Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Zu früh!

        Was willst du, frühlingshaftes Regen,
In dieser kalten Winternacht?
Noch ist der Frühling weit gelegen:
Noch hast du erst die halbe Macht.

Dem Vogel gleichst du, dem verirrten,
Der sich zu früh heraufgewagt
Aus wärmrer Ferne, wo durch Myrten
Belebend schon der Frühling tagt.

Anbaun will sich der arme Sänger,
Wo nirgend Halt noch Blume winkt,
Und fliegt und flattert bang und bänger,
Bis er erkaltet niedersinkt.

Drum heim, Gefühl, hier ist kein Bleiben!
Erst mit dem Lenze komm zurück:
Hier übt der Nord sein freches Treiben
Selbst auf des Herzens Blumenstück.

Wie warm du bist, in diesem kalten
Gewirre wärst du bald verglüht;
Das erst ist rechtes Frühlingswalten,
Wenn's außen so wie innen blüht!

 


 


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