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Richard Gosche (1824–1901)

Die Rose

Die Sonne steigt ins grüne Meer,
Auf Erden fängt es an zu dunkeln;
Die Rose neigt sich kummerschwer:
Was kümmert sie der Sterne Funkeln!

Der lichte Gott, der über Land
Und Berge schön und herrlich schreitet,
Hat ihr das zarte Herz verbrannt,
Das mit dem dürren Tode streitet.

Wohl muß ihr schönes Leben fliehn,
Weil sie den Gott hat lieben müssen,
Weil sie am blauen Himmel ihn
Gegrüßt mit tausend duftgen Küssen.

Sie bebt und weint die ganze Nacht,
Bis bei des Morgens Lichtsignale
Der junge Gott erfrischt erwacht:
Dann weinet sie zum letzten Male.

Er aber geht stolz seine Bahn,
Weiß nicht, welch Leben sich geschlossen;
Der Gärtner sieht die Rose an,
Spricht: »Hans hat wieder nicht begossen!«


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