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Oskar E. Wantalowicz (geb. 1865)

Das Eheschifflein

Die Liebe ist die Flagge,
Das Schifflein ist die Eh,
Das Schicksal ist die Welle,
Das Leben ist die See;

Die Frau regiert das Steuer
Nach ihrer eignen Art,
Der Ehmann schwitzt am Ruder
Und zahlt die ganze Fahrt.

Don Juans Ende

Ich kam viel in der Welt herum,
Erlebte manches Abenteuer,
Zumal beim Damenpublikum;
Zum erstenmal naht ich als Freier
ner Jungfrau im Chinesenland,
Doch wegen der chinesschen Küche,
Die ich zu würdgen nicht verstand,
Ließ ich die holde Braut im Stiche.

Drauf knüpft ich ein Verhältnis an
In Wildwest, bei den Seminolen;
Da schlich sich einst an mich heran
Ein Nebenbuhler ganz verstohlen.
Skalpieren wollt er mich und schwang
Das Messer schon mit grimmger Fratze –
Gottlob, daß es ihm nicht gelang!
Das Hindernis war meine Glatze!

Ich floh, doch kaum verstrich ein Jahr,
Als ich durch neue Liebesbande
An eine Maid gefesselt war
Im heißen Afrikanerlande,
Einst sprach dies Weib aus Kamerun:
»Ich habe dich zum Fressen gerne!«
Sie wollt es auf der Stelle tun –
Da sucht mein Heil ich in der Ferne.

Froh kam ich in Europa an
Und wollt, all der Gefahr entronnen,
Als flotter, unbeweibter Mann
Genießen meiner Freiheit Wonnen.
Doch ach! Bald drauf tat mich gar schlau
Eine Kaukasierin erwischen,
Die wurde später meine Frau,
Denn da kam leider nichts dazwischen!

(Originalbeitrag)

Anklage

Du bist eine Sünderin,
Süßes Kind, und mußt es hören,
Und nur, weil ich gut dir bin,
Will ich Gnade dir gewähren.

Schaust du schuldlos auch und rein,
Schweres hast du doch verbrochen:
Hast mit deinen Äugelein
Manchen Braven schon bestochen.

Männerherzen mancherlei
Teils gebrochen, teils gestohlen –
Glaube mir: die Polizei
Ist bereits dir auf den Sohlen!

Tränen, Seufzer ohne Zahl
Lasten schwer dir am Gewissen,
Sühnen kannst du all die Qual
Nur mit hunderttausend Küssen!!

Drum komm an mein Herz geschwind
Und bereu, was du begangen,
Denn sonst müßte – liebes Kind –
Ich – gerichtlich dich belangen!

(Originalbeitrag)

Der Glücksucher

Professor Rappler, weise und bedacht,
Der hatte längst in Formeln schon gebracht,
Was je bewegt das menschliche Geschick:
Die Freundschaft, Lieb, die Hoffnung und das Glück.
Da, eines Tages, nahm er selbst ein Weib,
Doch statt der Zärtlichkeit als Zeitvertreib,
Gab sich Professor Rappler redlich Müh,
Die klare Formel aufzufinden, die
Die Größe seines jungen Eheglücks
Ausdrückte durch ein unbekanntes x.
Das war nicht leicht! Der Fall lag kompliziert!
Und Tag und Nächte hat er dran studiert.
Doch es gelang! – Pedantisch und genau
Kam er ans Ziel; indes war seine Frau,
Als er die Unbekannte endlich fand.
Mit einem »Unbekannten« – durchgebrannt.

(Originalbeitrag)
Eine musikalische Geschichte

Einst raubte sie ihm Herz und Sinn,
Dann wurde sie sein eigen;
Da hing dem guten Fridolin
Der Himmel voller – Geigen.

Doch währte kurz die Harmonie
Mit seiner Wilhelmine,
Denn ach! zu Hause spielte sie
Die – erste Violine.

