Anonym (Frankreich)
Die hundert neuen Novellen
Anonym (Frankreich)

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11. Novelle
Der Weihrauch für den Teufel

Ein niederträchtiger, schmutziger, verächtlicher Eifersüchtiger, ich sage nicht Hahnrei, dessen Leben sich so behaglich anließ, wie Gott weiß und wie die andern mit diesem Übel Behafteten nachfühlen und die übrigen wahrnehmen und erzählen hören können, wußte nicht, zu wem er seine Zuflucht nehmen und wem er sich anheimgeben könnte, um Heilung von seiner elenden, schmerzlichen und sehr wenig bedauerten Krankheit zu finden.

Er machte heute eine Wallfahrt, morgen eine andere und ließ auch sehr oft durch seine Leute seine Andachten verrichten und Spenden darbringen, so vernarrt war er in sein Haus, wahrlich weniger als in seine Frau, die elend ihre Zeit mit ihrem verwünschten Mann verbrachte, dem argwöhnischsten Brummbär, dem jemals eine Frau sich verbunden hatte.

Eines Tages, als er sich überlegte, daß er verschiedenen Heiligen des Paradieses und unter andern dem gnädigen Herrn Sankt Michael viele Spenden gegeben und hatte geben lassen, kam ihm der Einfall, auch dem Bilde dessen eine zu machen, der unter seinen Füßen liegt, nämlich dem Teufel. Und tatsächlich befahl er einem seiner Leute, ihm eine große Wachskerze darzubringen und anzuzünden, indem er ihn bat, ihm gefällig zu sein.

Sein Befehl ward durch den Diener erfüllt, und ihm ward Bericht erstattet. Nun wohl, sagte er bei sich, ich will sehen, ob Gott oder der Teufel mich wird heilen können. Und in seiner gewöhnlichen Verdrossenheit legt er sich nach dieser letzten Spende neben seiner trefflichen Frau zur Ruhe. Und obwohl er viel grübelte und spintisierte, zwang ihn doch die Natur und machte ihre Rechte geltend; und er schlief recht fest.

Als er im tiefsten Schlafe lag, erschien ihm der, dem er an diesem Tage die Kerze dargebracht hatte, dankte ihm für die ihm jüngst gespendete Gabe und versicherte, daß ihm ein solches Opfer bisher nie dargebracht worden sei. Er sagte außerdem noch, seine Mühe sei nicht verloren und er werde erhalten, worum er nachgesucht. Und er steckte ihm, so erschien es dem andern, an einen Finger seiner Hand einen Ring, wobei er ihm sagte, daß, solange dieser Ring an seinem Finger sei, er niemals eifersüchtig sein noch auch je einen stichhaltigen Grund zur Eifersucht haben werde.

Nachdem die Vision verschwunden war, erwachte unser Eifersüchtiger und fand einen seiner Finger tief in dem Hintern seiner Frau stecken, worüber beide sehr erstaunt waren. Aber über das weitere Leben dieses Eifersüchtigen, über seine Begebenheiten, seine Manieren und seine Haltung schweigt diese Geschichte.

 


 


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