Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Ständchen

        Zu des Mondes sanftem Schimmer
Schickt sich wohl ein sanftes Lied,
Das mit seinem Lichtgeflimmer
Still in offne Herzen zieht.

Wenn die Strahlen freundlich fallen
Auf das liebe Fensterlein,
Schleicht wohl auch des Liedes Schallen
Unbemerkt sich mit hinein.

Licht und Klang soll sich vereinen
Zu der Liebe treuem Flehn,
Jenes hold ihr Haupt umscheinen,
Dieser mild ihr Ohr umwehn!

Wenn sie wacht, so zaubre leise
Licht und Klang das Aug' ihr zu,
Und verweb' auf Wunderweise
Still mein Bild in ihre Ruh'.

Wenn sie schläft, so rufe leise
Licht und Klang sie wieder wach,
Lock' auf wunderbare Weise
Ihr Gefühl sich schmeichelnd nach.

Locke sie zum Fenster wieder,
Unter dem ihr Sänger steht,
Bis von treuem Munde nieder
Ihm ein Laut der Liebe weht.

Lasse sie ergriffen lauschen,
Lasse sie den Vorhang ziehn,
Zweifelnd, ob die Strahlen rauschen,
Ob die Töne rauschend glühn.

Noch ein Griff dann in die Saiten,
Noch ein Gruß mit voller Macht,
Noch ein stiller Wink vom weiten,
Und dann – gute, gute Nacht!

 


 


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