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Der Ritter und sein Liebchen

Wien 1828.

Zu finden bey Ignaz Eder, Kupferstichhändler am Thury in der Flecksiedergasse im eigenen Hause zum guten Hirten.

Ein Ritter ritt wohl in den Krieg,
Und als er seinen Hengst bestieg,
Umfing ihn sein feins Liebchen:
Leb' wohl, du Herzens-Bübchen!
Leb' wohl, viel Heil und Sieg!

Komm fein bald wieder heim in's Land,
Daß uns umschling ein schön'res Band
Als Band von Gold und Seide:
Ein Band von Lust und Freude,
Gewirkt von Priesters Hand.

Ho, ho! Kämm ich auch wieder hier,
Du Närrchen du, was helf es dir?
Magst meinen Trieb zwar weiden,
Allein dein Band aus Freuden,
Behagt mit nichten mir.

O weh! so weid' ich deinen Trieb,
Und willst doch falscher Herzensdieb,
In's Eheband dich nicht fügen?
Warum mich dann betrügen,
Treuloser Unschuldsdieb?

Ho, ho! du Närrchen, welch ein Wahn!
Was ich that, hast du mit gethan,
Kein Schloß hab ich erbrochen,
Wann ich kam anzupochen,
So war schon aufgethan.

O weh! so trugst du das im Sinn?
Was schmeicheltest du mir um's Kinn,
Was mußtest du die Krone,
So zum Betrug und Hohne,
Mir aus den Locken ziehn?

Ho, ho! Jüngst flog in jenem Hain,
Ein kirres Täubchen zu mir ein;
Hätt ich es nicht gefangen,
So müßten mir entgangen,
Verstand und Sinnen seyn.

Drauf ritt der Ritter hoy sa sa,
Und strich sein Bärtchen tralala,
Sein Liebchen sah ihn reiten,
Und hörte noch von weiten,
Sein Lachen ha, ha, ha!

Traut Mädchen, leichten Rittern nicht!
Manch Ritter ist ein Bösewicht.
Sie löffeln wohl, und wandern
Von einer zu der Andern
Und freyen keine nicht.


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