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Johann Burkhard Mencke (Philander von der Linde) (1675–1732)

Hochzeitsgedicht

(Verändert)

Das Frauenvolk ist wie ein Wald
An Unterschied und Menge:
Da rühmt der eine die Gestalt,
Der andre ihre Länge,
Der lobet Tann und Eiche,
Und jener Busch und Sträuche!

So gehts im Leben auch gewiß,
Ein jeder liebt sein Mädchen:
Der liebet seine Dorilis,
Und der sein liebes Käthchen;
Der nimmt die Henriette
Voll Freuden mit ins Bette.

Zwar mancher pflegt wie jener Knecht
Sich lange zu bedenken:
Dem war kein Baum im Walde recht,
Dran er sich wollte henken.
Bald war er nicht ganz grade,
Bald wars um ihn zu schade.

Ein steifer Junggeselle muß
Den Schwarzwald bald passieren:
Das heißt, er muß Not und Verdruß
Und Einsamkeit kassieren
Und mit vergnügtem Herzen
Bei seiner Liebsten scherzen.

Passiert ihr oft den schwarzen Wald,
Wird schon die Furcht verschwinden;
Auch wird sich ohne Frage bald
Ein Passagier einfinden,
Der euch in eurem Leben
Wird tausend Freuden geben!

Eheliche Freuden

(gekürzt)

Ists schade, daß man Hochzeit macht,
Und daß ein Mädchen bei der Nacht
Uns an der Seite lieget?
Ja freilich, spricht die falsche Welt,
Die alles das für eitel hält.
Was Leib und Geist vergnüget.

Da reimt man immer auf die Eh
Ein jammervolles Ach und Weh;
Da weiß man ihre Plagen,
Wie sie gering auch mögen sein,
Als eine rechte Folterpein
Den Leuten vorzutragen.

Man spricht, daß Lieben Torheit sei
Und nennt es eine Sklaverei,
Ja, mancher sitzt viel lieber
Bei seinen Büchern ohne Weib
Und hasset diesen Zeitvertreib
Weit mehr als Pest und Fieber.

Indessen ist die Eh ein Stand,
Den Gott im Paradies erfand.
Dem Menschen zum Vergnügen.
Wie wär es nun wohl schade drum.
Wenn wir bei unserm Eigentum,
Bei unsrer Liebsten, liegen?

Joseph Anton Stranitzky (1678-1727)

Lediger Jungfer Klagelied

(Gekürzt und leicht erneuert)

Ach! ich arme Magd,
Heftig mich mein Unglück plagt,
Daß ich ohne Mann muß sein
Und soll schlafen stets allein!
Ei, es geht mit Macht
Überall bei Tag und Nacht
An ein Küssen
Und Begrüßen –
Nur ich Arme bin veracht.

Alles Wild im Wald
Scherzt und spielet mannigfalt;
Jeder Vogel in der Luft
Seinen Gatten zu sich ruft;
Alle Fisch im Meer
Schwimmen dicht gepaart einher.
Was sich reget,
Liebe heget –
Nur ich bin von Hoffnung leer.

Alles, alles liebt.
Nur ich Arme bin betrübt.
Keiner will mich lieben nicht,
Keiner freundlich mit mir spricht.
Ach, was fang ich an?
Ach, wer ist denn Ursach dran,
Daß ich liegen
Und mich schmiegen
Muß so lange ohne Mann?

Ich hab keine Schuld,
Daß mir fernbleibt Männerhuld.
Was den Mägdlein nur gebühret.
Damit bin ich ausstaffieret.
Ich seh aus fürwahr
Auch nicht wie ein teuer Jahr –
Was die Schönen
Kann bekrönen.
Fehlet mir nicht auf ein Haar.

Neue Modeschuh,
Schöne Schnallen auch dazu.
Was man nur erdenken kann,
Bunten Schlafrock leg ich an.
In die Kirch ich geh.
Auf dem Markt ich gerne steh.
Wo ich laufe.
Feilsche, kaufe,
Nur, daß jemand auf mich seh.

Alle Morgen früh
Fall ich nieder auf die Knie
Und ruf alle Götter an.
Mir zu geben einen Mann.
Mag er bucklig sein.

Haben auch ein halbes Bein,
Mag er hinken
Oder stinken –
Nur, daß ich nicht bleib allein.


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