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Alfred Walter von Heymel (1878–1915)

Das Liebesschloß

Der Gott der Liebesraserei,
Der hat ein schönes Schloß.
Drin sind von Spiegeln Säle drei:
Komm! Sei mein Tanzgenoß.

Wir sitzen in dem ersten Saal
An einem goldnen Tisch.
Drauf steht ein duftend Liebesmahl,
Wein, Früchte, Fleisch und Fisch.

Wir drehn uns durch den zweiten Saal,
Der strahlt in rotem Glanz.
Wir sehn uns tanzen tausendmal
Den heißen Liebestanz.

Wir küssen uns im letzten Saal,
Der ist so kissenweich.
Dort thront die süße Liebesqual,
Den Göttern sind wir gleich.

Der Gott der Liebesraserei,
Der hat ein schönes Schloß.
Drin sind von Spiegeln Säle drei:
Komm! Sei mein Tanzgenoß.

Bestellung

Tuch und Samt und Seide her,
Heut kauf ich den Laden leer!
Was je Mädchenaugen sahn:
Musselin und Tarlatan,
Gaze, Mull, Satin und Taft,
Crêpe de chine herbeigeschafft!
Denn ich bin ein reicher Mann,
Und ich zieh mein Mädchen an!

Schuster, braver Schustersmann,
Meß Er zwölf Paar Schuhe an
Diesem Füßchen, wunderklein;
Solln vom feinsten Leder sein;
Hohe Stöckel, knapper Sitz,
Dünnste Sohlen und ganz spitz,
Daß an ihrer Spur man seh:
Hier spazierte eine Fee.

Teures Fräulein, das versteht,
Wie man Mädchenhemden näht,
Spitzenhöschendichterin,
Fein von Fingern, sein von Sinn!
Spart mir Spitz und Bänder nicht.
Dichtet ein Batistgedicht
Um die rosenfeine Haut
Meiner allerliebsten Braut.

Tischler, Tischler, mach Er mir
Tische, Stühle, Bank und Tür,
Hoble Er den Boden glatt,
Laß kein Loch für Maus und Ratt.
Hat Er dies getischlert nett,
Mach Er mir zuletzt ein Bett:
Mach Er mirs besonders schön,
Soll mein Schatz drin schlafen gehn.


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