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Arno Holz (1863-1929)

Er hört mit ihr den Gukguk schreyn

(Ode Jambo-Trochaica)

Grisillgen, weistu waß?
Kom mit mir in das Graß.
Im Hayn blüht lenqst der Flihder,
Die Fröschqens hupffen wihder.
Venus und ihr kleines Söhngen
Pflükken sich da Tausendschöngen.
Ach, nun ist die göldne Zeit –
Hörstu, wie der Gukguk schreyt?

Grisillgen, weistu waß?
Itzt wüntscht ich dihß und daß.
Sih, wie sich meine Zihgen
Umb deine Schäffgens schmihqen.
Zwischen Qwendel, über Qwekken
Tasten dort verbuhlt zwo Schnekken.
Ach, nun ist die göldne Zeit –
Horch blohß, wie der Gukguk schreyt!

Grisillgen, weistu waß?
»Nein, nicht doch, Dafnis, laß!
For so ein Bihnen-Kröpffgen
Ist nicht mein Honig-Döpffgen!

Müßt ich nicht durch solch Benähmen
Mich vor meinen Schäffgens schähmen?
Drükk mir nicht mein Daffet-Kleid,
Horch doch, wie der Gukguk schreyt!«

Grisillgen, waß ist daß?
Dein Hütgen glüzzt gantz naß?
»Lind träuffelt seinen Segen
Ein lihber Sonnen-Regen!«
Flinck in jenes Rohsen-Läubgen!
Ich der Täuber, du das Täubgen!
Ach, nun ist die göldne Zeit –
Nein, wie blohß der Gukguk schreyt!

Er pirscht bey ihr auff den Cupidinem

(Ode Jambica)

Cupido, süsses Söhngen,
Auff deinem Athlaß-Tröhngen,
Der Chloens Busen ist,
Versuch ich, dich zu haschen,
Gleich wuttschstu durch die Maschen,
Ich weiß schon, wo du bist.

In dihsen blauen Schleiffen
Bistu nicht mehr zu greiffen,
Noch hindter dihsem Flohr;
Du flohst bedeutend tieffer,
Du göldnes Ungezieffer,
Du kleiner Matador!

Verstekkt in lautter Rohsen,
Auff nichts alß albre Chosen
Sinnirstu itzt und dänckst:
So hokkt es sich geheuer
Nicht mahl im Fege-Feuer,
Sih zu, wie du mich fängkst!

Schab immer auff mich Rübgen,
Du lohses Flügel-Bübgen,
Ich zahl dir noch den Lohn!
Mit Brechen und mit Biegen,
Ich werde dich schon kriegen –
Da, sihstu? Hat ihm schon!


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