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Zweiundfünfzigstes Kapitel

Der Kapitän treibt Faseleien – hält Affen, Bären und Mannszucht an Bord. – Man fürchtet, daß auch der Mond einen viel zu großen Einfluß auf seine Beobachtungen übe.

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Ungeachtet meines Elends genas ich doch wieder und ging mit gleichgültigem Sinne an meinen Dienst. Jedermann sah und achtete meinen Schmerz. Der Vorfall wurde nie gegen mich berührt, ein einzigesmal ausgenommen, und dies geschah sechs Monate nachher durch einen plumpen rohen Meistersmaten, Namens Pigtop, welcher mit in der Pinasse gewesen war.

Er kam auf mich zu und elektrisirte mich ohne alle Vorbereitung mit den gedehnten Worten:

»Ei, Rattlin, zu Aniana habt Ihr eine saubere Geschichte angerichtet. Eurem Mädchen dort muß, wie ich denke, ein Blutgefäß geborsten sein, als sie aus Euch Jagd machte. Ich sah, wie ihr das Blut zu Mund und Nase herausschoß.«

»Lügner!« rief ich, indem ich einen schweren Block, welchen ein Matrose von der Hinterwache einsetzen wollte, ergriff und Pigtop damit zu Boden schlug.

Der schnöde Bursche entfernte sich, um bei Kapitän Reud Klage zu führen; dieser aber befahl ihm, das Schiff zu verlassen, sobald wir in einem Hafen einliefen.

Wir müssen nun ein wenig in unserer Erzählung zurückgehen, um zu zeigen, welche Ereignisse zu der im vorigen Kapitel berichteten unheilvollen Katastrophe geführt hatten. Nachdem Kapitän Reud viele, viele Wochen besinnungslos dagelegen, sagte er eines Morgens, als eben Doktor Thompson und der erste Lieutenant neben ihm standen, mit schwacher, gedämpfter Stimme:

»Schickt nach Ralph Rattlin, damit er mir aus der Bibel vorlese.«

Als ich nicht wieder erschien, glaubten Einige, ich sei von einem der wilden Marodeurs, die sich noch in der Stadt befanden, ermordet worden; da sich jedoch keine Spur von meinem Leichname auffinden ließ, so kam die Mehrzahl meiner Schiffsgenossen auf die Vermuthung, ich sei desertirt. Der Leser weiß, daß die letztern meiner Freunde Recht hatten; und da man allgemein fürchtete, die Erschütterung würde wahrscheinlich weit nachtheiliger auf den Kapitän wirken, wenn man aus die Möglichkeit einer Ermordung hindeutete, so zog man die mildere Alternative vor und erwiederte ihm, »man besorge, daß ich desertirt sei.«

Kapitän Reud antwortete blos; »das glaube ich nicht,« wandte sein Gesicht gegen die Wand, und blieb wieder drei oder vier Tage stumm. Als sich sein Zustand besserte, begann er thätiger zu werden, oder vielmehr – er befahl, daß nachdrückliche Maßregeln getroffen würden, um das Geheimniß meines Verschwindens aufzuklären. Die Matrosen wußten abtheilungsweise auf Meilen in die Runde die Gegend durchspähen, aber ich war zu gut verborgen, als daß ihre Mühe hätte von Erfolg sein können. Die zwei Leute, die mich in der Nähe von Manuels Wohnung gesehen hatten, gehörten zu der Fregatte, welche ausgefahren war, ehe Kapitän Reud wieder zur Besinnung gelangte.

Die Sache wurde jedoch nicht so bald aufgegeben. Vielleicht erinnerte er sich, daß ich ihm den kümmerlichen Ueberrest seines Lebens gerettet, und wie grausam er mich auch behandelt hatte, so wußte ich doch wohl, daß er eine aufrichtige Zuneigung zu mir hegte. Die Eos hatte so lange im Hafen vor Anker gelegen, daß die Matrosen meinten, sie würden bald auf den Ochsenknochen aufsitzen, welche nach thätiger Bearbeitung mit den Kauorganen über Bord geworfen worden waren; man hatte daher Zeit, einmal an's Lichten zu denken.

