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Heinrich Ritter von Reder (1824–1909)

Torero

Wenn nachts stieg in Granada
Den Pfad zum Albaizin
Querido, der Espada
Zur braunen Zigeunerin,
Dann steckte sie eine Rose
Blutrot ins schwarze Haar,
Damit er beim Gekose
Wild wie ein Toro war.

(Aus dem handschriftlichen Nachlaß mitgeteilt)

Frater Fidelis

(Gekürzt)

In meinen jungen Jahren war ich ein Artillrist,
Zum Schatze eine Köchin, weil hart Kommißbrot ist.
Als Abschied ich genommen, zog ich im Land umher,
So weit ich auch gekommen, der Säckel blieb mir leer.

Die Kutte zog ich an
Und ward ein feister Mann
Als frommer Terminant.

In einer braunen Kutte, den Bauch umgürtet vom Strick,
Zieh ich vergnügt die Straße, zu betteln mit Geschick.
Den Weidenkorb am Arme, mit blauem Parapluie,
Sehn mich die Höf und Weiler anrücken in der Früh,

Für Fegefeuerbrand
Den Ablaß in der Hand
Als frommer Terminant.

Die Bäurin, wenn zu Hause, dann hat es keine Not,
Ich kriege Schmalz und Eier und Butter auf das Brot.
Sie spendet Speck und Schwarten, sobald ich ihr verkünd,
Daß selbst der Magdalena vergeben ward die Sünd.

Für einen Rosenkranz
Bekomm ich eine Gans
Als frommer Terminant.

Die Tochter stellt sich schamig, sie kennt ja meine Kost,
Und wußte schon beizeiten, wo Bartel holt den Most.
Sie gibt mir Nudeln, Schucksen, dazu noch einen Schmatz,
Wenn ich gerühmt jeweilig als Freier ihren Schatz.

Und für ein Amulett
Schlaf ich im Federbett
Als frommer Terminant.

(Aus dem handschriftlichen Nachlaß – erstmalig abgedruckt
in den Gedichten. München, Die Lese 1910)

Auf der Jagd

Es war ein junger Jägersmann,
Der kannte kein Behagen,
Als Tag und Nacht in Feld und Tann
Dem Wilde nachzujagen.

Der traf einmal von schlankem Wuchs
Ein Mädchen auf den Wiesen
Und dachte nur: Wärs doch ein Fuchs,
Ihm auf den Pelz zu schießen.

Am Hängseil mit dem Stöberhund
Ist er vorbeigezogen –
Ein spöttisch Lächeln hat den Mund
Des Mädchens überflogen.

Das hat ihm lange nachgesehn
Und dacht: Der Weidgeselle
Muß noch die Jagd nicht recht verstehn.
Sonst lief er nicht so schnelle.

Püsterich

Meine Mutter, die braune Zigeunerin,
Saß nachts am Kohlenbrand,
Da trat ein Jäger zu ihr hin
Und nahm sie bei der Hand.

Er zog sie tief im Waldesgrund
Ins rote Heidekraut
Und küßte ihr die Lippen wund,
Bis früh der Morgen graut.

Sobald der Wind so feucht und kühl
Ihm durch die Locken strich,
Da sprang er auf vom weichen Pfühl
Und wandt zum Scheiden sich.

O Jäger, sprich, an wessen Brust
Hab ich die Sommernacht
Heißblütig in liebtrunkner Lust
Mit feuchtem Aug verbracht?

»Neugierig Weib, was fragst du mich,
Woher, wohin ich zieh?
Ein wilder Jäger liebte dich,
Der kehrt zurück dir nie.«

Ein Rothirsch setzte jach daher,
Die Meute hinterdrein.
Der Jäger griff geschwind zum Speer
Und sprang zum Wald hinein.

Das Feuer auf dem Lagerherd
War über Nacht verglüht.
Das Feuer, das im Herzen zehrt,
Verbrannt ihr schwarz Geblüt.

Meine Mutter trug im Schoß davon
Von dieser Nacht ein Kind.
Ich bin des wilden Jägers Sohn,
Mein Vater ist der Wind.


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