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Fritz Brentano (1840–1914)

Heimkehr

Mein Bruder, wie bist du so bleich im Gesicht?
Deinen blonden Pagen, ich sehe ihn nicht,
Zerhauen dein Schwert, deine Helmzier geknickt,
Dein ritterlich Wams so eklig zerstückt;
Dein Gang so müde, dein Atem so schwer,
Mein Bruder, mein Bruder, wo kommst du her? -

»Ich komme, o Schwester, vom Maskenball,
Da gab es einen fidelen Krawall,
Meinen blonden Pagen, die Fleischermagd,
Ein Schuster hat ihn mir abgejagt;
Und als ich dagegen mich wehrte zur Stell,
Da hieß es: Haut ihn, den Schneidergesell!
Die Hiebe fielen – hart tobte der Strauß –
Gen Mitternacht flog ich zur Türe hinaus!«

(Originalbeitrag)

Mein Drache (Pfälzisch)

Als kleener Bu, do haw ich als,
Newe so annere Bosse,
Mit meine Freund Sunndags vorm Dor
Mein Drache schteige losse.

Deß war so unser Haubtblesier,
Vor Freed ham r als gschtrampelt,
Wann unser Drache himmelhoch
An dr Kordel hot gebambelt.

Emol, s war grad so n arriger Wind,
Haw ich zu fescht gezoge –
Do reißt die Kordel – un bardauz –
Is fort mein Drache gfloge.

Herrgott, haw ich dr do gegreint
Un noochgeguckt ins Blaue –
Un wie ich heemkumm, hot mich aach
Mein Vadder noch verhaue.

Jetzt geh ich Sunndags aach vors Dor,
Am Arm n alde Drache –
Mein Schwiegermudder – un muß noch
De Angenehme mache.

Deß is e Weibche! Vor de Leit,
Do dud se wie n Engel –
Awwer drheem, do hör ich nix
Wie Schenne un Gequengel.

Un wann se so holdselig grießt,
Do kann ichs nit verbeiße:
»Ach, liewer Gott, sei doch so gut,
Loß jetzt die Kordel reiße!«

(Originalbeitrag)


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