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Drey
Neue
Angenehme Lieder
Zärtlicher Schäfer

Das Erste.

Etwas lieben und entbehren
Ist ein Schmerz, der heimlich quält.
Wenn die Blicke Zungen wären,
Hätten's dir schon längst erzählt,
Was dein Wesen, schönstes Kind!
Über mich für Macht gewinnt.

Denke, wie es martern müsse,
Wenn ein armer Pilgersmann
An dem Ufer tiefer Flüsse
Keinen Trunk erreichen kann!
Und mit Sehnsucht und Verdruß
Wasser sehn – doch dürsten muß!

Deine Schönheitsreichen Blicke,
Ach! wie sind sie reizendvoll!
Doch es sind nur Schaugerichte,
Die mein Mund nicht schmecken soll.
O verdammter Appetit,
Wer verbothne Früchte sieht!

Hat das Schicksal kein Erbarmen,
Hat es doch der bittre Tod.
Geh nur hin in fremde Armen,
Und ich sterb vor Liebesnoth.
Wer dein Schönheit nicht erwirbt,
Dem ist's besser, daß er stirbt.

Das Zweyte.

Ich fühle Triebe, die Liebe
Wird es gewißlich seyn,
Die den beklemmten Herzen
Verursacht tausend Schmerzen,
Und jammervolle Pein.
Ich fühle Triebe, die Liebe
Wird es gewißlich seyn.

Du hegest Flammen, die stammen
Aus falscher Brust hervor;
Ich mag von dir nichts wissen,
Nun füge dich den Schlüssen!
Und bleibe wie zuvor.
Du hegest Flammen, die stammen
Aus falscher Brust hervor.

Glaub, spröde, schöne Climene!
Glaub, daß ich redlich sey,
Dir soll mein ganzes Leben
Beweis und Zeugniß geben
Von meiner Lieb und Treu.
Glaub, spröde, schöne Climene
Glaub, daß ich redlich sey!

Ich kenn' die Triebe, die Liebe
Der Schäfer allzugut:
Nicht Du und Deines gleichen
Den Schmetterlingen weichen
In ihrer Wankelmuth.
Ich kenn' die Triebe, die Liebe
Der Schäfer allzugut.

Grausame Scherze! mein Herze
Beth't dich doch ewig an:
Es soll mich Hund und Heerde,
Eh als ich untreu werde,
Bestrafen, wie es kann.
Grausame Scherze! mein Herze
Beth't dich doch ewig an.

Rühm' deine Treue auf's neue,
So lang es dir gefällt.
Es ist nur leers Geschwätze
Das ich nicht höher schätze,
Als wenn mein Hunde bellt.
Rühm' deine Treue auf's neue,
So oft es dir gefällt.

Wohlan das Glücke das schicke,
Was sonst dein Hund erhält!
Wie oft, du wirst es wissen,
Thust du ihm zärtlich küssen
Und streichen, wenn er bellt?
Wohlan das Glücke das schicke,
Was sonst dein Hund erhält!

Schalkhafter, schweige, und zeige,
Dich nicht so frey mit mir!
Du lachst, weil ich erröthe;
Du meinst, doch nur die Spröde
Rede im Scherz mit dir.
Schalkhafter, schweige, und zeige
Dich nicht so frey mit mir.

Verzeihe, schöne Climene!
Mein Engel! zürne nicht.
Es weiß im heißen Triebe:
Ein Schäfer voll der Liebe
Nicht, was er thut noch spricht.
Verzeihe, schöne Climene!
Mein Engel! zürne nicht.

Sieh! ich vergebe, doch lebe
Forthin auf deiner Huth!
Du wirst mich nicht beschämen;
Denn dieses würd' mich grämen,
Und ich würd' nimmer gut.
Sieh! ich vergebe, doch lebe
Forthin auf deiner Huth!

Ich werd ins künftig vernünftig
Und stets bescheiden seyn:
Doch darf ich dich beschwören,
So mußt du mich anhören,
Und lindern meine Pein.
Ich werd ins künftig vernünftig
Und stets bescheiden seyn.

Nicht zu geschwinde! ich finde
Den Antrag noch zu früh.
Getreue Schäfer müssen
Sich zu bescheiden wissen
Oft Jahre warten sie.
Nicht zu geschwinde! ich finde
Den Antrag noch zu früh.

Ich füg mich gerne der Sterne,
Der Zeitfrist, die du giebst:
G'nug wenn nach einem Jahre
Ich nur das Glück erfahre,
Daß du mich wahrhaft liebst.
Ich füg mich gerne der Sterne,
Der Zeitfrist, die du giebst.

Ein ganzes Jahre – bewahre –
Der Himmel mich und dich!
Es soll so lang nicht gelten,
Du möchst mich grausam schelten,
Und dieß verdröße mich.
Ein ganzes Jahre – bewahre –
Der Himmel mich und dich!

Mein andre Seele! erwähle
Zeit, Stund, sag wann und wie.
Schon dank ich dem Geschicke:
Sie zeigt mir, welch ein Glücke!
Die Händ' – ich küsse sie.
Mein andre Seele! erwähle
Zeit, Stund, sag wann und wie.

Sie seufzt und sinket, dann winket
Die Liebe Damon zu.
Wie sie nun ferner thaten
Mag jeder selbst errathen.
Ich lasse sie in Ruh:
Laß beyde herzen, jetzt scherzen,
Und zieh den Vorhang zu.

Das Dritte.

So trifft mich das Schicksal so sollt ich dann lieben,
O Aussicht! o Jammer! was steht mir bevor?
Ach könnt ich die Stunde des Unglücks verschieben,
In der ich das Kleinod der Freyheit verlohr,
Es flieh'n mich die Scherze, die Freude, die Ruh',
Der Himmel fall nieder, und decke mich zu.

Wie abgeschmackt hör' ich die Nachtigall singen,
Wie fürchterlich lärmet der fallende Bach,
Was regt sich im Walde mir Schrecken zu bringen,
Wer schleicht mir im Laube verrätherisch nach?
Die Sonne scheint nicht mehr so schön als vorher,
Der Tag ist so heiter, so lieblich nicht mehr.

Die Rosen erblassen, und scheinen zu welken,
Die Blume der Sonne neigt traurig das Haupt,
Der süße Geruch gleicht den schwindelnden Nelken
Die Weiße, die Schönheit den Lilien geraubt,
Es sterben die Farben der scheckigten Flur,
Ein Augenblick ändert die ganze Natur.

Ein brausender Sturmwind bricht Reiser und Blätter
Vom Gipfel der Eichen, und wirft sie auf mich,
Hoch über den Bergen ziehn brausende Wetter,
Und ströhmen verderbliche Güsse von sich,
Der brüllende Donner zerschmettert die Luft,
Und Blitze begleiten das Tag'slicht zur Gruft.

Ach Philis! wie kannst du die Härte beschönen,
Die Welt geht zu Grunde, du lachest dazu,
Du darfst meinen Kummer mein Elend verhöhnen,
Du nimmst mir das Leben du raubst mir die Ruh',
Ist jener, der leidet weil er dich verehrt,
Des Mittleids, des Trostes nicht heilig auch werth?

Die Menschlichkeit heißt dich der Unschuld zu schonen,
Die zärtlichste Neigung verdiente ja Lohn.
Ach könntest du Liebe mit Liebe belohnen,
Die einzige Hoffnung ermuntert mich schon,
Du wankest, erröthest, du gönnst mir dein Ohr,
Was seh' ich! die Erde blüht schöner als vor.


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