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Ein alter Römer mit Namen Ovid
Hat einst ein Gedicht geschrieben.
Er hat das Gedicht »
Ars armandi« genannt,
Zu Deutsch: Die Kunst zu lieben.
Darinnen beschreibt er mit Grazie und Geist
Und mit Kenntnis der ganzen Materie,
Wie die Schwarzen, die Braunen, die Blonden man liebt –
Im einzelnen oder per Serie.
Gewiß, das ist alles ganz schön ja und nett,
Der Titel nur ist übertrieben:
Wie die Schwarzen, die Braunen, die Blonden man kirrt,
Ist das denn die Kunst zu lieben?
Mein lieber Ovid, ich sage es laut:
Du konntst deine Lehren dir sparen;
Wie die Schwarzen, die Braunen, die Blonden man liebt –
Da hat jeder sein eignes Verfahren.
Es liebt halt ein jeder nach seinem Geschmack –
Im einzelnen oder in Serien;
Der eine liebt ständig, tagaus und tagein,
Der andere gönnt sich mal Ferien.
Du bist ja längst tot, mein lieber Ovid,
Es wird dich darum nicht betrüben:
Wie die Schwarzen, die Braunen, die Blonden man kirrt,
Das ist nicht die Kunst zu lieben!
Das kann größtenteils man, alles von selbst,
Zum andern Teil lernt mans durch Üben –
Indes, daß man stets bleibt hübsch
ledig dabei,
Siehst du:
Das ist – die Kunst zu lieben!!
Schön Hilde war einst jung und rein,
Ein Mädchen sonder Makel.
Sie rupfte Gänseblümelein –
Der Liebe hold Orakel.
Dann schloß sie diesen »Fernverkehr«,
Das Leben ward ihr Lehrer;
Jetzt rupft sie keine Blumen mehr,
Jetzt rupft sie die – Verehrer.