umgestoßen, er selbst mit Absetzung gestraft werden. Die Syndici waren sechs an der Zahl, drei aus dem Volk, drei aus dem Adel, sowol Corsen als Genuesen.

Außerdem hatte das Volk das wichtige Recht, die Zwölfmänner zu ernennen, und zwar jedesmal beim Wechsel der obersten Magistratur; zwölf nämlich für das Land diesseits, sechs für das Land jenseits der Berge. Diese Zwölfmänner vertraten die Rechte des Volks. so daß ohne sie nichts auf der Insel angeordnet, geändert und geschmälert werden durfte. Aus ihnen ging Einer als Orator oder Gesandter nach Genua.

Die Grundlage der Verfassung der Communen mit ihren Gemeindevätern und Podestà wurde nicht geändert, noch wurde die Volksversammlung (veduta oder consulta) abgestellt. Der Governator pflegte sie in Biguglia zu versammeln, so oft etwas allgemein Wichtiges angeordnet werden sollte.

Man sieht, diese Einrichtungen waren demokratischer Natur, ließen dem Volk Freiheit sich zu bewegen und Anteil an der Regierung, gaben ihm Halt an schützenden Gesetzen und zügelten die Willkür der Beamten. Und so konnte sich Corsica ihrer wol erfreuen, ja im Vergleich mit andern Ländern Europas mochte es hochbevorzugt erscheinen, wenn jene Gesetze wirklich gehandhabt wurden. Daß aber hier Genua bald, wie die Republik Venedig, den großen Fehler beging, seine auswärtigen Provinzen durch Tyrannei abzustoßen, statt sie durch Wolthaten an sich zu fesseln, werden wir in den folgenden Kapiteln sehn. Und bald stellte Corsica wider jene Republik seinen tapfersten Mann auf, einen der hervorragendsten Charaktere jenes Jahrhunderts.


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