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Das Gute der neuen Zeit

Arie des Liedes: »Das thu ich gar so gern'.«

Die Leut', dö über d'neuen Zeiten schrei'n.
In dieser schönen Zeit zu leb'n bereu'n,
Dö san vernagelt noch im höchsten Grad,
So wie der Stock im Eisen in der Stadt.
Denn, wer in dieser Zeit nöt kann besteh'n,
Der soll in d'Stadt in's Zeughaus lieber geh'n,
Dort mit die blecher'n Ritter diskurir'n,
Und über d'neuen Zeiten kritisir'n.

Vor Zeiten hat ma All's auf d'Folter g'spannt,
Unordnung herrschte fast in jedem Land;
Doch jetzt lebt man in der Beziehung frei, –
Der Geld gnur hat, hat gar kan' Schererei.
Hat bei der Nacht auf Gassen sich wer g'wagt,
So hat a Straßenrauber ihn schon packt,
Doch jetzt gibt's and're Straßenräuber schon.
Jetzt packen am die schönsten Madeln on.

Soll sich an alter Mann wo unterschreib'n,
So tunkt er d'Federn ein – und laßt's doch bleib'n,
Und macht mit vieler Müh' drei Kreuzerln bloß,
Wie auf der Schmelz das Tischlerkreuz so groß.
Wann wo an altes Weib was z'lesen kriegt,
So wird um's nächste Kind in Hof h'naus g'schickt;
Oft sicht man ja, es is a rechte Schand,
Der klane Bur, der führt sein' Vatern d'Hand.

Für d'Madeln war es damals d'größte Schand,
Wann sie hab'n Kinder kriegt im led'gen Stand,
Und kaum hab'n d'armen Kinder d'Welt erblickt,
Hab'n sie's aus Angst und Schand in Himmel g'schickt,
Doch krieg'n jetzt d'Mad'ln so a theures Pfand,
So schick'n sie's g'schwind hinaus auf's Land,
D'rum, san im Frühjahr d'ersten Bama grün,
So red'n d'Madeln schon von Landparthie'n.

D'Studenten, um die Schul'n zu absolvir'n,
Hab'n 's Fechten früher g'lernt als 's Buchstabir'n,
Doch jetzt studier'n sie früher üb'rall aus,
Dann gehen's fechten erst von Haus zu Haus.
Auch hat sich damals gar kan Mad'l g'schämt
Den Flachs zu spinnen für ihr eig'nes Hemd;
Jetzt machen d'Madeln sich a Schand daraus,
Wann's spinnen sollen in an g'wissen Haus.

Die Leut', dö über d'neuen Zeiten schrei'n.
In dieser schönen Zeit zu leb'n bereu'n,
Dö san vernagelt noch im höchsten Grad,
So wie der Stock im Eisen in der Stadt.
Denn, wer in dieser Zeit nöt kann besteh'n,
Der soll in d'Stadt in's Zeughaus lieber geh'n,
Dort mit die blecher'n Ritter diskurrir'n.
Und über d'neuen Zeiten kritisir'n.


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