Der Wind war leicht und die Boote wurden ausgetaut, die einzige Pinasse ausgenommen, welche Austrag erhielt, noch einmal die Bai zu durchfegen und alle Einfahrten zu durchspähen, ob sich nicht doch noch eine Spur von mir finden lasse. Dies gab Anlaß zu den bereits berichteten herzzerreißenden Resultaten.

Wie kurz ist doch die eigentliche Romantik des Daseins! Ein Ruf der Freude – ein Puls des Entzückens – und es ist vorbei! Im Laufe meines ereignißvollen Lebens habe ich sehr viele schöne Gesichter und anmuthige Gestalten gesehen. Ich traf den Zauber äußerer Liebenswürdigkeit, vereint mit hohem Verstände, gediegenen Grundsätzen und tugendhaften Gefühlen, die durch ihre Heiligkeit Ehrfurcht einflößten; aber wie sehr ich mir auch Mühe gab, die schönen Besitzerinnen dieser hehren Eigenschaften zu lieben – wie oft ich um die Wiederkehr jener Herz und Seele erfüllenden Leidenschaft betete und seufzte, so konnte doch kein Zauber die tobte Asche in's Leben rufen. Die junge, schöne Wilde hatte meinen Busen allen zarteren Stoffs entkleidet – die frischen Blüthen der Leidenschaft gesammelt und nichts zurückgelassen – – doch das ist von keiner Bedeutung – Josephine, lebe wohl!

Sprechen wir von andern Dingen. Es ist eine possierliche Welt – wir wollen lieber über Andere spotten und es Heiterkeit nennen. So treibt zum Beispiel mein armer, halbverwirrter Kapitän Possen, daß sogar die Autorität mit dem zweischneidigen Schwert in der Hand den Ausbruch eines unedlen Lachens nicht unterdrücken kann. Vor Allem faßt er eine ganz besondere Vorliebe für Affen und Meerkatzen, entläßt alle seine Midshipmen, obschon er zugleich Sorge trägt, daß sie dennoch ihren Dienst thun, und läßt den Schiffsschneider die Uniformen für ihre Nachfolger anfertigen. Die Offiziere sind entsetzt, denn der Wahnsinnige ist so verschmitzt, und die Gefahr, einen vorgesetzten Offizier unter Arrest zu legen, so furchtbar, daß sie nicht wissen, was sie thun sollen. Außerdem ist der Kapitän jedesmal nur von einem einzigen tollen Gedanken besessen, und seine Geisteskrankheit scheint sich bisweilen in einer Monomanie Luft zu machen, ohne in irgend einer andern Beziehung seine geistigen Fähigkeiten zu beeinträchtigen. Da die Affen-Midshipmen sich nicht sehr ordnungsmäßig benahmen, so ließ Kapitän Reud sie eines Vormittags sammt und sonders an eine Kanone in der Kajüte binden, und der Reihe nach mit der neunschwänzigen Katze peitschen. Es war äußerst possierlich, mitanzusehen, wie die armen Thiere warteten, bis die Reihe an sie kam, denn nie hatten sie menschlicher ausgesehen, als unter dem Einflüsse ihrer Furcht. In derselbigen Nacht stahlen sie sich zu zweien und zu dreien in die Kajüte und brachten beinahe ihren Verfolger um. Dies sah fast wie ein Komplott aus, und gewann den Anschein, als ob sie nach vernünftigen Impulsen handelten.

Sie wurden sammt und sonders über Bord geworfen. Dann setzte er sich's in den Kopf, die Karronaden des Vorderkastells in die Marse hinaufzuschaffen, wodurch das Schiff so angespannt wurde, daß die Stengen beinahe über Bord gingen. Doch auch diese Narrheit erreichte ihr Ende, und die Kanonen wurden wieder an ihre geeigneten Plätze gebracht. Dann kam ein ungeheurer Bär an Bord – ein sehr gentlemanischer, würdevoller Bursche, denn er war nie in Eile, und bewegte sich stets mit graziöser Bedächtigkeit. Kapitän Reud unterhielt sich damit, daß er sich bemühte, das Thier tanzen zu lehren, und ein nichtsnutziger Galgenstrick, der wahrscheinlich früher einen Bären durch's Land geführt hatte, und sich auf Pfeife und Trommel verstand, gelangte bei ihm hoch in Gnaden. Der Kapitän überhäufte ihn mit Wohlthaten, damit er ihm in seiner eigentümlichen Beschäftigung beistehe.

