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Ich weiß es wohl – der Wein ist Gift,
Lockt er auch immer zum Trinken!
Er geht so leicht und lieblich ein –
Schwach ist der Mensch, stark ist der Wein,
Und wie man auch ringt,
Er ists, der uns zwingt,
Vor Bacchus aufs Knie zu sinken!
Ich weiß es wohl – ein Kuß ist Gift,
Will keines süßer mich dünken!
Und hat man drei, so will man vier –
Schwach ist das Herz, stark die Begier,
Sträubt s Mädel sich noch,
Muß einmal es doch
Ans Herz gefügig sinken!
Ich weiß es wohl – s ist beides Gift,
Wie die Gläser und Augen auch blinken!
Nach Weib und Wein kommt Reu und Pein –
Doch schön ist das Weib und süß der Wein,
Und weils mal so ist,
Wird gezecht und geküßt,
Bis ich ins Grab muß sinken!
(R. Z.)
(Schwäbisch)
»Wenn dich d böse Buebe locket,«
Seit es Muetterle zum Kind,
»Folg net – weils gar böse, böse,
Weils gar böse Buebe send!«
Und es Mädele, es kleine,
Hot gar ernschhaft gseha drei:
»Nei, de böse Buebe – dene
Folg i gwiß net, Muetter, nei!
Aber gelt, wenn gute Buebe
Locket, muß i folge gschwend –
Weils halt gar so guete, guete,
Gar so guete Buebe send!«
Schöne Liedle, ja die kenn i
Grad drei an der Zahl:
Eines pfeif i, eines summ i,
Eines sing i amal – holdrio!
Gute Wirtshaus, ja die weiß i
Ganzer drei an der Zahl:
In einem borg i, im andern trink i.
Im dritten rauf i amal – holdrio!
Schmucke Mädle, ja da hab i
Ganzer drei an der Zahl:
Eine fopp i, eine lieb i.
Eine heirat i mal – holdrio!
Es ist doch traun recht sonderbar
Und kann nur mir passieren,
Daß ich an dir, mein holdes Lieb,
Botanik kann studieren!
Die Lilien deiner weißen Stirn,
Die Rosen deiner Wangen,
Die Flechten deines schwarzen Haars,
Die kraus herniederhangen: –
Kurz, was Natur nur Schönes schuf
Im großen Pflanzenreiche,
Das find ich alles kinderleicht,
Wenn ichs mit dir vergleiche.
Dein Auge zeigt Vergißmeinnicht,
Granaten deine Lippen;
Du bist Mimosa pudica,
Will einen Kuß ich nippen.
Die Küsse, die ich dir geraubt,
Sind Lippenblüten, Holde;
Und selbst der Knicker, den du trägst,
Gleicht einer schönen Dolde.
Was quälst du, Liebchen, mich so sehr
Nach Laune und Belieben?
O laß mich sein den Ehrenpreis,
Mannstreu ist ja mein Lieben.
Mein Herz ist wie ein Heliotrop
Dir, Sonne, zugekehret;
Es schmachtet wie ein Gurkenkelm,
Der Feuchtigkeit entbehret.
Als Stütze will ich immerdar
Dir dienen, sei nicht bange;
Du gleichst der edeln Rebe dann,
Und ich der Hopfenstange.
O mach mich glücklich, sage ja,
Laß bald uns Hochzeit halten;
Und – daß ichs nicht vergeß – ich brauch
Auch Moos von deinem Alten!
(Prunuz Spinosa, Herbarium: Botanische Dichtungen,
Breslau 1867, Seite 7)
(Bayrisch)
In alten Zeiten, wie man lest,
Is häuft wo a Schatz gewest –
Und diesen Schatz hat Tag und Nacht
A fürchterlicher Drach bewacht.
Und wollte wer den Schatz beheben,
So kostete es meist das Leben.
Der Drache, der ging nie vom Fleck,
Der Drach, der ging vom Schatz nie weg.
Viel besser ists heutigentags arrangiert,
So daß ahm weder Schatz noch Drach mehr geniert,
Denn d heutigen Männer, die kennen sich aus: –
– Den Schatz habens wo anders –
Und n Drach, den Habens zu Haus. (?)
