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Der trotzige Ritter

(Ballade)

Wien 1837.

In der Expedition des k. k. ausschl. pr. Kalator, Landskrongasse Nr. 547, Bellegardehof, Gewölbe No. 8.

Aus dem Liederbuche: Der fröhliche Sänger.

Ein trotziger Ritter aus fränkischem Land,
Im Dienste der Waffen gar rühmlich bekannt
Bestieg einst, umgürtet von Panzer und Schwert,
Zum Streite gerüstet sein muthiges Pferd.

Und als er im Felde manch traurige Nacht
Im Dienste der Waffen gar rühmlich durchwacht,
Da kam mal ein Bothe ins Lager gerannt,
»Gott grüß Euch, Herr Ritter aus fränkischem Land«.

»Gott grüß Euch,« so sprach er, und neigte sich tief,
Schnell ging ihm der Ritter entgegen und rief:
»Sag an mir, o Bothe, was suchest du hier
Im Waffengetümmel was bringest du mir?«

»Ach leider, ich bring' Euch gar bösen Bericht;
Seyd mannhaft, o Ritter, entsetzet Euch nicht;
Denn Euer hochadelig Fräulein im Schloß
Hat heimlich getragen ein Kindlein im Schooß.

Kaum hörte der Ritter die schreckliche Post,
Da faßt ihn ein Schauer; »auf!« rief er erbost.
»Auf! sattle das Roß mir, ich brenne vor Wuth,
Ich brenne zu rächen mein ritterlich Blut!«

Und als er nun abstieg im einsamen Schloß,
Da fuhr er voll Wuth auf sein Töchterlein los:
»Wer ist der Verführer, du Natterngezücht!
Wo ist er, der Bube, verläugne mirs nicht!«

»Ach! Vater! ach! glaubt nicht dem lügenden Ruf,
Mein Herz ist so rein noch, wie Gott es erschuf.«
So sprach sie noch fürder manch bittendes Wort
Umsonst – er ergriff sie und schleppte sie fort.

Er schleppte sie fort in ein finster Gemach,
»Komm,« sprach er »du Reine, komm folge mir nach.«
»Ach! Vater! mein Vater! wo führt ihr mich hin?
Ach Gott! sey mir gnädig, was habt ihr im Sinn?« –

»Du sollst's wohl erfahren, du sollst es wohl sehn;«
So sprach er und hieb sie trotz Bitten und Fleh'n
Mit Geißeln von Dornen gar jämmerlich lang,
Bis stromweis das Blut aus den Adern ihr drang.

Jetzt sank sie wohl nieder im finstern Gemach,
Ihr Auge ward dunkel, ihr Athem ward schwach,
»Ach Vater, mein Vater erbarmet euch mein,
Der Himmel mög' euch es, mög mir es verzeihn.

Verwahret mein Kindlein, und pfleget es gut,
Denn wißt, es ist Haramunds königlich Blut!«
»O!« seufzte der Ritter, »ach! Gott sey's geklagt,
O Tochter! o hätt'st du das eher gesagt.«

Und als nun der stürmische Winter verfloß,
Zog Haramund selber vors einsame Schloß.
»Gott grüße dich Ritter im fränkischen Land,
Im Dienste der Waffen gar rühmlich bekannt.

Dein schönes, dein sittiges Fraulein zu frey'n
Verließ ich mein Lager am strömenden Rhein,
Drum, bist du's zufrieden, so führe mich hin,
Und gib ihr den Segen und lasse sie ziehn.«

»Wohl wär ich's zufrieden, wohl ließ ich sie ziehn,
Doch leider, o König! mein Kind ist dahin.
Dort siehst du den Grabstein am Hügel hinauf,
Auch wachsen schon gelbliche Blümchen darauf.«

Und siehe, kaum redet der Ritter, so fährt
Aus Haramunds Scheide das blinkende Schwert;
Hoch fuhr es empor in des Königs Hand
Und streckte den Ritter dahin in den Sand.

»Sieh' hier,« sprach der König, »du trotziger Mann,
So hast du es meiner Geliebten gethan!«
Drauf nahm er das Kindlein zu sich auf das Roß,
Und weinend verließ er das einsame Schloß.


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