Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Blüt' und Moos

Crescit occulto velut .... aevo.
                Horat. I. 12.

         

Was der flücht'gen Lust entsprossen,
Ist ein Kind des Augenblicks:
Schnell geboren, schnell genossen
Sind die Blumen unsres Glücks.

Nur der Schmerz hat längre Dauer,
Schmerz allein ist treu der Brust,
Nur die süße Liebestrauer
Überlebt den Schaum der Lust.

Blüten welken; – keimen neue,
Bald sind sie auch nimmer neu;
Besser spiegelt Moos die Treue,
Denn es bleibt dem Steine treu.

Unter Stürmen, unterm Eise
Wuchert's fort, umklammert ihn
Und verwächst sich still und leise
In sein Herz mit ew'gem Grün. –

Blüt' und Freud' entbehrt der Dauer,
Moos und Schmerz wird nicht verwehn!
Unsere Lieb' erwuchs in Trauer,
Unsere Liebe wird bestehn!

 


 


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