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Wien,
      
 Zu haben bey Gottlieb Borck am Neubau beym 2 Jägerhorn.
Füllt, Brüder! die Becher,
      
 Als wakere Zecher,
      
       Und trinket sie leer.
      
 Dann füllet, ihr Brüder!
      
 Sie alle gleich wieder,
      
       Und stosset sie nieder;
      
             Der Wirth hat noch mehr.
Den Gram und die Sorgen
      
 Versparet auf morgen,
      
       Und weiht euch der Lust.
      
 Von Freunden umrungen,
      
 Von Mädchen umschlungen,
      
       Von Feuer durchdrungen,
      
             Klopft höher die Brust.
Schon glänzt in den Blicken
      
 Das frohe Entzücken;
      
       Das Auge, das glüht.
      
 O göttliche Reben!
      
 Ihr würzet das Leben,
      
       Könnt wieder es geben,
      
             Wenn halb es entflieht. 
      
Begeistert vom Weine
      
 Faßt jeder die Seine,
      
       Die Amor ihm schenkt.
      
 Liebkoset ein bischen
      
 Mit Reschen und Lischen
      
       Und drückt ihr ein Küschen
      
             Noch eher sie's denkt.
Und der dann sein Liebchen
      
 Zu Haus hat im Stübchen,
      
       Der weiht ihr den Wein.
      
 Kurz: jeder der schwinge
      
 Sein Gläschen, und bringe
      
       Das Liebchen, und singe
      
             In Chor mit hinein.
Und hast, armes Bübchen!
      
 Du etwa kein Liebchen,
      
       So suche dir eins.
      
 Denn ohne die Liebe,
      
 Den schönsten der Triebe,
      
       Ists Leben so trübe,
      
             So viel als wie keins.
Auch Freundschaft beglücket,
      
 Wenn Lieb' uns entzücket;
      
       Drum lebe sie hoch.
      
 Ihr tönen die Lieder,
      
 Ihr biederen Brüder,
      
       Sie scheint auf uns nieder.
      
             Ihr kennet sie doch. 
      
Trinkt nun um die Wette,
      
 In freundlicher Kette
      
       Mit Rosen durchmischt.
      
 Die Mädchen, die losen,
      
 Die sind unsre Rosen,
      
       Und deren Liebkosen
      
             Die Männer erfrischt.
Wein, Freudschaft und Mädchen,
      
 Die gängeln am Fädchen
      
       Uns alle vereint.
      
 Der Wein macht uns munter,
      
 Der Freund bringt uns unter
      
       Und Liebe macht bunter,
      
             Was traurig uns scheint.
Drum füllet die Becher,
      
 Ihr wackeren Zecher!
      
       Und machet sie leer.
      
 Wir wollen sie leeren,
      
 Der Menschheit zu Ehren;
      
       Dann frischen begehren,
      
             Der Wirth hat noch mehr.