Ein junges Mädchen trat vor Zeus und flehte:
»Erhabner Gott, du hast Beredsamkeit,
Des Worts gewandte Übung mir versagt;
Gib mir ein Mittel, Hoher, diesem gleich,
Chrysanders Liebesworte zu erwidern!«
»Du sollst ein beßres haben,« sprach der Gott. –
Und er hielt Wort, er schuf – den Kuß. (?)
Dem alten Glauben, daß die Natur
Vorm leeren Raume hab ein Bangen,
Hat Barbara, die alte Hur,
Mit ganzem Herzen angehangen. (?)
Tochter, nimm dir keinen Autler
Je zum Manne, merk den Spruch!
Denn ein solcher steht gewöhnlich
Nicht zu gut da im
Geruch.
Und bedenke dann noch ferner.
Daß er punkto Lust und Spiel
Trotz des allerschönsten Autos
Leider sein kann nicht
mobil.
Dann bedenke, daß sein Magen
Für die Kochkunst oft ein Zwist,
Weil so mancher von den Autlern
Nichts als »
Kilometer frißt«.
Und auch sonst ist so ein Autler
Eine Qual für Herd und Haus;
Denn es geht bei Liebesschwüren
Hie und da die
Luft ihm aus.
Außerdem mußt du bedenken,
Daß er jedenfalls auch lumpt;
Denn es gibt fast keinen Autler,
Der nicht hin und wieder
pumpt.
Darum: laß ihn Liebe tuten,
Glaub nicht, daß er Ernst bezweckt;
Über eines glaube sicher:
Baldigst gab es nen
Defekt!
(Originalbeitrag [Bob Charles])
Nun liegt er drunten in der kühlen Erde,
Der Allerärmste, er hat ausgelacht;
Ein Trost nur winkt mir, nämlich, daß ich werde
Stets wissen jetzt,
wo er verbringt die Nacht!
(Originalbeitrag (Bob Charles])
Ich sagte, sie sei wie die Rose so hold,
Da zeigte sogleich ihren Dorn sie.
Ich sagte, mein Herz sei so treu wie das Gold,
»Blech« rief in entfesseltem Zorn sie.
Ich nannte sie Flamme, da sagte sie »Schnee«
Und ließ mich vor Liebe verdurschten.
Ich nannte sie Göttin und Engel und Fee,
Sie mich einen »gselchten Hanswurschten«.
(Originalbeitrag [Krapulinski])
Blondes Mädchen, blieb ja treu dir,
Ob du mich verlassen gleich,
Und so geb ich denn aufs neu dir
Dies mein Herz, dein schönes Reich.
Herrschtest doch das ganze Jahr nur
Du als Königin darin,
Und die dunkle Schöne war nur
Eine – Vizekönigin
Um endlich ganz ein Glücklicher zu sein,
Sprich, Freund, was wünschest du? –
Vor allem Geld, Gesundheit, goldnen Wein,
Mit klugen Männern herzlichen Verein,
Ein schönes Weib dazu –
Wie? Was? Ein schönes Weib zum Glücklichsein?
Amice! Rasest du? –
Im Winter is s, – stockfinstre Nacht,
Und alles schlaft, bloß oaner wacht;
Er hat a Zupfgeign unterm Arm
Und singt dazu, daß Gott erbarm!
Er blinzelt sehnsuchtsvoll in d Höh,
Doch lang schon schlummert seine Fee –
Sie hört, gottlob, nicht sein Gebrüll...
Die Liab is doch an eignes Gfühl!
Zwoa Jahr darauf, zur Winterszeit,
Steht wieder da der Mann und schreit,
A Zupfgeign hat er nimmermehr,
Dafür an n Affen, groß und schwer.
Die »Fee«, sie wart schon lange drauf
Und laßt eahm ohne weiteres nauf
Und walkt n durch mit n Besenstiel...
Ja, die Liab is doch an eignes Gfühl!
