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Karl Knortz (1841–1917)

Im Winter

»Wie ists so kalt da draußen
Und so ein scharfer Wind!«
So sprach in meinem Schoße
Zu mir mein gutes Kind.

»Fühl meine Hände, Liebster,
Sind sie nicht grad wie Eis?«
»Ganz recht!« Doch ihre Küsse
Brannten niemals so heiß.

Eine geistreiche Schönheit

Geistreich ist die Frau, ich kann mir
Nicht erklären, wies gekommen,
Daß sie einen solchen dummen
Mann zum Ehgemahl genommen.

Geistreich ist die Frau und liebreich,
Wundervoll ist ihre Büste;
Häßlich ist ihr Mann, er macht das
Leben ihr zu einer Wüste.

Du hast recht! Die Frau ist geistreich;
Ihre Wahl dient zum Beweise:
Das Kamel ist stets das beste
Tier auf einer Wüstenreise!

Monolog eines heiratsfähigen Mädchens

Stille Beschauung, Voll stets die Taschen,
Liebeserbauung, Rein stets gewaschen,
Aussicht auf Trauung Ferne den Flaschen
Glücklich mich macht. Bleiben er muß.
Denn es ist Zeit schon, Stets sei er zärtlich,
Bin auch bereit schon Herzhaft und härtlich.
Sogar ans Kleid schon Kräftig=schnurrbärtlich
Hab ich gedacht. Brenne sein Kuß.

Jung nicht, auch alt nicht, Brav, nicht romantisch,
Heiß nicht, auch kalt nicht, Klug, nicht pedantisch,
Und von Gestalt nicht Froh, nicht bacchantisch
Groß und nicht klein; Sei mein Gesell.
Leute betrübend, Könnt ihr ergründen,
Andere liebend. Wo er zu finden,
Heiratsverschiebend Tut mirs verkünden,
Darf er nicht sein. Aber recht schnell!


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