Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Beleuchtung

        Vom Fenster flog es hernieder,
Ich hielt es in meiner Hand,
Das Brieflein, worin geschrieben
Das Wort der Entscheidung stand.

Doch ob es ein Jawort wäre,
Ob aber ein schrecklich Nein,
Ich konnt' es mir nicht entziffern,
Es glänzte kein Mondenschein.

Es lieh mir kein Stern, kein Lämpchen,
Sein hilfreich freundliches Licht,
Der Himmel war rings umnachtet
Von Wolken, finster und dicht.

Ich starrte mit flammenden Augen
Aufs Blättchen fort und fort,
Sie konnten es doch nicht beleuchten
Das kleine entscheidende Wort.

Da hatten die schwarzen Wolken
Mitleid mit meiner Qual,
Und ließen lang an dem Himmel
Hinzucken den leuchtenden Strahl.

Habt Dank, ihr Gewitterwolken!
Klar stand es nun vor mir da:
Ich las bei himmlischem Lichte
Der Liebe himmlisches »Ja!«

 


 


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