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Ein schön
Weltlich Lied
von
Samson dem Held

Samson.

Wo ist der Philistäer Heer,
Wo sind die Kriegesschaaren?
Kommt her mit eurem Ritterspeer,
So Dalilam bewahren,
       Mit meiner Hand,
        Zur größten Schand,
Will sie zumal erschlagen,
        Nur euch zum Spott
       Bis in den Tod
Mein Leib und Leben wagen.

Dalila.

Mein Samson, wag dich nicht zu viel
Dein Leben kannst verlieren,
Der Philistäer sind gar viel,
Wenn sie dich werden spühren,
       Sie allbereit
       Mit größter Freud
Dein Leben werden kürzen,
       Weil du oftmal
        In große Qual
Die Völker thätest stürzen.

Samson.

Zerrissen hab in großem Streit
Eins starken Löwens Rachen,
Erschlagen auch viel tausend Leut
Mit ein Esels-Kinnbacken:
        O Dalila,
       Soll ich denn da
In Liebe vor dir sterben?
       Du bist ja mein,
        Ich bleibe dein,
Dein Herz will ich erwerben.

Dalila.

Samson, ich wart auf dein Befehl,
Wie bin ich deiner würdig,
Du bist ein starker Fürst und Herr
Vom Fürstenstamm gebürtig,
       Ja mein Samson,
       Ich will dir schon
Nach allem dein Begehren,
        Ich will ja dir,
        Für dein Plaisir,
Dir dienen, lieben und ehren.

Samson.

O Dalila, nimm hin mein Herz,
Dir ewig bleibts gefangen,
Weil du gelindert meinen Schmerz,
Mein Herz an dir soll hangen,
       Denn du allein
       Mich aller Pein
Der Liebe hast befreyet,
       Drum hat kein Schritt
       So wegen dich,
Jemalen mich gereuet.

Dalila.

Samson, du bist mein süße Ruh,
Mein Leben, süßes Leben,
Schließ deine zarten Augen zu,
Dir hab ich mich ergeben,
       Dein Herz ist mein,
       Mein Herz ist dein,
Dein Stärk laß mich doch wissen,
       In meinem Schooß
        Schlaf sorgenlos
Dein Lefzen will ich küssen.

Samson.

Kein Haufen Strick, kein eisern Band;
Jetzt will dirs offenbaren;
Auch nicht allein in meiner Hand,
Sondern in meinen Haaren
       Ist all mein Kraft,
       Mein Stärk und Macht,
Mein große Heldenthaten;
       Ich bin verliebt,
        Aber betrübt,
So du mich wirst verrathen.

Dalila.

Schlaf, Samson, liebster Bräutigam,
Mein Herz hast du erworben.
Ihr Philistäer lauft zusamm,
Sein Macht ist ihm genommen,
       Sein Haar vom Haupt
       Geschnitten ab,
Kein Stärk ist mehr vorhanden,
       Zu seiner Buß,
        In Finsternuß,
Legt ihn in Ketten und Banden.

Samson.

Hier lieg ich armer Samson bloß,
Mein Stärk ist mir genommen,
Der Dalila untreuer Schooß
Hat mich falsch überkommen,
       Mein Stärk und Macht
       Wird ausgelacht;
Ach hätt ich nicht geliebet,
       In Schand und Spott
        Bis in den Tod
Mein Herz und Seel betrübet.

Dalila.

Schweig still, mein Samson, deine Klag
Vergebens thust ausgießen,
Das ist aller Verliebten Plag,
Laß dichs nur nicht verdrießen,
        Ein Verliebter muß,
        Zu seiner Buß,
Seine Macht gefangen geben,
       Schweig lieber still
       Und sag nicht viel,
Blind, elend mußt du leben.

Samson.

Der ich zwar die eiserne Pfort
Zu Gaza weggetragen,
Mit starker Hand an manchem Ort
Die Feind zu Boden g'schlagen,
       Jetzt hat die Lieb,
       Gleichwie ein Dieb,
Mich meiner Stärk beraubet,
Dieweilen ich
       Ohn Maß und Ziel
        Der Dalila geglaubet.

Dalila.

Samson, dein'm Vorwitz gib die Schuld,
Thu gar nicht wiederstreben,
Das Unglück hast dir selbst erwählt,
Geduld mußt du jetzt tragen;
       Ein andermahl
       Nimm dir die Wahl,
Lern erst die Lieb recht kennen,
       Aber zu spat
       Ist jetzt dein Rath,
Unglücklich thu dich nennen.

Samson.

Ihr wilden Thier, ach kommt herfür,
Mein Seufzen thut anhören,
Betrachtet, wie die groß Untreu
Mein Herz will ganz verzehren:
       Seht, wie das Glück
       Im Augenblick
Mich also hat betrogen,
        Da Dalila
       Ihr falsches Ja
Mir listig vorgelogen.

Dalila.

Die Lieb es keinem anders macht,
Mit Falschheit thut sie lohnen,
Die B'ständigkeit sie nur auslacht,
Thut gar keinen verschonen,
       Es ist umsunst
       Erlangst kein Gunst,
All Hofnung ist verlohren.
        Ich sag es dir,
        Daß du allhier
Zum Unglück bist geboren.

Samson.

Wie unbarmherzig ist dein Sinn,
Geht es dir denn von Herzen,
Ist dieses denn mein Liebsgewinn,
Oder thust mit mir scherzen?
       Sag mir geschwind,
       Herzliebstes Kind,
Soll ich in Schanden sterben,
       Oder kann mir
        Kein Mensch allhier
Die Freyheit mehr erwerben?

Dalila.

Samson, dein Schmeicheln hilft dir nicht,
Kein Herz ist mehr vorhanden,
Noch schmerzet mich auch deine Bitt,
Seufze in Ketten und Banden,
       Den Liebeslohn
        Trägst jetzt davon,
Nur sey allzeit verachtet,
       Hättest zuvor
        Verliebter Thor
Das Lieben recht betrachtet.

Samson.

O Dalila, hätt ich kein Haar
Dir nimmermehr getrauet,
Wär ich geblieben, wer ich war,
Und hätt das End beschauet,
       So dürft ich nicht
       Mühseliglich
Gefangen herum gehen;
       O hätt ich dich,
        O falsches G'sicht,
Nimmermehr angesehen!

Dalila.

Recht so, mein Samson, also recht,
Ich muß darzu nur lachen,
Die Buß ist dir noch viel zu schlecht,
Man wird dirs anders machen;
        Das Augenlicht
       Aus dein'm Gesicht
Wirst müssen herausgeben;
       Schweig lieber still,
        Und sag nicht viel:
Blind, elend mußt du leben.

Samson.

Soll ich in Blindheit meine Zeit,
O Dalila, verzehren,
Adjeu, o Welt, ich bin bereit,
Der Tod ist mein Begehren,
       Bindt nur geschwind
       Und macht mich blind,
Die Augen thut ausstechen,
        Die Schand und Spott
       Vor meinem Tod
Werd ich vielleicht noch rächen.

Samson.

Schaut, ihr Verliebte, dieses ist,
Was ich mit Lieb gewonnen,
Untreu, Falschheit und Hinterlist
Hat mich falsch überkommen:
       Nehmt euch inacht,
       Oefters betracht't,
Thut euch allzeit vorsehen,
        Liebt vorsichtig,
       Nicht gleichwie ich,
Sonst wirds euch auch so gehen.


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