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Vier neue weltliche
Almen-Lieder
von der Schwagerin

Das Erste.

Jetzt will ich mich besinnen, will führen ein anders Leben,
Und will mich auf die Alma, zu der Schwagerin begeben,
Wohl auf die grüne Heyde, da seynd so viele Freuden,
Wohl in den grünen Schatten, da seynd die Freuden zu viel,
Setz ich mich auf mein Schimmerl, reit übers Bergel auf,
Mein Schwagerin hab ich erblickt, mein Herz im Leib springt auf.

Der Schimmel der ist gesprungen fiel a schon in die Freud,
Und Schwagerin war frisch munter, es ist schon an der Zeit,
Da gang ich zu der Hütten, und sang ihr gleich mein Lied,
Gleichwie sichs auf der Alma, bey der Schwagerin gebührt,
Die Schwagerin thät aufmachen, mein Herz in Leib hat glacht,
In die Augen hats mich gestöchen, wies die Hütten auf hat gemacht.

Den Schimmel vor der Hütten hats gleich ein Heu vorgelegt,
Ich habs um eins wolln bitten, hats aber selbst gleich gwist,
Ein Wein hats mir gleich geben, in Steuermark ist er gewachsen,
Er hat sich wie ein Burgunder trinken lassen,
In Freuden und in Trübsall und immer darf ichs sagn,
Mir gfallt keine als meine Schwagerin, die muß ich auch noch habn.

Schön Schazerl hast ein Lust, geh sag mirs nur fein recht,
Ich handle was mit dir, wann ich dir war nicht schlecht,
Laß nur Zeit mein lieber Fuhrmann,
Das werden wir schon noch sehn,
Wannst mehr a mal auf die Alma gehst,
Vielleicht kann etwas geschehn.

Mein Vater ist bey Mittel, in Maren Engelsbach,
Hat er eilf Roß im Stall daheim, und zwölfe auf der Straß,
Schöns Schazerl hilf mir reisen, der Tag der geht zu Ende,
Und wann zwey Liebe scheiden gebens einander die Hände,
Wann i bey Mari-Engelsbach das Bergerl aufi reit,
So behüt dich Gott herztausend Schaz bey dir hab ich mein Freud.

Das Zweyte.

Wann ich in der Fruh aufsteh
Und zu meiner Schwagerin geh,
Und aft nimm i glei mein Sichel
Und gras mit meinem Michel,
Wohl in den grünen Klee.

Wann der Halter blast ins Horn;
Treibt mas Kuhla zu den Bach,
Da mas Kuhla aber streicha,
Und die Milli zsamma seicha,
Treibt mas Kuhla zu den Bach.

Schwagerin du bist meine Freud,
Wann ichs Vieh auf d'Alma treib,
Treibt mas öfter auf die Alma,
Kriegma aften gute Kalma,
Treibt mas Kuhla zu dem Stier.

Schwagerin bring an Sechter her,
Das Kuhla giebt uns Milli mehr;
Treibt mas öfter auf die Alma,
Da mas Kuhla wieder melcha,
Kuhla giebt uns Milli mehr.

Auf der Alm da is a Leb'n
Da thuts schöne Sennerin geb'n,
Bald dama melcha, bald dama grasen,
Bald thut Sennerin ins Horn eini blasen,
Sennerin schreit Juhe! Juhe!

Das Dritte.

Wann der Metzger auf die Alma kimmt,
Geht er zu der Schwagerin hin,
Aften thuts just Butter rühren,
Fangt er an mit ihr zu schmieren
Das er thut gute Kalma kriegen!

Wann das Kuhla kriegt a Kalm,
Ist der Metzger auf der Alm;
Thut ers Kalm nit abkaufen,
Laßt mas Kalm mit Kuhla laufen.
Dann es kommen Metzger mehr.

Und wann die Schwagerin ist allein,
Ist der Metzger schon so fein;
Thut der Schwagerin was für machen,
Das oft Schwagerin recht muß lachen,
Schwagerin gibt ihm Kalma gern.

Und wann der Metzger hat das Kalm,
Treibt ers wecka von der Alm,
Wann er aft thut wieder kema,
Thut der Schwagerin aften schöna,
Schwagerin giebt ihm Kalma gern.

Das Vierte.

Erlaub mir, schöne Senderin,
Zu sein heut Nacht bei dir,
Die Nacht hat überfallen mich,
Sonst weiß ich kein Quartier;
Geh', laß mich in dein Hüttchen ein
Und laß mich heunt Nacht bei dir sein;
Ich bin mein Leben nie g'west allhier,
Darum hab ich kein Quartier.

O Jäger, was verlangest du?
Das kann bei mir nicht sein!
Ich hab ja so an schlechten Ort,
Ist alles viel zu klein.
Ich habe so ein kleines Bett,
Du hättst kein Ort zum Schlafen nöt,
Du hättst kein Ort zum Schlafen nöt,
Jäger, laß mir an Fried.

Ich brauch kein Bett zum Schlafen nöt,
Wenn ich nur hab an Ort!
Früh Morgen, wenn der Tag anbricht,
Geh ich schon wieder fort,
Da zünd ich mir ein Feuerl an,
Damit bin ich vergnüget schon,
O Senderin, o fürcht dich nicht,
Du hast vor mir ein Fried.

Doch Jäger, wenn du bist allein,
So mach ich dir schon auf,
Und laß dich in das Hüttchen ein,
Wies almrisch ist der Brauch;
Du mußt dich halt schön still erhaben,
Sonst thäts glei der Kühbua g'warn,
Sonst thäts glei der Kühbua g'warn,
Er thäts dem Bauern sagen.

O Senderin, o fürcht dich nicht,
Ich weiß schon selbst den Brauch,
Ich halte mich die meiste Zeit
Im grünen Walde auf,
Ich bin schon überall bekannt,
Nicht gerade hier im Steyrerland,
Es hat sich noch wegen meinetwegen
Kein Unfried nie ergeben.

Der Jäger und die Senderin,
Sie wurden gleich bekannt,
Sie schlafen in der Hütten d'rinn
Wie Mann und Weib beisamm,
Wenn sie so hab'n die halbe Nacht
In schöner Stille zugebracht,
Kocht sie a Koch mit Zucker dran,
Das war dafür sein Lohn.

Früh Morgen als der Tag anbrach,
War er in frischem Muth,
Er wünscht der Senderin an guten Tag
Und geht dem Gamsberg zu;
Pfit di Gott, liebe Senderin,
Mit dir bin ich recht wohl zufrieden,
Und hab ich dir zu viel gethan,
So sag an andern an.


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