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Wir saßen beim Schachspiel zusammen
Nach einem diskreten Souper,
Und schon nach den ersten vier Zügen
Sagt drohend ich dir
»gardez!«
Kühn spielte ich gegen dich weiter
Und nahm zwei Bauern im Sturm:
Ja, es erobert mein Springer
A tempo den einen Turm.
Du rückst mit der Königin näher,
Sprachst aber zu mir kein Wort –
Und ich nahm flugs unterdessen
Den schwarzen Läufer dir fort.
Ein Zug – und dein träumerisch Auge
In meines gesenket sich hat;
Du lächelst und flüsterst ganz leise:
»Schach, teuerster Freund! und – matt.«
Früher, wenn ein Jüngling liebte,
Hat er flugs sich Luft gemacht
Und hat seinem süßen Mädel
Schöne Verse dargebracht.
»Liebe« reimte sich auf »Triebe«,
»Herz« auf »Schmerz« – das klappte fein!
»Kuß – Genuß« – das geht ja prächtig!
Schließlich noch »allein« und »Pein«.
Und das beste war: Die Holde
War im Umsehn sich bewußt,
Was er will, und reimt am Ende
Mit ihm weiter »Brust« und »Lust«.
Selig hielt man sich umschlungen,
Aller Jammer war vorbei,
Und man pries des Glückes Stiftrin:
Die beredte Dichterei. –
Heute ist das Lieben schwerer,
Nicht so schnell versteht man sich,
Denn der Lyrik neuste Richtung
Ist der Liebe hinderlich.
Verse macht auch heut der Jüngling,
Wenn die Sehnsucht in ihm keimt,
Aber Verse ohne Füße,
Wo sich absolut nichts reimt.
Dunkel, schwülstig, symbolistisch
Eitert träg das Versgeschwür;
Und die Jungfrau stöhnt beim Lesen:
»Quatsch! was will der Kerl von mir?«
Das Geständnis seiner Liebe
Ahnt sie in dem Zeug ja nie,
Und der hochmoderne Dichter
Findet keine Sympathie! –
Darum, Jüngling, wenn ein Mägdlein
Dich entflammt – und Prosa ist
Dir zu fad für dein Geständnis,
Sei um Gott kein Symbolist!
Schreib ihr nach der Väter Weise,
Ströme aus so Qual wie Lust,
Reime »Herz – Schmerz«, »Liebe – Triebe«;
Frisch erleichtre deine Brust!
Schick ihr dann dein Versgebimmel,
Oder, was noch besser ist,
Gibs ihr selbst! – Ich laß mich fressen:
Du weißt gleich, woran du bist!