Drei Personen in Gott, dem einen,
Sollten dir unbegreiflich scheinen,
Da doch in deiner Person, der kleinen,
Alle drei Grazien sich vereinen.
Ich trug sie auf den Händen. Sie
War leicht wie Daunenkissen...
Ich frug: Betrogst du mich auch nie,
Laß prüfen dein Gewissen!
»Wenn mir ein andrer je gefiel,
Soll deine Lieb ich missen!
Doch bitt ich dich: Laß aus dem Spiel,
Herzliebster, meinen gewissen!«
Er preist sein Musenkind, das jüngste seiner Laune:
Wie schön! Wie dichterisch! Ein jeder hör und staune!
Und hier des Stils, des Reimes Harmonie!
»Ei!« ruft sein Weib, die dicke Rosa,
»Was prahlst du mit der Poesie,
Mach
lieber mehr in Prosa!«
(Originalbeitrag [L. Rasch])
Ach Gott, wie schmachteten und schwärmten wir!
Ich war zufrieden.
»Sie liebt mich,« rief ich, »ist ein Engel schier!«
Ich war zufrieden.
Man sprach von unsrer Hochzeit ihr:
Ich war zufrieden.
Sodann gab sie ein Körbchen mir:
Ich war zufrieden!
»Von Mädchen, Freund, steht eine Musterkollektion
Vor dir; hier eine Große, Mittlere und Kleine,
Nun nimm die Beste dir zum Weibe rasch davon! –«
»Die Beste nicht! Das Beste ja – ich nehme keine!«
Kaum erwacht, noch traumbesiegt,
Amor Formen rundet.
Schimmernd weiße Wölbung wiegt
Knospen, glutentzündet.
Fleischgewordner Schönheitstraum,
Wer dich schaute, küßte!
Prickelnd wie Champagnerschaum,
Reiz der jungen Brüste!
(Originalbeitrag [Krapülinski])
Seht den Spötter! Steckt, weil Götter
Von Briefkästen ja nichts wüßten,
Liebesbriefe in die tiefe
Spalte zwischen ihren Brüsten!
Freventlicher, bist du sicher,
Daß sie dort nicht Feuer fangen?
Gluten steigen und verzweigen
Sich vom Busen auf die Wangen...
1.
Wärst du ein Mann, das würd ein Saus!
Kein besserer Freund war mir geboren.
Wir schritten selbander die Erde aus
Und zupften das Geschick an den Ohren.
Wir strebten zu zweit, wir kämpften zu zweit,
Wir ließen strahlende Doppelspuren,
Und tausend Spießer schimpften voll Neid
Auf die modernen Dioskuren.
Nun tun wir verschämt und gar versteckt
Und wagen kaum uns zu begegnen.
Und hat man unser Glück entdeckt,
So wird es Nadeln und Schwefel regnen.
2.
»Kastor und Pollux in Ehren, mein Schatz,
Daphnis und Chloe gefällt mir besser,
Und gibst du mir schon einen Schmatz,
Gefällt auch die schlimme Welt mir besser.
Das Schweifen und Greifen liegt mir nicht,
Ich will genießen, erhalten, verschenken,
Und seh ich vor mir dein Gesicht,
Mag ich nichts anders schaun noch denken.
Wo bliebe der Kuß, wo bliebe der Rest!
Könnt dich ein Freund so süß verwöhnen?
In meine Arme komm! Und du läßt
Dich gern mit meinem Geschlecht versöhnen.«
Ich weiß mir eine Klause,
Die hoch am Wege steht,
Um die des Tags Gebrause
Mit schwerem Fittich weht.
Wills mir die Laune zwingen,
So wandre ich hinauf
Und laß den bunten Dingen
Tief unten ihren Lauf.
In meinem Klausnerstübchen
Wohnt eine Klausnerin,
Die lacht sich runde Grübchen,
Daß ich gekommen bin.
Dann sitz ich einsam in Frieden
Und bin doch immer zwei;
Ich träum, daß alles hienieden
In schönster Ordnung sei;
Daß es noch Törtchen und Flädchen
Für näschige Mäulchen gibt,
Und daß, was Männlein und Mädchen,
Mitunter ganz kräftig sich liebt.
