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Johann Friedrich Niederer (1878-1734)

Die schöne Gertraud

(Erneuert)

Die schöne Gertraud, die sich jüngst vermählt, wollt wissen,
Wann wohl die beste Zeit der Lieb zu pflegen war?
Ein Doktor saß bei ihr, der war sogleich beflissen.
Bedachte sich die Frag und meinte ungefähr:
Wenn man des Morgens früh die Rosen denkt zu pflücken,
Ists das gesündeste und für die Lenden gut;
Die aber bei der Nacht sich zu der Arbeit schicken,
Genießen tiefte Lust, weils dann viel süßer tut. –
Wohl, sagt die junge Frau, dann will ich künftig sorgen,
Zu pflücken in dem Bett die Frucht der jungen Zeit:
Vorerst, weil es gesund, früh an dem hellen Morgen,
Und wenn es Abend wird, dann um die Süßigkeit.

Die eheliche Pflicht

Als einst ein alter Herr ein junges Mädchen freite
Und ihm sein schwacher Leib nichts Gutes prophezeite.
Sprach er zu ihr: »Mein Kind, Sie wird sich nun bequemen
Und wird die Chepflicht quartalweis von mir nehmen.«
Ihr Widerfragen war, da sie sich kaum bedacht:
»Allein, wieviel Quartal gibts denn in einer Nacht?«


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