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Der Wiener Apollo-Saal

Arie, nach dem Heubauer
1808.

Ich hab' einmahl d' Zeitung g'lesen,
Ist d'rinn große B'schreibung g'wesen,
Von 'nen Saal in Wienerstadt;
Auf der Mariahilfer-Straßen,
Draußen in der Zieglergassen,
Den man jüngst gebauet hat.

Potz Stern! – Thun Sie es gar wagen
Und getrauen sich zu sagen,
Man darf auch die halbe Welt,
England, Frankreich, Rußland gehen
So wird man kein' solchen sehen,
Der auf diese Art herg'stellt.

Mich hievon zu überweisen,
Muß doch selbst nach Wien hinreisen
Daß z' Haus was erzählen kann;
Wird mich Guguck auch nicht holen,
Laß der Scheine viele rollen,
Bin ein reicher Privatmann.

Bin am Balltag z' Wien ang'kommen,
Hab mir gleich Fiacker g'nommen,
Fragt, wohin er fahren soll;
Weißt denn nicht, nein, zum Perl,
Nicht zur Schwane, nicht zum Sperl,
Grad hinaus zum Herrn Apoll!

Wie er allda still gehalten,
Nahm mich einer bei der Falten,
Half mir von den Wag'n heraus.
Bei dem Eingang mit dem Stecken
Stand ein großer Mann zum Schrecken,
Sah ganz martialisch aus.

Bei der Cassa mußt' vor allen,
Jeder gleich fünf Gulden zahlen,
Dies fiel manchen freilich schwer;
Nun darf man passir'n die Stiegen,
Oben thun s' viel Leut ausziehen,
Geb'n für's Kleid ein Blechel her.

Weiters ging ich durch zwei Zimmer,
Auf einmal kam ein blendent Schimmer,
Möchten ein'm die Augen vergeh'n;
Thut man in die Ferne gucken
Sieht man Leut' am Berge hucken,
Machen Musik wunderschön.

Viele hundert Lichter brennen
Auf Maschin ich kann's nicht nennen,
Und im herrlich grünen Glas
Ist von oben an bis unten,
So was närrisch angezunden,
'S funkelt schön, ich weiß nicht was.

Drauf bin ich über d' Stiegen g'schlichen,
Haben sie's galant herg'strichen,
Ganz modest in der lang' Allee;
Auf einmal sind's wie die Narren,
Wie die bösen Geister g'fahren,
Weiß, thun ihnen d' Füße weh!

Dann hab ich was Gut's gerochen,
Hab gedacht, da thun's d'rinn kochen,
Hab gespürt schon Appetit,
Sind da in der Runde g'sessen,
Haben trunken und gegessen,
Und da hielte ich auch mit.

Da kam gleich ein g'schäftig's Mandl
In einem Korsikaner G'wandl,
Fragt gleich, was man will befehl'n;
Bring mir Suppe und Kapäunel,
Ein Bouteille gutes Weinl,
Thu' du dich nur bald einstell'n.

Unter andern Wunderdingen
Thut in Luftern Wasser springen,
Sollte dies wohl möglich seyn;
Doch, wer was davon will sehen,
Muß sehr nahe dabei stehen,
Denn es rinnt sehr superfein.

Von da kam ich in den Garten,
Wo sie Leuten auch aufwarten,
Mit verschied'nen Refriscade,
Alle Gattungen von Früchten
Thun s' auf silbern Körbeln richten,
Punsch, Kaffeh und Limonade.

Thee, Gefrornes, Chocolade,
Alles herg'richt in Parade,
Unter blauen türkisch' Zelt;
Die sich bei dem Tanz erhitzen,
Thun in Menge herum sitzen,
Und begehr'n was ihnen g'fällt.

Die zwei weißen schönen Frauen
Muß man recht gut anschauen,
Sie steh'n auf ein' Postament;
Aber diese müssen saufen (trinken)
Weil sogar thut Wasser laufen
Ihnen häufig aus die Händ'.

Da sind Bäume in der Blüthe,
Ein großer Tisch steht in der Mitte,
Ist mit grünen Tuch bedeckt;
Zwei thun d'rauf die Kugeln jagen,
Ein Dritter muß stets Nummern sagen,
Wenn sich ein's in 's Loch versteckt.

In der Höh' auf einem Bergel
Steht im Tempel ein kleiner Zwergel,
Um und um mit Lamperln voll.
Gleich darneb'n laßt ihm zu Ehren
Sich ein' Harmonie oft hören,
Glaube, 's ist gar Herr Apoll.

Will von da weiter gehen,
Läßt sich in die Länge sehen
Von die Rosen ein' Allee;
Aber die hat mir aus allen
G'wiß am wenigsten gefallen,
Thut mir noch mein Kopf sehr weh.

Einmal darf es keinen kränken,
Herrn Apoll ein Fünferl schenken,
Denn ein Saal von dieser Art,
Wo im Winter Bäume grünen,
Blumen blühen, – – Wasser rinnen.
Wirklich! das ist unerwart!


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