Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Im Walde

        Du Wald mit deinem Schweigen,
Du lauschiges Blätterzelt,
Was könnte wohl dir noch fehlen
Zum lieblichsten Plätzchen der Welt?

Die klarste der Felsenquellen
Beperlet dein üppiges Moos,
Die Weste ringen wie Seufzer
Aus deinem Busen sich los.

Die lustigen Vöglein wohnen
In deinem gastlichen Haus;
Ja selbst deine Schatten streust du
Auf dankbare Blümchen aus.

Was fehlte zum schönsten Plätzchen
Dir, welches so lieblich ist?
Vielleicht, daß du so verborgen,
Daß du so einsam bist?

Vielleicht, daß außer dem meinen
Kein Fuß noch je dich betrat?
Daß nie ein fühlendes Wesen
Sich deiner Stille genaht? –

Nein – nein – das fehlt dir nimmer,
Dort stehn ja, – man merkt es kaum, –
Zwei eng verschlungene Namen
Geschnitten in einen Baum.

Und seine Blätter flüstern,
Und seine Krone rauscht:
»Ich habe zwei glückliche Menschen
In ihrem Glücke belauscht!«

 


 


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