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Zacharias Lundt (1608-1667)

Lob eines buckligen Mädchens

(Gekürzt)

Du verlässest deine Buhle:
Sag, was dich dazu bewegt?
Daß sie einen Höcker trägt?
Oh, geh wieder in die Schule,
Lerne noch, was du nicht weißt,
Was vollkommen ist und heißt:

Nichts ist auf dem Kreis der Erden,
Nichts ist in der ganzen Welt,
Das man für vollkommen hält,
Was nicht rund genannt mag werden.
Es ist kein erschaffen Ding,
Das die Runde nicht empfing.

Rund ist selbst das Licht der Sonnen,
Und der Mond scheint nie so wohl,
Als wenn er nun ganz und voll
Seine Runde hat gewonnen.
Rund ist alles überall,
Auch die Erd ein runder Ball.

Schau die allerschönsten Weiber,
Alles ist an ihnen rund:
Runde Wangen, runder Mund,
Runde Hüften, runde Leiber,
Runde Nas und rundes Kinn,
Runde Köpfe, runder Sinn.

Runder Hals und runde Beine,
Runde Händ und runder Arm:
(Oh, denk eins zurück, wie warm!)
Runde Brüst, als Marmorsteine,
Rund und zart wie Milch und Blut,
Wo Kupido wacht und hut.

Kurz, was rund ist, muß man loben,
Runder Art ist bester Pracht.
Gott hat durchaus nichts gemacht,
Noch hienieden, noch dort oben,
Das nicht nach dem Zirkel geht
Und in runder Form besteht.

Nun so geht nach diesem allen
Runder Rück dem ebnen für:
Ja, ich weiß, daß selbst auch dir
Runde Verse baß gefallen.
Rund und wankend ist das Glück;
Fest und steif ein runder Rück.

Halt sie dann für dein Göttinne!
Daß sie einen Höcker hat,
Das ist keine solche Tat,
Daß man sie verlassen könne:
Laß das hintre höckrig sein,
Stimmts nur vorne eben ein.


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