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Heinrich Seidel (1842–1906)

Am Zaun

Am Hause ist ein Garten,
Am Garten ist ein Zaun.
Kannst du ein wenig warten,
So gibts da was zu schaun.

Ja wart nur bis es dunkelt,
Das ist die rechte Zeit.
Nun horch nur, wie es munkelt,
Horch! rauscht da nicht ein Kleid?

Es raschelt und es knispert,
Fast könnte man sich graun;
Es flüstert und es wispert
Und küßt sich übern Zaun.

Da klapperts mit Pantoffeln:
Wo steckst du denn, Marie? –
»Ich sah nach den Kartoffeln
Und nach dem Sellerie!
«

Zweifelhafter Fall

Mein Freund schreibt hier im Briefe mir:
»Dein Liebchen grüßt Dich herzlich,
Und, daß Du gar so fern von ihr,
Empfindet sie gar schmerzlich.«

Ei, sieh einmal – das arme Kind:
Nun ja, das ist nichts Neues;
Wie nun einmal die Blonden sind –
Sie haben so was Getreues.

Doch ist sies auch? – Es kann ja sein,
Daß die Braune Grüße mir sende –
Oder, beim Himmel! da fällt mir ein:
Wohl gar die Schwarze am Ende!


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