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Arthur Pserhofer (1873-1907)

An den deutschen Jüngling

Sei energisch immerzu
Und auch stolz, mein Lieber!
Wenn die Frau dich unterkriegt,
Kriegt sie leicht dich über.

An denselben

Sei mit Frauen niemals schüchtern,
Sonst erhältst zum Zeitvertreib
Du ein Stückchen Brot mitunter,
Aber nie den ganzen Laib!

An einen Freund

Rede nie mit leichten Sinnen,
Was der Mädchen Ruf entehret!
Es bleibt immer etwas hängen –
Semper aliquid hetaeret.

Liebe

Liebe ist Durst des Gemütes
Nach leiblich und geistigem Trank;
O lasse mich nicht verdursten,
Du lieblicher Herzensschank!
Liebe ist Hunger der Seele
Nach leiblich und geistigem Mahl;
O lasse mich nicht verhungern.
Du reizender Speisesaal!

Die Abergläubische

Sie litt an starkem Aberglauben;
Man mühte sich, ihn ihr zu rauben.
Und mehr als eine riet der Schönen,
Sie möge sich ihn abgewöhnen.

Allein sie sprach: »Das geht nicht gut;
Er steckt mir so in Fleisch und Blut,
Daß ich zum Beispiel meinen Mann
Am Freitag nicht betrügen kann.«


Die Gutmütige

Ihr Gatte hat mit Schmerz gehört,
Daß sie ihn kürzlich hat betrogen;
Er ist entrüstet und empört,
Es wallen seines Zornes Wogen.

Sie fleht ihn um Vergebung an
Und sagt in schüchternem Erröten:
»Ich hab es wirklich nur getan,
Well er mich gar so sehr gebeten.«

Die Aufrichtige

Verabschiedet hat sie die Gäste,
Zu Ende ist glücklich ihr Jour,
Und übrig bleibt von dem Feste
Ein einziger Leutnant nur.

Es glühen erregt seine Wangen,
Er läßt sich vor ihr aufs Knie,
Er will sie in Liebe umfangen,
Doch sie – sie schellt um Marie.

Marie ist eilig zur Stelle;
Sie nimmt sie beiseite und spricht:
»Wenn später ich wiederum schelle,
Dann kommen Sie freundlichst – nicht!«

An eine Berlinerin

Worin Berlin und Wien für Sie
Sich gründlich unterscheiden,
Das fällt mir absolut nicht schwer
In Worte einzukleiden.

Das ist der große Unterschied,
Sie schönste der Blondinen:
Dort, Liebste, kamen Sie zur Welt.
Hier kommt die Welt zu Ihnen.

 

Beständig

Ich kenne viele, viele Frauen,
Darum behaupt ich feierlich:
Die meisten Frauen sind beständig –
Beständig untreu, meine ich.


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