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Theodor Schulze-Etzel (1873–1830)

Brigitte

»Hör, Kaspar,« sprach der Balthasar,
Der ein verliebter Jüngling war,
»Hör, Freund, ich sag dirs frei heraus:
Mit unsrer Freundschaft ist es aus.
Wenn du mir nicht Brigitten läßt in Ruh!
Du glaubst, sie liebte dich? Wie dumm bist du!
Du weißt recht gut, daß ich ihr Liebster bin!« –
»Ho, Freundchen, ho! Was kommt dir in den Sinn!«
Fiel Kaspar ein in bittrem Groll,
»Mir scheint wahrhaftig, du bist toll!
Daß dich Brigitte nur zum Narren hält,
Darüber lacht ja alle Welt.
Drum, Balthasar, geh! sei nicht dumm,
Schau dich nach einer andern um.
Sie liebt nur mich! Ihr eigner Mund
Tat mir das hundertmal schon kund!« –
»Was?« schrie da wütend Balthasar,
»Du Lügner, du! Das ist nicht wahr!
Ich bins, dem sie die Treu geschworen!« –
»Die Treue ging dir längst verloren!«
So höhnte Kaspar. »Wenn sie dirs auch schwört –
Doch mir bewies sie, daß sie mir gehört!« –
»Du lügst!« – »Nein, du!« – Und während um Brigitten
Die beiden so mit heißen Worten stritten
Und endlich gar in blindem Rasen
Sich blutig schlugen Mund und Nasen –
Da lag Brigitt mit Melchior im Heu
Und schwur ihm unter Küssen ewige Treu. –
Wenn zwei sich um der Liebsten Liebe streiten,
Dann glaube keinem – oder glaube beiden!
Doch darfst du stets von dieser Schönen hoffen:
Ihr Herz und Bette steht auch dir noch offen!


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