»Kommt und seht meinen Bären tanzen – kommt, und seht ihn tanzen,« hörte man den kleinen Creolen ohne Unterlaß schreien. Aber der Bär nahm den Unterrecht nicht sehr gnädig auf, und wurde mit jedem Tage wilder, bis er endlich einmal seine Gelegenheit ersah und dem Kapitän beinahe den Athem aus dein Leibe drückte, zugleich dessen rothe Nase, welche er durch den Maulkorb abzubeißen versuchte, fast aus seinem gelben Gesichte reibend. Der Stern der Ursa major war nicht länger im Aussteigen, und wurde von dem Meister des ersten Kauffahrers, mit dem wir zusammentrafen, gegen ein paar Kampfhähne vertauscht. Der Bärenführer mußte wieder in die Kuhl zurück, und erhielt am andern Tage wegen Unverschämtheit die Katze, während der Landstreicher kaum achtundvierzig Stunden früher noch zu stolz gewesen war, um einen Midshipman mit »Sir« anzureden.

Es wäre jedoch lächerlich, die lange Reihe derartiger geisteskranker Grillen aufzuzählen, welche jedesmal die vorangehende an Abgeschmacktheit übertrafen.

Mag nun ein Mensch toll sein oder nicht, so kömmt doch Weihnachten wieder. Seit undenklichen Zeiten glaubt Jack das unveräußerliche Recht zu haben, sich an diesem glücklichen Tage zu betrinken – ein Recht, das im Hafen von den Offizieren nicht beanstandet, sondern gewöhnlich sub silentio unter ihren Augen geübt wird; obschon sich die betreffenden Partieen nichts weniger als schweigsam dabei verhalten. Sogar zur See – wenn nicht etwa gerade ein Feind in Sicht ist, oder es hinreichend stürmt, um das Schiffskupfer über Bord zu blasen – halten es unsere Freunde für hart – für sehr hart, wenn ihnen die Zahl ihrer Gläser am andern Morgen auf den Rücken gekerbt werden soll, und es wäre in der That eine wahre Sysiphus-Arbeit, wenn man am Christfeste unter der gesammten Mannschaft einer Fregatte der Trunkenheit wehren wollte, denn sobald der Eine nüchtern geschreckt oder gepeitscht ist, wird schon wieder ein Anderer zum Helden.

Aber eben dies war der Grund, warum sich Kapitän Reud am Christfeste nach seiner erhaltenen Wunde der Aufgabe unterzog, und da das Wetter schön war, so hoffte er, sie werde ihm nicht ganz so schwer fallen, als das Bergaufrollen eines Steines, der unvermeidlich wieder hinunterkugelt, noch ehe er den ersehnten Gipfel erreicht hat. Unmittelbar nach dem Frühstück wurde vorn und hinten der Befehl ertheilt, daß sich heute Niemand betrinken dürfe, und daß sechs Dutzend (nicht Gläser Wein) Demjenigen als Belohnung zufallen sollten, der sich unterstehe, auch nur im Mindesten gegen die Ordre zu handeln. Was ist Trunkenheit? Wir können es kaum aussprechen, wenn wir einen Menschen ihre empörenden Phasen durchmachen sehen. Und doch ist's noch schwerer, zu sagen, was man unter Nichttrunkenheit versteht. Wie vermag man die zarte Scheidelinie zu bestimmen, welche die Aufregung von dem anfangenden Delirium trennt? Doch für einen Mann, wie Kapitän Reud, war dies gar nichts. Der Arzt sagt, um eine Krankheit durchaus zu verstehen, leiste der Umstand, daß man sie selbst erstanden habe, eine höchst wichtige Beihülfe. Diesem augenfälligen Grundsatz zufolge war unser Aeskulap mit den Epauletten der erste Betrunkene im Schiff, denn er hatte nach dem Diner seine Beurtheilungskräfte mit einem sogar für ihn ungewöhnlichen Antheil von Klaret geschärft.

