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Georg Ruseler (1866-1920)

Der Tunnel

Ein heilger Berg im deutschen Land,
Zu jeder Seit ein Kloster stand.
Das eine ganz im Schatten war,
Das andre in der Sonnen,
Dort hauste ernster Mönche Schar,
Hier aber fromme Nonnen.

Ach, aber ach! Einst wurden krank
Die Nönnlein all. Doch Gott sei Dank!
Als von der Angst und Qual und Pein
Die Ärmsten rasch genesen,
Da ist es hier ein Knäblein fein,
Ein Mägdlein dort gewesen.

Die Schwester Pförtnerin, die schwor:
»Nie ließ ich einen Mann durchs Tor!«
Sie trug das glühnde Eisen gar,
Da ward ein End des Spottes,
Und allen klar das Wunder war,
Wie bei der Mutter Gottes.

Da kam ein Bäuerlein zur Stund
Mit einer Zinssau, feist und rund.
Die Mönche faßten schon das Schwein,
Da ist es flugs entronnen,
Tief in die Keller irrts hinein,
Heraus kams bei den Nonnen.

Wer klug ist, lernt aus solcher Mär:
Das Tunnelbaun ist gar nicht schwer.
Setzt hier und dort ein Klösterlein
Mit wohlverwahrten Toren,
So wird die Liebe ganz allein
Den dicksten Berg durchbohren.

(Originalbeitrag)

Vater und Tochter

Der Professor studieret
Ein Problem noch bei Licht:
Das Wesen der Liebe
Ergründet er nicht.

Da muß sein Töchterchen
Klüger wohl sein:
Die löst es im Dunkeln –
Doch freilich zu zwein.

(Originalbeitrag)


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