Auch wußte sie in Wort und Tat
Ihn tüchtig zu kuranzen
Und ließ den Ärmsten früh und spät
Nach ihrer – Pfeife tanzen.

Und wenn er ungehorsam war
Und tat, was sie verboten,
Dann nahm sie ihn – ich glaube gar –
Und haute ihn – nach Noten!

S gibt Frauen, die die Männer kalt
Um Gut und Ehre bringen;
Auch unser Fridolin wußt bald
Ein Lied davon zu singen;

Denn eines schönen Tages ging.
Nebst sämtlichen Moneten,
Das falsche, ungetreue Ding
Mit einem Hausfreund – flöten!

Sie schifften nach Neuyork sich ein.
Wo sie im Trocknen saßen,
Und ließen Fridolin allein,
Der mußte – Trübsal blasen!

(Originalbeitrag)

Sechzehn Epigramme

Einst kokettierte sie bloß mit den Augen,
Das läßt heut mit dem Hut sich nicht vereinen.
So daß sie nimmermehr zum Sehen taugen.
Drum kokettiert die Frau jetzt mit den Beinen.

Jüngst sah ich eine Tänzerin;
Ihr Tanzkostüm bestand
Aus einem kleinen Feigenblatt,
Das hielt sie in der Hand.

Flach und mager, schmalen Gesichts,
Vorne nichts und hinten nichts –
Kurz, sie haben nichts mehr,
Aber sie zeigen es her!

Ein langes Epos war das Kleid
Der Frauen in vergangner Zeit
Und schrumpfte nach und nach zusamm
Zu einem kurzen Epigramm.

Sie sprach im Schwimmkostüm am See:
»Am Abend heut ist Soiree!«
Da fragte ich sie rundheraus:
»Was ziehen Gnädigste da aus?«

Die Dichter von einst mit keuschem Sinn
Besangen höchstens ihr Grübchen am Kinn;
Doch heutzutage besingen sie –
Gegebenenfalls – ihr Grübchen am Knie.

Was unsre Frauentracht bezweckt,
Der Weise längst erriet:
Die Blößen werden so bedeckt.
Daß man sie besser sieht!

Blitz nicht so mit deinen Augen,
Schönes Kind, das ist gewagt!
Der Gebrauch von »Feuerwaffen«
Ist behördlich untersagt!

Die Frau, sie kann ein Engel sein.
Der uns dem Erdental entrückt.
Doch kann sie auch ein Sandsack sein.
Der uns zu Boden drückt.

Das ist die klügste Frau der Welt,
Die den Mann unterm Pantoffel hält,
Und läßt ihm die Illusion dabei,
Daß er der Herr im Hause sei.

Er abgebaut, sie abgebaut,
Bald aber Bräutigam und Braut
Und rasch vor dem Altar getraut
So werden Ehen aufgebaut!

Das Glück, das ich gesucht in manchen Stunden –
In ihren Armen hab ich es gefunden!
Und ich bekam, das ist der Witz davon:
Noch einen Kuß als Finderlohn!

Noch ist die Menschheit nicht geschwächt.
Es lebt noch Kraft in ihr zum Glücke!
Denn selbst das schwächere Geschlecht
Geht heut schon in die stärksten Stücke!

Eva wird als Sündenmutter
Stets stigmatisiert,
Und sie hat ja doch nur einen
Einzigen Mann verführt!

Was allzeit wir bei Gänsen sehn,
Beim Menschen auch bewährt es sich:
Es findet selbst die dümmste Gans
Noch einen dümmern Gänserich!

Für die moderne Fraunbewegung
Hat Fräulein Laura sich erhitzt?
Ich find begreiflich diese Regung,
Wo sie schon dreißig Jahre – sitzt.

Weiblicher Widerspruchsgeist

»Ich täte gern...!« begann Herr Schlicht
Zu seiner Frau, doch sie rief: »Nein!
Mein lieber Fritz, das tust du nicht!«
Und setzt hinzu: »Was solls denn sein?

(Sämtlich Originalbeiträge)


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