Zu der gewöhnlichen Zeit, nämlich unmittelbar vor dem Niederpfeifen der Hängematten, wurde auf die Posten getrommelt. Die Offiziere können sich bei dieser Gelegenheit aus der Art, wie die Matrosen bei ihrem Geschütze stehen, ziemlich von der Nüchternheit ihrer Mannschaft überzeugen, denn die Grogportion ist dann schon ausgetheilt und man kann annehmen, daß er schon völlig verzehrt ist. Der Kapitän kam natürlich auf das Halbdeck und lavirte hin und her, bis er endlich sein Steuerbordpackeisen auswarf und sich an einem der Belegnägel des Besanmastes fest ankerte.

»Mr. Farmer,« sagte er zu dem ersten Lieutenant, »Ihr seht, ich weiß, wie man aus einem Schiffe die Mannszucht handhaben muß – kein – (Schluchzen) einziger Betrunkener an Bord.«

»Ich bezweifle es, Sir,« lautete die achtungsvolle Antwort. »Ich meine, Sir, ich könne doch Einen sehen,« fügte er bei, nach einem spähenden Blicke, die Augen von seinem Vorgesetzten abwendend und gleichgültig umherblickend.

»Wo ist er?«

»Oh Sir, wir dürfen nicht vergessen, daß heute Weihnachten ist; wenn's Euch daher gefällig ist, Sir, so wollen wir die Sache nicht allzugenau nehmen.«

»Aber wir wollen's neh – nehmen ganz genau, und versteht Ihr mich, wir wollen's neh – nehmen, Mr. Rattlin, ein gutes Wort dieses neh – Nägel, Zehnpenny-Nägel – Hämmer – Eisenklampen und Teufelsklauen – wovon haben wir gesprochen, Mr. Farmer? Oh, von der Nüchternheit! Wir wollen – ja, ganz gewiß – wir wollen – (Schluchzen) – den betrunkenen Mann ausfindig machen.«

Kapitän Reud legte nun seinen rechten Arm schwerfällig auf meine Schulter – denn er war schlau genug, zu finden, daß ihm die Gicht in die Beine fuhr – und trat unter dem Geleite der Offiziere, des Waffenmeisters und der Schiffskorporale seine Entdeckungsreise durch das Schiff an. Nun ist es kein Spaß für einen Halbbetrunkenen, wenn er von einem völlig Berauschten wegen seines Exzesses gerichtet werden soll. Die Untersuchung bot einen eigenthümlich komischen Anblick, denn manche von den Untersuchten waren sich eines Bechers zu viel bewußt und gaben sich dann alle Mühe, recht nüchtern auszusehen. Als wir uns den verschiedenen Gruppen um die Kanonen näherten, belustigten wir uns sehr über die unterschiedlichen Kunstgriffe der Matrosen, welche die Musterung zu passiren hatten. Einige pflanzten sich steif auf und sahen so starr aus, wie eherne Säulen, während Andere sich die Untersuchung gleichgültig gefallen ließen, als wollten sie sagen: »Wer hat sich so wenig vorzuwerfen, als ich?« Wieder Andere, denen das Gericht nicht sehr gelegen kam, huschten in aller Stille herum und wechselten ihre Plätze mit ihren Schiffsgefährten, so daß die quecksilbernen Spitzbuben in aller Stille nach vorn zu stehen gekommen waren, trenn der Kapitän in den Augen der Hintern nach Symptomen der Trunkenheit spähte.

Auf die scharfe, verblüffende Anschuldigung:

»Ihr seid betrunken, Bursche,« erfolgten die wechselndsten Antworten. Das entrüstete »Nein, Sir!« – die wohlgespielte Ueberraschung »Ich Sir?« – das versöhnende »Gott behüte Euer Gnaden, nein, Sir!« – das logische »Heute ist Schmalhans Kellermeister gewesen, Sir,« – und das sarkastische »Nicht mehr als Euer Gnaden« – mitanzuhören, war unterhaltlicher, als eine Komödie.