Gott schuf die Welt vor alten Zeiten,
Zum Schluß vom Mann ein Exemplar,
Und das schien freilich anzudeuten,
Daß Gott schon etwas müde war.
Und als er sein Geschöpf beäugte,
Da fehlte dies, da fehlte das,
Und an dem ganzen Manne taugte
Nur eine einzige Rippe was.
Die ward ihm auch noch fortgenommen
Und eine Frau daraus gemacht. –
So sind wir später zwar gekommen,
Jedoch geschaffen mit Bedacht.
Und zu der Fraun gerechtem Lobe
Erkennt man auf den ersten Blick:
Der Mann war nur ein Stück zur Probe –
Wir aber sind – das Meisterstück.
(E. B. [Charlotte Basté?])
O Göttin mit dem Rosenmunde,
Mein ganzes Ich ist eine einzige Wunde.
Mein Herz ein Apfel, wo der Liebe Made
Sitzt drinnen und zerfrißt es ohne Gnade.
Kanonenkugeln sind deine Blicke!
Sie zerreißen mein Herz in tausend Stücke,
Sie verbrennen mich zum Feuerrüpel,
Sie schlagen mich zum Krüppel.
Den Teig deiner Reize knet ich stets in meinen Sinnen,
Hoch geht er auf, als wäre Hefe drinnen;
Du bist ein Löschpapier, das meine Sinne trinket,
Du bist ein Teich, worin mein Herz versinket.
Von hartem Pockholz ist dein Herz gedrechselt,
Meine Seele hast du zu Spreu verhexelt,
Mein Tränenstrom könnt einen Fixstern löschen,
Doch kalt bleibst du, als wie gesäugt von Fröschen.
Auf deinen Wangen läßt es sich botanisieren,
Weil Rosen und Lilien dort florieren;
Und von der Lippe rotem Unterkissen
Hat Amor mich mit seinem Pfeil geschmissen.
Wie einen Schneemann sich die Straßenbengel,
So aus Äther webten dich die Engel.
All ihre Schönheit schenkten sie der einen,
Daß sie nun selbst wie schwarze Kater scheinen.
Wie Hunde nach dem Hasen lechzen,
Wie Raben nach dem Aase krächzen,
Wie nach dem Blute dürft der Floh,
Nach deiner Liebe ächz ich so.
Die Uhren laufen vor Liebesglut schneller,
Das Eis vor Sehnsucht schmilzt in dem Keller,
Vor Liebespein brüllen Mücken wie Kühe,
Graubärtige Eichen fallen auf die Kniee.
Könnt ich deine Liebe dadurch erhalten,
Die Erde wollt ich wie Zucker zerspalten,
Ich schlüge die Sonne mit Keulen tot
Und brächte sie dir zum Abendbrot.
Ich kröche zum Schornstein der Welt hinaus
Und brächte dir eine Engelslaus,
Ich prügelte dem Mond die Hucke voll
Und würde zuletzt vor Liebe toll.
Es war einmal ein Ritter,
Von dem die Sag erzählt,
Er hätte ein blondes Nixlein
Zur Liebsten sich erwählt.
Am Rande des träumenden Weihers
Umfing ihn das Nixenweib,
Es deckten die glänzenden Fluten
Den schuppigen Schlangenleib.
O glücksbegnadeter Ritter,
Der du geherzt und geküßt
Ein Weib, das nur zur Hälfte
Eine Schlange gewesen ist.
Am Brunnen vor dem Tore,
Da steht ein Grenadier
Und neben ihm die Lore,
Der Stubenmädchen Zier.
»Warum,« so spricht er kläglich,
»Du meiner Augen Licht,
Darf ich zu dir denn täglich,
Und nur am Sonntag nicht?«
Und fromm gibt sie zur Antwort:
»Ich tät es ja so gern,
Doch weißt du, Fritz, der Sonntag,
Das ist der Tag des Herrn!«
(An eine Spröde)
Willst du ewig spröde bleiben?
