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Ein ganz neues Lied von der Veneri
oder
Was thut den Menschen das Leben abkürzen?

Was thut denn den Menschen das Leben abkürzen,
Als nur die heuchelnde schmeichelnde Lieb,
Was thut den Menschen ins Elend stürzen,
Als nur die Liebe des Herzens Dieb;
Diese hat so großen Gewalt,
Daß der Mensch zu Boden fallt,
Ja sie benimmt ihm alle Stärke und Kraft,
Ja offenherzig muß ichs bekennen, daß es aussauget den Lebenssaft.

Tapfre Helden, die habens erfahren,
Weiseste Männer und andere vielmehr,
Lese man die Geschichte von vierhundert Jahren,
Wird man da finden die wunderschöne Lehr
So die Venus gegeben hat;
Und giebt sie noch zu heutigen Tag,
Ja wie man stäts mit Augen sieht,
Darf sich dermalen auch keiner verwundern, wenn er der Veneri zu Füßen liegt.

Ach! wie viel hundert auf dieser Erden,
Klagen, beweinen den Unglücksfall,
Aus viel hundert hätt können etwas werden,
Wann nicht wär gewesen die Liebesqual;
Diese stürzet Land und Leut
In groß Elend, Traurigkeit,
Ja in Verzweiflung wie man sieht,
Ach wie viel hundert die Händ schlagen zusammen, wissen ihnen z'rathen noch z'helfen nicht.

Frage man Samson, wie ihm war gewesen,
Als ihm eine Dalila schmeichelte schön,
Auch einen Paris wie ihm war gewesen
Ehe die Tito die Ursach bekennt,
Durch ihr Stillschweigen,
Thät sie mir anzeigen,
Daß nur die Liebe verblendet sie hat,
Troja kann sagen, daß nur die Liebe bereit hat ihr Grab.

Darum so folge vernünftige Seele
Verachte Amoris vergiftete Pfeil,
Thu nicht mit Herkule das Unglück erwählen,
Fliege von Philister in schneller Eil,
Auf daß dich nicht Chareon,
Heute von dem Tage an,
Stürzet von Stiege, zu höllischer Pein,
Laß von der Veneri dich nicht mehr besiegen, wann du willst ewig glücklich seyn.


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