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Leopold Schefer (1784–1862)

Verwandlung

Nun die Nacht mit goldnem Auge
In die stillen Täler blickt
Und die Liebenden nun alle
Erst vereint und stillbeglückt,
Muß von ihr ich leider kehren,
Die mich gern, so gern behielt!
Ach, in ihrem Scheidekusse
Süß verrät, was sie mir fühlt!

Schöner Mond! Du Zaubrer, löse
Mir die menschliche Gestalt!
Busch und Blüten preß ich an mich –
Gib, o gib mir Geistsgewalt!
Diese Türme, diese Mauern
Dann durchschwebt ich leicht und flott,
Und mit wonnevollen Schauern
Würd ich dann bei ihr – zum Gott!

Das Lied vom Kusse

Ein Kuß ist ohnegleichen
Der Liebe wahrstes Zeichen
Und zartester Genuß!
Ist Anfang, Mitte, Ende,
Der Liebe Frühlingswende,
Der Bienen Veilchengruß.

Wer küßt, verheißt sein Leben
Dir auch so hinzugeben
Und Liebesüberfluß.
Ein Kuß vergilt viel Leiden,
Und für die süßesten Freuden
Dankt man mit einem Kuß.

Du kennst das Gold am Glanze,
Die Jungfrau an dem Kranze,
Das Weib ist wie ihr Mund!
Wie frisch sie leb und blühe,
Wie heiß sie lieb und glühe,
Das tut ihr Kuß dir kund.

Die Augen können trügen,
Die Worte können lügen,
Geschenke, die man gibt –
Ein Kuß nicht? – Auch! Doch wisset:
Wer nie dich recht geküsset,
Hat nie dich recht geliebt!


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