Bist so nahe schon der Dreißig,
Und – bei dem koketten Treiben
Werden Mädchen alt und beißig.
Du verleugnest, wie ich sehe,
Deiner Jahre schon ein Drittel!
Daß der Zeiger langsam gehe,
Weiß ich ein probates Mittel.
Hat dich einer angesprochen,
Eile mit ihm zum Altare!
Frauen kommen in die Wochen,
Mädchen kommen in die Jahre!
(Vom Verfasser der »Sommersprossen« – 1881)
Sie hat etwas, – wie zog michs sonst zu ihr?
Ein Weib, das nichts hat, kann mich doch nicht locken!
Sie hat etwas, so paßt sie just zu mir;
Denn was sie hat, das hilft mir auf die Socken.
Sie hat etwas, wie sie mir heut noch schrieb:
Sie hat... mich... lieb!
(L. F.)
Das Mühlrad hat Zähne,
Der Müller hat keine,
Doch des Müllers fein Töchterlein,
Die ist die Feine!
Sie springt die Stiegen
Hinauf und hinab –
Und die Mühle geht immer
Klipp klapp, klipp klapp.
Ihr pudert der Mehlstaub
Die pechschwarzen Locken.
Und wenn wir im Winkel
So traulich da hocken,
Da ist nicht viel weißer
Des Müllers sein Knapp –
Und die Mühle geht immmer
Klipp klapp, klipp klapp –
Und wenn ich muß scheiden,
O weh doch, o wehe!
Da muß ich mich stäuben
Vom Scheitel zur Zehe;
Klopf ab, klopf ab! –
Und die Mühle geht immer
Klipp klapp, klipp klapp.
Was hilft auch, was hilft auch
Das Klopfen und Stäuben,
Ihr Kuß, ihr letzter,
Muß doch auf mir bleiben!
Im Sprung sie hinauf dann,
Im Sprung ich hinab –
Und die Mühle geht immer
Klipp klapp, klipp klapp.
(?)
Noch ein Knabe, saß ich einst im Garten,
Heiße Julisonne brannte mich;
Vor mir lagen Bücher aller Arten,
Denn zum Fleiße trieb die Tante mich,
Trieb mich an mit Strafen, oft mit harten –
Meine gute Tante kannte mich!
Doch es reizte von den alten Schwarten
Nur das Paradies von Dante mich;
Nie gefühltes Sehnen nach den zarten
Duftgebilden übermannte mich.
Da erschien
sie, reizvoll gleich Astarten,
Ich, von Lieb erglühend, wandte mich,
Und, verborgen hinter Länderkarten,
Küßt die schöne Gouvernante mich...
Und das Paradies – es konnte warten,
Denn ihr voller Arm umspannte mich. –
(Vom Verfasser der »Sommersprossen« – 1881)
Hans Prost, der ewig Durstige,
Nahm jüngst sich eine Frau,
Jedoch er trinkt seitdem nicht mehr;
Und daran tut er schlau.
Und wollt ihr wissen auch den Grund,
Daß vor dem Trunk ihm graut?
Er fürchtet sich vorm Rausch, weil er
Sein Weib dann doppelt schaut!
(R. L.)
Die Taube, die Noah verschickte,
Zu sehen, ob trocken das Land,
Kam wieder, mit einem Ölblatt
Im Munde, das ist ja bekannt.
Einst fragte in Damengesellschaft
Ein Ehemann deutlich und klar:
Ob jene Taube ein Männchen
Oder ein Weibchen war.
Ein Mann, so sprachen die Männer,
Ein Weibchen, sprach jede Frau,
Wär der Friedensbote gewesen,
Doch wußte es keiner genau.
Da sagte ein spottender Ehmann:
»Ich weiß es, gar oft wird mirs kund,
Es war ein Männchen, denn Weiber,
Die nehmen kein Blatt vor den Mund.«
(?)
Wenn ich zart die Worte stellte,
Wenn ich süß dich anlächelte,
Schenktest du kein Lächeln mir,
Soll ich all den Schmerz dir nennen,
Wenn ich mit dem verlorenen
Herzen stand, o Weib, vor dir?
