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Daphne und Myrtill

Im Schatten einer alten Eiche
Saß Daphne, da die Sonne wich,
Als in dem einsamen Gesträuche
Myrtill sich ihr zur Seite schlich.

Er will den Lilienhals umfassen,
Der seinen Küssen sich entzieht;
Nichts, leider! wird ihm zugelassen;
Sie rafft sich zornig auf, und flieht.

Was wird von Schönen uns versaget
Das kühne Schalkheit nicht erpreßt?
Als Daphne flieht, und fliehend klaget.
Hält ihr Myrtill sie schmeichelnd fest.

Myrtill erzwingt von Daphnen Küsse,
Die ihre Hand nur schwach bekämpft;
Denn, nein! ein Kuß ist viel zu süsse,
Ein Kuß hat manchen Zwist gedämpft.

Sie schlägt die Augen schamrot nieder,
Das blöde Mädchen thut sich Zwang;
Und eifert auf gewiesse Lieder,
Die jüngst Myrtill der Chloe sang.

Doch fährt sie fort: »Um dir zu zeigen,
»Daß ich mit dir nicht zürnen will,
»Will ich zu neuem Frevel schweigen;
»Küß immer noch einmal Myrtill.


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