Gottlieb Wilhelm Rabener
Satiren
Gottlieb Wilhelm Rabener

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»Das versteht sich schon von sich selbst, daß die Verfasserinn dieses Briefs jung und schön seyn muß. Außerdem wäre es ein sehr leerer und trockner Brief. Aber eine schöne Unglückliche, die sich thränend zu unsern Füßen wirft, die in den ersten Wochen ihres Ehestandes soviel Verfolgung unschuldiger Weise ausstehen muß, diese, deucht mich, verdient noch wohl, daß man ihr also antworte:«

 

Madame,

Ihr Unglück rührt mich. Ich habe mir lassen die Acten vorlegen; ich finde aber verschiedne bedenkliche Umstände, die, wie es scheinen will, Ihrem Manne sehr nachtheilig sind. Ich werde mich erfreuen, wenn Sie mich überzeugen können, daß meine Besorgniß ungegründet sey. Eine mündliche Unterredung ist dazu wohl am geschicktesten. Ich bin den ganzen Tag beschäfftigt, früh um sechs Uhr aber werde ich noch ungestört seyn. Ich erwarte Sie in meinem Cabinette. Mein Kammerdiener hat Ordre, Sie durch die Gallerie zu mir zu führen. Fassen Sie einen Muth. Ich wenigstens will thun, was in meinem Vermögen ist. Leben Sie wohl!


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