Doch ob wund von tausend Stichen,
Offn ich noch dem verderblichen
Zagen nicht die Mannesbrust.
Schau, welch neue Kunst der Rede
Sich dein Sänger aneignete,
Ob du ihr nicht weichen mußt!
Magst du meine Lieb erkennen
In der pomphaft erhabenen
Reime desperatem Gang.
Krampfhaft wie durch Nacht zum Lichte,
Wie der Waldbach im Dickichte,
Breche Bahn sich mein Gesang.
Denn wohl mehr als Poesien,
Die wie Rosen und Lilien
Sanft im weichen Bett gedeihn,
Wirst du Preis der Schöpfung spenden,
Die mit alles zersprengenden
Kräften dringt durch Felsgestein.
So gibts Hemmnis nicht noch Härte,
Die nicht meine begeisterte
Dichterkraft zerbricht, zerreißt.
Ach und doch, mich trifft Beschwerung,
Ob selbst dieser Begeisterung
Nicht dein Herz sich doch verschleußt.
Ja, dein Herz, das starke, feste,
Ists, du Angebeteteste,
Härter nicht als Felsgestein?
Oh, so gibs in meine Hände,
Und es schlägt der Wildrasende
Sich mit ihm den Schädel ein!
(Aus: »Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten)
O Liebster, sprich mit Großmama,
So freundlich, wie es immer geht,
Und fopp die alte Lisbeth nur
Und frag, wies mit der Liebe steht!
Doch nie, mein Schatz, sind sie dabei,
Treib auch mit mir ne Schelmerei!
Sag mir verstohlen deinen Gruß!
Rück mittags leise Fuß an Fuß!
Nur abends im Dunkeln,
Wenn die Sternlein funkeln,
Da darfst du was von Liebe munkeln.
Und treff ich auf der Straße dich,
So daß ichs nicht vermeiden kann,
So mach ein bitterbös Gesicht,
Mit halbem Aug nur sieh mich an!
Und geh vorüber still und stumm.
Und sieh dich ja, mein Schatz, nicht um!
Sag mir verstohlen deinen Gruß!
Rück mittags leise Fuß an Fuß!
Nur abends im Dunkeln,
Wenn die Sternlein funkeln.
Da darfst du was von Liebe munkeln.
Noch eins, mein Schatz: Bei hellem Tag
Komm ja nicht in mein Kämmerlein!
Und kämst du dennoch, Liebster, ach,
So müßt ich gleich nach Lisbeth schrein.
Du weißt, sie hat so nah ihr Nest!
Doch nachts, – da schläft sie bombenfest.
Drum sag mir heimlich deinen Gruß!
Rück mittags leise Fuß an Fuß!
Nur abends im Dunkeln,
Wenn die Sternlein funkeln,
Da darfst du was von Liebe munkeln.
Mein Vater war ein Graf,
Meine Mutter war ein Schaf,
Daß sie ihn hat genommen –
Dann wär ich nicht zur Welt gekommen.
Nun lauf ich armes Kind
Durch Regen und durch Wind;
Um Miete, Trank und Speise
Biet ich mich an nach Dirnenweise.
Ich hab sie alle gern,
Doch zahlen schlecht die Herrn;
Mein Schatz zahlt mir mit Hiebe –
Doch tut so süß mir seine Liebe.
So geht es Tag und Nacht,
Dazu bin ich gemacht;
Ich opfre Leib und Seele,
Daß meinem lieben Schatz nichts fehle.
Der lungert wie ein Graf,
Und ich, ich bin ein Schaf,
Daß ich ihn hab genommen –
O wär ich nie zur Welt gekommen!
(R. Z.)
Es war einmal ein Haken,
Der hat eine Öse geliebt.
Doch hatte die Sache nen Haken,
Was sehr den Haken betrübt.
Es saß die Öse nämlich
An einem seidnen Korsett,.
Das trug ein Warenhausfräulein,
Die reizende Nanett.