Die Nachforschung war fast erfolglos. Der einzige Fisch, der ins Netz ging, war ein armer, blödsinniger Junge, der meines Wissens seit Monaten keinen Grog gekostet hatte, denn seine Tischkameraden pflegten ihn durchzugerben, so oft er seine Ration forderte. Das plötzliche: »Ihr seid betrunken,« des Kapitäns wirkte überraschend auf den einfältigen Menschen, der vielleicht meinte, es sei gegen die Kriegsartikel, dem Kapitän zu widersprechen, und deßhalb sagte:

»Ja, Sir; aber ich habe keinen Grog gekostet seit – –«

»Ihr seid betrunken, Bursche. Waffenmeister, nehmt ihn nach dem Hinterschiff und legt ihn in Ketten!«

Die Untersuchung war vorüber, und unser mäßiger Kapitän ging nun selbst nach dem Hinterschiffe, sich ungemein viel darauf einbildend, daß unter seiner ganzen Schiffsmannschaft am Christfeste nur ein einziger Fall von Betrunkenheit vorgekommen sei. Unter häufig wiederholtem Schluchzen ließ er sich über den erfreulichen Umstand folgendermaßen vernehmen:

»Ich nenne das Mannszucht, Mr. Farmer. Der einzige Betrunkene in dem unter meinem Kommando stehenden Schiffe Seiner Majestät ist hinten aus der Hütte in Eisen – ein Kerl, der nicht einmal sein Salz verdient.«

»Ich bin ganz mit Euch einverstanden,« sagte der höhnende Zahlmeister, »daß der einzige Kerl, der sich unterstanden hat, den heutigen Tag durch Trunkenheit zu schänden, nicht einmal sein Salz verdient; aber er ist nicht im Eisen hinten auf der Hütte.«

»Nein, gewiß nicht,« stimmte der erste Lieutenant ein.

»Das ist wie – erstaunlich!« rief der mystifizirte Ausrotter der Unmäßigkeit, als er in seine Kajüte taumelte, um nach so vieler Mühe sich mit zwei weitern Flaschen zu trösten.

Aus diesen Vorfällen wird der Leser entnehmen, daß es für Kapitän Reud hohe Zeit war, sich zurückzuziehen und mit so viel Würde auf seinen Lorbeeren auszuruhen, als bei einem Mann von seinem unfugliebenden Temperamente möglich war. Der Stationsadmiral war derselben Ansicht, als Reud das Schiff nach Port-Royal brachte. Der Kapitän hatte den schwarzen Piloten abgesetzt und es auf sich genommen, die Fregatte selbst zu lootsen. In Folge davon hielt sie sich so dicht an das Vorgebirge, daß sie schnurgerade auf den Kirchthurm von Port-Royal, welches, von einem Erdbeben versenkt, ganz ruhig neben dem neuen liegt, stieß und ein so großes, zerstörendes Loch in das Vorderreitknie erhielt, daß man es passend mit dem in dem Rufe eines gewissen Patrioten vergleichen konnte, welcher kürzlich mit seinen vormaligen Gegnern in's Ministerium trat. Trotz der Bemühungen der ganzen Flotte, welche ihre Mannschaft an Bord schickte, um an den Pumpen mitzuhelfen, konnten wir die Eos nicht flott erhalten, weßhalb wir uns genöthigt sahen, zuerst ein Segel unter ihrem Boden durchzuziehen und sie dann Breitlings nach der Dock-Yardwerfte zu tauen, um sie daselbst zu erleichtern und festzulegen.

Am nämlichen Abend um neun Uhr war ihr Rumpf bereits geleert und die Schiffsmannschaft summt den Offizieren in dem Dock-Yard untergebracht; auch wurden Vorbereitungen getroffen, um am andern Morgen die Fregatte umzulegen. Man war allgemein der Ansicht, daß unser Kapitän ohne seine Verwandtschaft mit einem hochgestellten Admiralitätsbeamten für das Umwerfen unterseeischer Kirchen und das Einstoßen eines schönen königlichen Fregattenkiels vor ein Kriegsgericht gestellt worden wäre. So aber erhielten wir bloß Befehl, uns unverweilt für die Heimath bereit zu halten – sehr zur Freude der gesammten Schiffsmannschaft, den einzigen Kapitän ausgenommen.

Da ich kein Tagebuch zu schreiben gedachte, so habe ich Vieles übergangen, was an sich sehr interessant wäre, aber doch, wenn ich es berichten wollte, das Werk zu einer kleinen Bibliothek anschwellen würde. Ich habe deßhalb sogar die Aufzählung aller Vorfallenheiten, die nicht unmittelbar mit meiner Person in Verbindung stehen, übergangen.

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