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Ein schönes weltliches Lied zum Preis der Schäferey

Auf, auf, o Schäfrin! laß dich wecken,
Schlief hervor von Wintersdecken,
Genieß der edlen Frühlingszeit,
Tag und Nacht die Schäflein plerren,
Auf die Haiden sie begehren.
Nimm den Stab, mach dich bereit.

In der Stadt ist kein Verbleiben,
Hilf du mir die Schäflein treiben,
In das grüne Kleenfeld;
Da wir uns ein Hüttlein bauen,
Und auf unsere Heerde schauen,
Leben einsam in der Welt.

Leben unter heitern Himmel,
Achten nicht das Stadtgetümmel,
Finden keine Lust darbey;
Haß und Neid die Reichen führen,
Und der Gerechte muß verlieren,
Daß ist nicht bey Schäferey.

Ich und meine Schäfrinn leben
In dem Fried und Lieb ergeben,
Eins das andre nicht betrübt,
Thut Aurora Rosen waschen,
Greifen wir ums Brot in d' Taschen,
Seynd den ganzen Tag vergnügt.

Alsdann sind wir gleich beflissen,
Ob der Wolf kein Schaaf zerrissen,
Bey der Heerd kein Schaden g'macht,
Wo sich dieses Thier verbirget,
Und in den Städten oft erwürget,
Manche Unschuld bey der Nacht.

Will die Hitz uns stark abmatten,
Setzen wir uns z'samm in Schatten,
Und verkürzen uns die Zeit,
Bald mit Pfeiffen, bald mit Singen,
Bey der Heerd den Tag zubringen,
Leben in der großen Freud.

Wann die Sonn uns will vermeiden
Sich der Himmel schwarz thut kleiden,
Rottet sich die Wolkenschaar,
Nehm mein Schäfrinn bey der Mitten,
Führe sie in unsre Hütten,
Schlafen ruhig ohne G'fahr.

Wer will dann in Freuden leben,
Thu sich aus die Haid begeben,
Zu der edlen Hirtenschaar;
Aber dies voraus bedinge.
Daß ein Schäfrin jeder bringe,
Sonst wird ihm zu lang das Jahr.


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