Der Haken, der verliebte,
Saß an nem Hosenbund,
Die Hose trug Nanettens
Verehrer, der Studio Spund.
Der Haken und die Öse
Wurden vor Sehnsucht rein schief –
»Sie konnten zusammen nicht kommen,
Das Wasser war gar zu tief.«
Doch eines Tages endlich
Gelang das Zusammensein;
Es war im jungen Frühling,
In Nanettens Kämmerlein.
Da lag auf der Ottomane
Die Hose und das Korsett –
Denn Spund und das Warenhausfräulein
Schliefen artig im Bett.
(Originalbeitrag [X. Y. Z.])
In der dumpfen Luft der Krankenstube
Hab ich wahrlich nun genug gesessen,
Komm ans Herz mir drum, geliebter Bube,
Laß dich wonnig in die Arme pressen.
Nicht nach Medizin,
Pulsschlag und Urin
Frag ich mehr und nach den Krankenbetten –
Komm, wir wollen uns ins Grüne retten!
Ich bin selber krank, ich habs im Herzen,
Und mich kitzelts in den Gliedern allen;
Komm und heile mich von meinen Schmerzen
Unter diesen grünen Buchenhallen.
Komm in meinen Schoß,
Weich ist ja das Moos,
Weich ist auch mein Busen und so weiter.
Komm und sitze auf, geliebter Reiter!
Ach, wir armen, armen Krankenschwestern
Sehn vom Leben nur die Schattenseiten,
Darum will ich, mag man mich auch lästern,
Ab und zu mir sonnige Lust bereiten.
Heute Kuß und Glück,
Morgen gehts zurück
In die Kranken- ober Wochenstube –
Komm und liebe mich, du süßer Bube!
(Originalbeitrag [?])
Mit Röschen saß ich jüngst im Park,
Wo Amor stand und Psyche,
Ein Standbild, das sich neckisch barg
Im Busch voll Wohlgerüche.
Ich sah das Standbild seufzend an,
Worauf zu Röschen ich begann:
»Mein Kind, die Hauptbedingung
Des Lebens ist doch sicherlich,
Daß Mann und Mädchen finden sich
In liebender Umschlingung –
Wie Amor hier und Psyche –
Denn die verstehn die Schliche!
Drum gab ja Gott dem Mann und Weib,
Wie Amorn und der Psyche,
Die Sucht nach süßem Zeitvertreib –
Und seiens Ehebrüche!
Mit einer Psyche ward das Weib,
Mit einem Amor Mannesleib
Vom Schöpfer ausgesteuert.
Nun sehnen nach einander sich
Die zwei Organe fürchterlich,
Von Liebesbrunst befeuert –
Wie Amor hier und Psyche –
Denn die verstehn die Schliche!«
Und Röschen sprach: »Mir ist nicht klar
Mit Amor das und Psyche.« –
»Gern mach ich Ihnen offenbar
Amors Orakelsprüche.
Doch weil der Gott bei Tage blind,
So folgen Sie mir, liebes Kind,
In jene Muschelgrotte.
Dort zeig ich Ihnen gern-bereit –
Dazu bedarfs nicht langer Zeit –
Das Wesen von dem Gotte,
Wie Amor tut mit Psyche, –
Denn die verstehn die Schliche...«
Ich ruhte selig ihr im Arm,
Wie Amor seiner Psyche.
Ach, machte da die Glut uns warm
Aus Aphroditens Küche!
Sie sprach: »Jetzt wird mir alles klar,
Was mir bisher verborgen war,
Dank Ihrem lieben Gotte!
Ja wirklich, meine Psyche fand
Den süßen Bengel ganz scharmant –
Fand oft hier in der Grotte
Noch Amor seine Psyche –-
Denn die verstehn die Schliche!«
(Originalbeitrag [?])
(Sittenbild aus Berlin N)
Der gute Hermann auf der Treppe saß
Und eine dicke Schinkenstulle aß.
