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Wilhelmine

Wien
Bey Ludwig Mausberger.

So alleine wandelst du?
Schon ist Mitternacht vorüber,
Regen-Wolken zieh'n hinüber,
Mädchen, Mädchen, geh' zur Ruh.

Ruhen kann ich nicht allein;
Mein Geliebter hat versprochen,
Heute bey mir anzupochen;
Ruhen kann ich nicht allein.

Ruhen sollst du nicht allein;
Hat dein Lieber dich belogen,
Ach! so sey er auch betrogen,
Führ' mich in dein Kämmerlein.

Führen will ich dich dahin.
Enge ist es, kaum drey Schritte,
Aber Ruh' in seiner Mitte,
Rings herum wächst Rosmarin.

Sicher ist mein Schlafgemach,
Einsam ist es, kühl und düster,
Hier stört uns auch kein Geflüster,
Hier stört uns kein Weh, kein Ach.

Wie es doch so ängstlich ruft,
Wie die Winde schaudernd blasen!
Ist das nicht des Kirchhofs Rasen?
Ha ich witt're Gräber-Duft.

Ist das nicht Louisens Grab,
Die ich treulos einst verlassen?
Mädchen thu' mich nicht umfassen,
Sonst stürz'st du mich ja ins Grab.

Sieh, Louise steht vor dir,
Die du dir zur Braut erwählet;
Jetzt hat uns der Tod vermählet,
Komm, und schlumm're sanft bey mir.

Schlummern, schlummern wollen wir,
Ohne Kummer, ohne Sorgen,
Bis uns einst an jenem Morgen
Auch die Auferstehung ruft.


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