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Liebesklagen

Wien 1827.

Zu finden bey Ignaz Eder, Kupferstichhändler am Thury in der Flecksiedergasse im eigenen Hause zum guten Hirten.

Es ist kein Kreatur auf Erden,
Die nicht zur Lieb' erschaffen ist;
Gott hat die Lieb erschaffen,
Wer kann mich dafür strafen?
Ei, so lieb ich fort in Ehren,
Es ist kein Mensch, der mir's kann wehren.

Es liebt das kleine Waldvögelein,
Warum soll's mir verbothen seyn?
Ist nur eine, die mir thät gefallen,
Hat ja Äuglein wie Korallen,
Ist ja weiß so wie der Schnee,
Auch so schön als wie Bethsabee.

Sieht man nur die Lerche an,
Wie sie ruft um den Gespan,
In den Lüften flieget sie umher,
In dem Frühling wie im Sommer,
Wie es singt und ruft in d' Weit,
Und stets um sein G'spänchen schreit.

Aber denk' es währt nicht lange,
Bald kommt der Tod, nimmt Eins davon,
Man trauert, dem Herz wird bange,
Es ist ja doch nicht anders schon;
Wann der Tod die Lieb zerbricht,
Wird die schönste G'stalt zernicht.

Liebe Lerche schweig nur still,
Nachdem es Gott so haben will,
Es hilft kein Trauern, ach! nein, nein,
Es kann doch nicht anders seyn;
Schlag die Lieb' nur aus dem Sinn,
Weil du jetzt mußt scheiden hin.

B'hüt dich Gott du G'spänchen mein,
Ja es muß geschieden seyn,
Auf den Grabstein wirst du lesen:
Daß ich bin dein Schatz gewesen,
Der da liegt im Grab allhie,
Wird dein Herz vergessen nie.

Das menschliche Leben ist bestellt,
So wie das Blümchen auf den Feld
Es wachset auf, und muß verderben,
Und du o Mensch mußt einmahl sterben,
Wenn Gott spricht das Leben ab,
Kommt der Tod mußt fort ins Grab.

Eine thät mir nur gefallen,
Auf der Welt sonst keine mehr,
Sollt' ich diese nicht bekommen,
Die ich mir hab vorgenommen,
Will ich auf der Welt nicht seyn,
Ich lege mich ins Grab hinein.

Meine Augen werden naß,
Wann ich denke nur auf das:
Meine Liebste hier auf Erden,
Soll zu einer Todten werden,
Die mich hat geliebt so rein,
Muß die Speis' der Würmchen seyn.

Zum Beschluß will ich noch bitten,
O, Mensch thu nicht die Zeit versplitten,
Gehe hin mit Herzensreine,
Beichte Sünden groß und kleine,
Beichte sie mit Reu und Leid,
Dann wirst seyn in ew'ger Freud.


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