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Die unglückliche Spazierfahrt auf der Donau am
27. May 1827

Im Tone: Juhe! die Feinde sind geschlagen.

Ein warnend Beyspiel will ich singen
Es gibt die Lehre grell und scharf,
Wie, daß der Mensch vor allen Dingen
Der eignen Kraft nie trauen darf;
Es zeigt, wie oft in Lust und Freuden
Ein Unglück, selbst der Tod uns winkt,
Zumahl, wenn man sie unbescheiden
In allzu großen Zügen trinkt.

Den schönen Maytag zu genießen,
Der reinen Landluft sich zu freun,
Lustwandelten mit leichten Füßen
Jüngst im freundschaftlichen Verein,
Verwandte junge acht Personen
Mit jugendlichem heitern Sinn,
Im Glanz des Frühlings sich zu sonnen,
Von Wien nach Klosterneuburg hin.

Da meinten nun die beiden Männer,
Als schon die goldene Sonne wich,
Es fahre lustiger und schöner
Nach Hause auf der Donau sich;
Nach manchem Hinderniß erlangten,
(Es war, als sollt es schon nicht seyn),
Sie einen Kahn, die Frauen bangten,
Doch stiegen scherzend sie hinein.

Und singend schifften sie hinunter,
Ihr Echo schallt aus dunkler Au,
Die Wellen tanzten schön und munter,
Doch kannten sie sie nicht genau;
So ruderten sie fort, und schwammen
Gleich Göttern auf dem Element,
Bis sie ganz nah vor Nußdorf kamen,
Dort wo der Sporr'n die Fluthen trennt.

Vom Ufer riefen da die Leute;
Entfernt vom Sporren euch im Lauf
Sonst werdet ihr dem Tod zur Beute,
Da sprangen schnell die Frauen auf;
So fing das Schifflein an zu wanken,
Laut hört man sie um Hülfe schreyn –
Sie schlugen um – und alle sanken
Ins nasse kalte Grab hinein.

Am Gatten klammert in den Wogen
Die Frau sich, die gesegnet ging,
Doch eh der Retter kommt geflogen
Sie all ein grauser Tod umfing;
O Gott, du ließest zum Exempel
So jämmerlich sie untergehn,
O laß sie doch in deinem Tempel
Dein gnädig richtend Antlitz sehn! –


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