Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Abschied
eines
Rekruten
aus der
Alsterkaserne
von
seinem Mädchen
und
seinen Anverwandten.

In einem Gespräche nach bekannten Melodien vorgetragen.

Wien,
bey B. Ph. Bauer, k. k. priv. Buchdrucker auf der hohen Brücke.

Personen:

Straff, ein Bürger.
Marthe, seine Frau.
Joseph, beyder Sohn, ein Rekrut.
Barbara, seine Großmutter.
Therese, ein Stubenmädchen, Josephs Geliebte.

Viele andere Rekruten.

1. Chor.

Alle Rekruten, die eben vom Exerziren auf der Glacis kommen, unter welchen Joseph ist, singen:

Nach der Melodie: Soldat ist gut zu seyn usf.

Jetzt, Brüder, zu dem Glas!
Das Tagwerk ist geendet.
Füllt es mit Rebennaß!
Bald haben wir vollendet.
Schon schreiten wir:
Eins, zwey, drey, vier.
Darauf wird exercirt:
Und säh'n wir schon die Feinde
So nah', wie unsre Freunde;
Sie wären massacrirt.

Schön ist's für's Vaterland
Den Heldentod zu sterben.
Der sterbe unbekannt,
Und ungerühmt von Erben,
Der nicht sein Blut
Sammt Hab' und Gut
Dem Vaterlande weiht!
O käm's schon zum Marschiren!
Wir können exerciren,
Und sind zum Kampf bereit.

2. Quintett.

Straff, Marthe, Barbara und Therese kommen zu Joseph.

Im Tone: Ein Weib ist das herrlichste Ding auf der Welt.

Straff (zu Joseph).

Sieh da, lieber Joseph! wie schmuck und galant
Erblick' ich dich! fast hätt ich dich nicht gekannt.

Marthe.

Eh, Seppel! wie steht die Montur dir so schön!

Therese.

Ich kann dich nicht gnug mit Verwundrung ansehn.

Barbara.

Ach, freut euch nicht! denkt doch, er ist nun Soldat!

Straff.

Potz! Mutter! der frißt noch den Feind wie Salat.
Auch ich hab' den Preußen zum Nacken geschaut.

Marthe.

Ja, richtig, mein Alter! da war ich noch Braut.

Joseph.

Frau Ahndel! und freß ich auch nicht wie Salat
D' Franzosen, so bleib ich doch gerne Soldat.
Der Vater hat gegen die Preußen gekriegt;
Die Mutter freut's, daß die Montur gut anliegt;
Auch seht ihr, daß d' Resel sich willig drein fügt;
Nun wißt ihr: die Stimme der Mehreren siegt.
Drum seht, liebe Ahndel, Ihr grämelt allein;
Und Aeltern und Schätzchen – die willigen ein.

Barbara.

Ach, Enkel! du stiehlst mir die Freud auf der Welt.

Therese.

Mir gibst du sie, Lieber! doch ficht auch als Held!
Erwirb dir an einen rothseidenen Band
Die Denkmünz, so reich' ich dir herzlich die Hand;
Und spricht man, daß dir ein Franzose erlag,
So zieh' ich dir als Marketänderinn nach.

Straff.

Topp, Resel; ich schaffe dir alles gleich ein.

Marthe.

Ich steure dir zu, Marketänd'rinn zu seyn.

3. Duett.

Joseph und Therese.

Im Tone: O Hochzeittag, wenn kommst du an usf.

Joseph.

So nimm mich denn so, wie ich bin.
Du liebe Marketänderinn!
Doch trägt man mich verwundet ein,
So sollst du mir auch Wundarzt seyn.

Therese.

Ich selbst, ich zupfe die Kopey'n,
Und dreh sie in die Wunden ein.
Drum nimm mich denn so, wie ich bin.
Als liebe Marketänderinn!

Beyde.

Wohl dem, den Liebe für's Vaterland krönt!
Nie von dem Herzen des Mädchens getrennt.
Sammelt er Palmen des Sieges sich ein:
Liebchen sticht Blumen der Liebe hinein.

4. Rundgesang.

Im Tone: Soldat ist gut zu seyn usf.

Straff (zu Joseph).

Wehr dich um deine Haut!
Wer auf den Feind oft schießet,
Recht fleißig auf ihn haut,
So Feindesblut vergießet,
Wird nicht so leicht
Vom Feind erreicht.
Leb' wohl, mein lieber Sohn,
Und laß dich nichts erschüttern!
Nur Hasenherzen zittern
Und jagen schnell davon.

Barbara.

Nun, kann's nicht anders seyn,
So muß ich mich ergeben.
Die Hoffnung gibt mir's ein,
Ich seh' dich noch am Leben.
So zieh denn fort
An manchen Ort,
Wo Tod'sgefahr dir droht!
Zieh, Enkel, hin in Frieden!
Ist dir der Tod geschieden.
So werd' auch mir der Tod!

Marthe.

Man stirbt nicht so geschwind:
Und gibt's auch blut'ge Wunden;
Wenn d' Resel ihn verbind't,
So wird er bald gesunden.
Zieh' hin ins Feld,
Und nimm dieß Geld
Mit meinem Segen an!
Zieh' hin, mein Sohn, in Frieden!
Ist dir der Tod beschieden,
Nun wohl! Gott hat's gethan.

Joseph.

Es ist der schönste Tod,
Fürs Vaterland zu sterben.
Wenn euch nur nichts bedroht –
Ich will den Ruhm erwerben,
Nebst Hab' und Gut
Auch selbst mein Blut
Dem Vaterland zu weih'n.
Laßt uns die Stimm' erheben!
Ruft: Oestreichs Stamm soll leben!
Ihr Brüder, stimmet ein!

Alle.

Schön ist's, fürs Vaterland
Den Heldentod zu sterben.
Der sterbe unbekannt,
Sey ungerühmt von Erben,
Der nicht sein Blut
Sammt Hab' und Gut
Dem Vaterlande weiht!
Laßt uns die Stimm' erheben!
Ruft: Oestreichs Stamm soll leben
Bis in die fernste Zeit!


 << zurück weiter >>