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Philipp von Zesen (1619 – 1689)

Liebeslied

(Gekürzt)

Höre, Mond, du güldnes Licht,
Das nun durch den Abend bricht,
Scheine meiner Liebsten doch;
Blinkt, ihr Sterne,
Her von ferne,
Helft uns tragen dieses Joch.

Weil wir schon in süßer Ruh
Diesen Abend bringen zu,
Weil mich jetzt mein Aufenthalt
In den Armen
Läßt erwarmen,
Mag es immer werden kalt.

Nach der Kälte frag ich nicht,
Wenn ich dies mein Sonnenlicht
Annoch bei mir haben mag,
Mich erquicket,
Mich anblicket,
Bis sich zeigt der hohe Tag.

Oh, wie selig ist die Nacht!
Da mich dieses Licht anlacht;
Da ich ihren roten Mund
Bin geflissen,
Stets zu küssen,
Da mir alles ist vergunnt.

Ihre Liebe schenkt sie mir,
Und ich schenke wieder ihr
Meine Liebe, bis die Nacht
Von uns weichet,
Wenn verbleichet
Dieser güldnen Sterne Pracht.

Nun, du weiches Federzelt,
Das vor andern uns gefällt,
Laß verschwiegen sein die Lust,
Die wir üben
In dem Lieben,
Die nur dir und uns bewußt.


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