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Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791)

Winterlied eines schwäbischen Bauernjungen

(Gekürzt)

Mädel, s is Winter, der wollichte Schnee,
Weiß wie dein Busen, deckt Täler und Höh.
Horch, wie der Nordwind ums Häuslein her pfeift!
Hecken und Bäume sind lieblich bereift.

Mädel, s is Winter, machs Stüblein fein warm.
Setz dich zum Ofen und nimm mich in Arm!
Lieblich und kosend wie rosichten Mai,
Führt uns die Liebe den Winter vorbei.

Drehst du mit Finqern, so reinlich wie Wachs,
Seidene Fäden vom silbernen Flachs,
Schüttl ich die Acheln dir schäkernd vom Schurz,
Mache die Nächte mit Märlein dir kurz.

Mädel, s is Winter. O wärst du schon mein!
Schlüpft ich ins blähende Bettlein hinein;
Nähm dich, mein herziges Liebchen! in Arm,
Trotzte dem Winter – denn Liebe macht warm!

Toleranz

Der dicke Franz nahm eine lockre Dirn ins Haus.
Sein Nachbar Melcher sprach:
»Ei, Franz, jag doch das Mensch hinaus!
Im ganzen Dorf spricht man dir Übels nach.« –
»Hm,« sprach der aufgeklärte Franz,
»s ist dummes Volk, weiß nichts von Toleranz.«


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