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Wien.
      
 Zu finden bey Anton Leitner, Kupferstichhändler auf den obern Jesuiterplatzel oder sogenannten Schulhof.
Freundin darf ich dich besingen
      
 Weil mir dein Gestalt gefällt,
      
 O möchte mir dies Lied gelingen,
      
 Da ich dich zum Stof gewählt.
      
 Schön bist du und deine Augen,
      
 Sind wie Sterne anzusehn
      
 Die zum Herz enflammen taugen,
      
 Deine Wangen sind auch schön.
Deine Lippen wie Korallen,
      
 Bringen jedem Himmelslust,
      
 Auch die zarten Marmorballen
      
 Auf der Lilienweißen Brust.
      
 Auserlesene Brünette,
      
 Junge Herzen machst du wund,
      
 Auch das meine wie ich wette
      
 Zu der allerersten Stund.
Doch was nützet mir mein Flehen,
      
 Da ich dich nicht haben kann,
      
 Ach! hätt ich dich nie gesehen.
      
 Da ein andrer wird dein Mann;
      
 Doch ich will dich gleichwohl lieben,
      
 Reine Lieb ist ja nicht Sünd,
      
 Ohne Laster auszuüben,
      
 Bist ein mir geliebtes Kind. 
      
Dich in meine Arme schlüssen,
      
 Wäre meine größte Freud
      
 Oder deine Wangen küssen,
      
 Welch erwünschte Seligkeit.
      
 Jedem muß ich es gestehen
      
 Meine Freyheit ist dahin
      
 Seitdem als ich dich gesehen,
      
 Schöne Herzenskrämmerin.
Nun ich wünsch dir wohl zu leben,
      
 Aber ich vergiß dich nicht,
      
 Da ich dir dies Lied gegeben,
      
 Weißt die gänzliche Geschicht,
      
 Wer kann vor den Pfeil der Liebe,
      
 Der sehr schnell die Herzen trift,
      
 Denn der Venus lose Triebe,
      
 Sind weit ärger als das Gift.
Weine mir doch eine Thräne
      
 Wenn mich einstens deckt das Grab,
      
 Freundin mir geliebte Schöne,
      
 Weil ich dich geliebet hab.
      
 Fröhlicher werd ich dann liegen,
      
 Und auch fröhlich auferstehn,
      
 Weil du warest mein Vergnügen,
      
 Dieses muß ich frey gestehn.