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Die Alters-Stuffen!

Wien 1828.

Zu finden bey Ignaz Eder, Kupferstichhändler am Thurn in der Flecksiedergasse im eigenen Hause No. 76 zum guten Hirten.

Da steht das Bild bis zehn gefallen,
Hab ich's bis Hundert angeführt,
Hiermit nun werden durch zehn Zahlen
Die Menschen-Alter explizirt.

Und was ist der Mensch?

Ein Meisterstück aus Schöpfers Händen,
Aus Stärke, Schwäch? aus Weisheit, blind
Trotz seinen Gaben und Talenten
Ist er noch bis zehn Jahr, ein Kind.

Was ist Zwanzig?

Ist er ein blüthevoller Jüngling
Der alles kennt, und wissen will,
Da kommt die Lieb, macht ihn zum Dümmling
Verdirbt sein schönstes Lebens-Ziel.

Was ist Dreißig?

Ist er ein Mann, in vollen Kräften,
Und die Vernunft tritt wahrhaft ein,
Weiht er sie zu nützlichen Geschäften,
Kann er sich einst des Lebens freu'n.

Was ist Vierzig?

Dieß ist die schönste Lebens-Stuffe:
Er schaukelt Kinder auf dem Schooß,
Und ist er glücklich im Berufe,
So ist beneidenswert sein Loos.

Was ist Fünfzig?

Umrungen im Familien-Kreise,
Wo er als Vater sich erblickt,
Steht er nun still auf seiner Reise,
Und lebt zufrieden und beglückt.

Was ist Sechzig?

Da sieht man schon im Angesichte,
Daß sich nun fängt das Alter an,
Er ärntet auch die süßen Früchte,
Wenn er einst Gutes hat gethan.

Was ist Siebenzig?

Sitzt er in seiner Enkel Mitte,
So freut er sich auch noch als Greis,
Und wirft empfindungsvolle Blicke
Zurück auf seine Lebens-Reis'.

Was ist Achtzig?

Da geht die Weisheit schon zu Grunde,
Und bittet täglich Gott den Herrn
Um eine sanfte Abschieds-Stunde,
Und lebt noch immer herzlich gern.

Was ist Neunzig?

Da wird er was er einst gewesen
Ein Kind: doch Andern nur zum Spott,
D'rum sind die Worte auserlesen,
Lebt er bis hundert, Gnad ihm Gott.

Was ist Hundert?

Dieß Loos ist Wenigen beschieden,
D'rum Menschen strebt nach Tugend, Ruhm
Und wandelt froh in sanften Frieden
Hinüber in's Elisium.


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