Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Liebchens Ferne

            Wohl weilst du in der Ferne,
Doch nimmer fern für mich,
Kein Heil'ger denkt so gerne
An Gott, als ich an dich.

Vom Monde sag' ich nimmer:
Er walte sanft und mild;
Ich sage nur: sein Schimmer
Sei deiner Seele Bild.

Nie sag' ich mehr: die Frühe
Gleich' einem Feuerfluß;
Ich sage nur: sie glühe,
Wie du beim Scheidekuß.

Für alles, was ich kenne,
Leih'st du die Seele mir;
Für alles, was ich nenne,
Nehm' ich das Wort von dir.

So nenn' ich denn, – ich Schwärmer!
Nur Liebchen-rein den Quell,
Und fühl' die Sonne wärmer,
Nenn' ich sie Liebchen-hell.

Das alles tut die Trennung
Und das Geschiedensein;
Da stellt sich die Bekennung
Erst ohne Rückhalt ein.

Sonst dacht' ich dein nur immer,
Wenn ich dich eben sah:
Dich sehn kann ich nun nimmer,
Und bin dir ewig nah.

 


 


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