Da kam die Schwester seiner Braut entlang:
»Marie kann heut nich kommen, sie is krank.«
Der gute Hermann sprach: »Komm, kleiner Schatz,
Hier is noch auf der Kellertreppe Platz,
Nimm auch ein Stück von meiner Schinkenstulle
Und einen Schluck aus meiner Kümmelpulle.«
Der gute Hermann gab ihr einen Klaps,
Als nichts mehr da vom Schinkenbrot und Schnaps:
»Nu komm, sieh dir mal meine Bude an;
Da lehr ich dir, was die Marie schon kann.«
Der gute Hermann sie aufs Zimmer brachte
Und pfiff ihr einen. Doch die Kleine lachte,
Als es vorbei, und rief: »Was sagste nu?
Mein Emil feift janz anders noch als du.«
Der gute Hermann fühlte sich blamoren,
Ließ wie ein Pudel hängen Schwanz und Ohren.
Die Kleine aber sprach: »Lebwohl, mein Bester,
Ich schick dir morgen wieder meine Schwester!«
Ein achtzigjährig Mütterlein
Trat in den Beichtstuhl jüngst hinein,
Zu beichten ihrem Kapellan,
Was sie als Sünderin getan.
Vor allem drückte dies sie schwer,
Vergangen sich dereinst zu haben
Mit einem schmucken Bauernknaben.
»Wie lange ist denn das schon her?«
Fragt der Kaplan. – Hochwürden, ach,
Ich war erst zwanzig, jung und schwach. –
»Und habt Ihr in der langen Zahl
Der Jahre nicht ein einzig Mal
Gebeichtet dies?« – Ach, häufig schon. –
»Und auch erlangt Absolution?«
Ei freilich, Herr Kaplan, spricht sie.
»Nun, warum beichtet Ihr denn noch
Die alte Sünde, Frau Marie,
Wo sie Euch längst vergeben doch?«
Worauf die Achtzigjährige spricht:
Ach, lassens, Herr, mich nur gestehn,
Sowas vergißt sich niemals nicht,
Denn die Erinnrung ist zu schön!
(Originalbeitrag [Pikaro])
Im Salon der wunderschönen
Gräfin Dulcamara saßen
Ihre allerliebste Zofe
Und Pietro, der Trompeter.
Schelmisch zupft sie ihm den Schnurrbart
Und bedeckt den Mund mit Küssen;
Gerne läßt der rauhe Krieger
Sich bestürmen von der Schönen.
Auf den Sturm folgt Totenstille
Und verhauchend und ersterbend
Liegen stumm sich in den Armen
Der Trompeter und die Zofe.
Aus dem zarten Liebestraume
Fahren aber auf erschrocken
Beide, als der Schall der Glocke
Der Gebietrin Heimkehr meldet.
Kein Besinnen hilft hier weiter –
Und in rasender Bestürzung
Muß der tapfere Trompeter
Hinters Kanapee sich flüchten.
Sonderbar ist das Verhängnis! –
Auf denselben Platz nun setzt sich
Jetzt die wunderschöne Gräfin,
Ihr zur Seite der Geliebte.
Und von neuem thront die Liebe
Auf dem kaum verlaßnen Platze,
Und von neuem folgen Stürme,
Und von neuem regnets Küsse.
Als der ärgste Sturm vorüber,
Spricht zur wunderschönen Gräfin
Der verliebte Kavaliero
Enthusiastisch diese Worte:
»Wenn ich jemals dich verlasse,
Seis im Leben, seis im Tode,
Unvergänglich Treugeliebte,
Soll mich ewige Strafe treffen!
Solln am Jüngsten Tage einstmals
Furchtbar in die Ohren schallen
Die Posaunen des Gerichtes
Mir zur ewigen Verdammnis!«
Als der tapfere Trompeter
Diese Worte hat vernommen,
Plagt ihn der leibhaftige Satan –
Und er stößt in die Trompete!
Schmetternd, daß die Wände zittern,
Bläst der wackere Trompeter,
Daß der tapfere Kavaliero
Läuft von dannen wie besessen!
Und die Gräfin? – Liegt in Ohnmacht! –
Und Pietro? – Weckt sie kosend ...
Und von neuem folgen Stürme,
Und von neuem regnets Küsse!