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Moritz August von Thümmel (1738-181?)

Die schrotgeladne Donnerbüchse hing,
Kam just zurück und sah mit Beben
Bei wenig Mondlicht, daß soeben
Ein ziemlicher Kumpan durchs Loch
Des Giebels in die Stube kroch.
Flugs schlug er seinen Knaller an
Und schoß den diebischen Kumpan
In lautem Zeterschrei herunter. –
Das ganze Bauernhaus ward munter;
Man kam mit Span und Licht herbei
Und fand, daß es des Nachbars Großknecht sei,
Der seine Liebesglut ihr, die des Nachts nicht schmollte,
Der Großmagd, hübsch erklären wollte.
Erschrocken rief der Bauer: »Sackerlot!
Das war ein Schuß, als wenn es hexte!
Ich hielt aufs siebente Gebot
Und traf daneben dicht ins sechste!«

Bitte eines Liebhabers
an seine junge Geliebte, mit der er schon einige Zeit versprochen
war

Du übertreibst, o Freundin meiner Jugend,
Den Reiz der Scham und Sittsamkeit,
Und in dem Fieber deiner Tugend
Betrügst du dich um Glück und Zeit.
Wie lange willst du noch, wie lange
Das treuste Band der Ehe fliehn,
Und mir zur Qual im kurzen Übergange
Vom Fräulein bis zur Frau – verziehn?
Du hörst mich nicht? Geliebte! o so höre
Doch deiner ersten Mutter Rat,
Sie, die das Maß der jungfräulichen Ehre
Am richtigsten gemessen hat.
Als sie der Herr, mit jedem Reiz umgeben,
Der dich jetzt schmückt, ins Leben rief,
Bewahrte sie dies jungfräuliche Leben
So lange nur, als Adam – schlief.

Das gleiche Glück der Ehe

Es teilten Matz und Adelheide
Stets unter sich Verdruß und Freude;

Jung lachte sie bei seinem Gram,
Er lachte, da ihr Alter kam.

So rechnet man in diesem Lande
Sehr oft das Glück im Ehestande.
Wenn sie verliert, gewinnt der Mann,
Der sonst verlor, wenn sie gewann!


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