Henryk Sienkiewicz
Sintflut
Henryk Sienkiewicz

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11. Kapitel.

Der Sturm auf die Krakauer Vorstadt brachte wenig Nutzen; allein er lenkte die Aufmerksamkeit der Schweden von dem von Kmicic genommenen Fort ab und verschaffte den Soldaten wenigstens die Möglichkeit, sich mehrere Stunden auszuruhen.

Endlich erschienen die sehnlichst Erwarteten: Pan Jamoyski und Czarniecki. Zamoyski brachte seine prächtige Infanterie mit und Geschütze, die den schweren schwedischen Kanonen weit überlegen waren. Czarniecki ließ einen Teil seiner Truppen zur Beobachtung der Schweden zurück und schloß sich mit dem anderen dem Könige an, um an dem bevorstehenden allgemeinen Sturme teilzunehmen; denn er hoffte, daß dieser Sturm der letzte sein werde.

Zamoyskis Geschütze wurden auf dem von Kmicic eroberten Fort aufgestellt, und bald brachten sie die schwedischen Mörser zum Schweigen. Alsdann übernahm General Grodzicki diese Position selbst, und Kmicic ging zu seinen Tataren zurück.

Der König ließ Pan Andreas gleich zu sich kommen und überschüttete ihn in Anwesenheit seines ganzen Stabes mit Lobpreisungen, in denen er es nicht an schmeichelhaften Ausdrücken fehlen ließ. Auch Czarniecki, Sapieha und Lubomirski stimmten dem Könige zu, und Pan Andreas stand glücklich und zufrieden vor der glänzenden Versammlung, in zerrissener Kleidung, mit von Pulverdampf geschwärztem Gesicht.

»Sie können sich keine Vorstellung machen, wie hoch der König Sie schätzt,« sagte Pan Michail zu Kmicic, als sie beide in ihr Quartier gingen. »Gestern war ich auf dem Kriegsrate. Man sprach von Litauen, in wie schrecklicher Weise Pontus da wütet. Sapieha riet, man sollte zwei Banner nach dorthin schicken, mit einem Manne an der Spitze, der die gleiche Taktik, die Czarniecki zu Beginn des Krieges verfolgte, anschlagen würde. Da rief Jan-Kasimir sogleich: »So einer ist nur Babinicz!« und alle anderen gaben das auch zu.«

»Mit Freuden werde ich hingehen!« rief Kmicic. »Ich hatte schon selbst vor, den König darum zu bitten. Zuerst aber nehmen wir Warschau. Und wie steht es mit Ketling?«

»Er erholt sich. Das Fieber ist gewichen. Und nun fordert er sich fortwährend Essen. Sie werden noch Zeit haben, ihn zu sprechen. Jetzt legen Sie sich lieber zur Ruhe.«

Pan Andreas befolgte diesen Rat, – er legte sich schlafen. Als er gegen Abend wieder erwachte, saßen Zagloba und Wolodyjowski in seinem Zelte.

»Wissen Sie,« sagte Pan Michail, sobald Kmicic die Augen geöffnet hatte, »es ist Befehl gegeben, die Positionen morgen einzunehmen.«

»Hören Sie nur, wie die Geschütze dröhnen,« fügte Zagloba hinzu. »Die Signale zum Sammeln werden schon gegeben. – Morgen wird der heilige Peter viel zu tun haben!«


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