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Im Tone: Juhe! die Feinde sind geschlagen.
Ein warnend Beyspiel will ich singen
      
 Es gibt die Lehre grell und scharf,
      
 Wie, daß der Mensch vor allen Dingen
      
 Der eignen Kraft nie trauen darf;
      
 Es zeigt, wie oft in Lust und Freuden
      
 Ein Unglück, selbst der Tod uns winkt,
      
 Zumahl, wenn man sie unbescheiden
      
 In allzu großen Zügen trinkt.
Den schönen Maytag zu genießen,
      
 Der reinen Landluft sich zu freun,
      
 Lustwandelten mit leichten Füßen
      
 Jüngst im freundschaftlichen Verein,
      
 Verwandte junge acht Personen
      
 Mit jugendlichem heitern Sinn,
      
 Im Glanz des Frühlings sich zu sonnen,
      
 Von Wien nach Klosterneuburg hin.
Da meinten nun die beiden Männer,
      
 Als schon die goldene Sonne wich,
      
 Es fahre lustiger und schöner
      
 Nach Hause auf der Donau sich; 
      
 Nach manchem Hinderniß erlangten,
      
 (Es war, als sollt es schon nicht seyn),
      
 Sie einen Kahn, die Frauen bangten,
      
 Doch stiegen scherzend sie hinein.
Und singend schifften sie hinunter,
      
 Ihr Echo schallt aus dunkler Au,
      
 Die Wellen tanzten schön und munter,
      
 Doch kannten sie sie nicht genau;
      
 So ruderten sie fort, und schwammen
      
 Gleich Göttern auf dem Element,
      
 Bis sie ganz nah vor Nußdorf kamen,
      
 Dort wo der Sporr'n die Fluthen trennt.
Vom Ufer riefen da die Leute;
      
 Entfernt vom Sporren euch im Lauf
      
 Sonst werdet ihr dem Tod zur Beute,
      
 Da sprangen schnell die Frauen auf;
      
 So fing das Schifflein an zu wanken,
      
 Laut hört man sie um Hülfe schreyn –
      
 Sie schlugen um – und alle sanken
      
 Ins nasse kalte Grab hinein.
Am Gatten klammert in den Wogen
      
 Die Frau sich, die gesegnet ging,
      
 Doch eh der Retter kommt geflogen
      
 Sie all ein grauser Tod umfing;
      
 O Gott, du ließest zum Exempel
      
 So jämmerlich sie untergehn,
      
 O laß sie doch in deinem Tempel
      
 Dein gnädig richtend Antlitz sehn! –